
„Etwa 7,5 Millionen Erwachsene in Deutschland können nicht lesen, das sind fast 15 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung,“ sagt Sabine Uehlein, Geschäftsführerin der Stiftung Lesen mit Sitz in Mainz. Heute ist sie wie manch andere ins Kinderspielzentrum Zellerau („Spieli“) gekommen, mitten ins Kaminzimmer, wo unten im Kamin das Feuerholz knistert und ein paar Stufen weiter oben Kinderbücher in den Regalen geradezu darauf warten, von Kindern erobert zu werden. Allerdings gibt es Lücken im Regal.
Das Spieli ist jetzt Dreh- und Angelpunkt einer Initiative geworden, die viel Geld eingespielt hat, um Menschen zum Lesen zu bewegen. Dabei ist es egal, ob elektronische Medien oder Bücher aus Papier und Pappe dem Leseinteressenten in die Hände fallen. „Uns geht es um Lesefähigkeit und -freude,“ sagt Uehlein.
Ein kurzer Blick zurück: In Würzburg laden Druck- und Medienunternehmen jährlich zu einem Benefizkonzert mit erlesenen Musikern ein. Zuletzt wurden dabei 100 000 Euro zweckgebunden eingenommen, diesmal für die Leseförderung in der Region Würzburg. Die Veranstalter sind neben Vogel Business Media auch Main-Post, Krick und Koenig & Bauer.
Das erwirtschaftete Geld reichten sie an die Stiftung Lesen weiter. Die soll professionelle Projekte daraus stricken, nach deren Muster Lesen schmackhaft gemacht werden soll. Fürs Spieli stehen für die Einrichtung eines Leseclubs 10 000 Euro zur Verfügung – da können einige abgegriffene Schwarten verschwinden und Neues dazukommen.
Außerdem erhält die Aktion „Würzburg liest“ 5000 Euro. Das restliche Geld wird in weitere Projekte investiert – unter anderem in Leseclubs – voraussichtlich noch im 1. Halbjahr 2016, erläutert Gunther Schunk (Vogel Stiftung). Gefragte Experten vor Ort sind dabei Siegfried Scheidereiter (Sozialreferat, Stadt Würzburg), Stefan Becker (Leiter der Mönchbergschule), Anja Flicker (Leiterin der Stadtbücherei) und Buchhändlerin Elisabeth Stein-Salomon. Im Spielzentrum stehen schon jetzt Geolinos und Bilderbücher, CDs und Spiele. Weitere sollen dazukommen.
Schwester Ruperta Krieger (Spieli-Leitung) stellte kurz das Spieli vor, in das oft „Kinder aus bildungsfernen Familien“ kämen. „Wir wollen, dass Kinder auch Erfahrung in Wort und Text machen. Dabei merken wir, dass Lesen und Bildung ganz nah beieinander sind.“ Das Lese-Erlebnis könnten die Spieli-Mitarbeiter mit den Kindern locker-kreativ gestalten.
Daniel Osthoff, Schatzmeister der Aktion „Würzburg liest“, sprach von Tanz, Aktion und Ausstellungen, die sich schon 2014 aus Lese-Aktionen ergeben hätten. Lesungen dann in der Straßenbahn, in der Bücherei, in Cafés. Bücher erzählen statt sie vorzulesen, sei auch ein besonderes Ereignis, auch so funktioniere das Vermitteln von Texten. „ . . . und dann ist wieder die Lust da, das Buch mal in die Hand zu nehmen oder ein paar Seiten nachzulesen.“
„Lesen fördert viele Sinne,“, warf KBA-Vorstandsvorsitzender Claus Bolza-Schünemann noch in die Qualitätsüberlegungen ein, und: „Was man aufgeschrieben hat, hält ein Leben lang.“ Grund genug, Lesen und Schreiben zu beherrschen. Oder rasch zu lernen.