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WÜRZBURG
Lenssen darf weiter im Dom predigen
Lenssen darf weiter im Dom predigen       -  Der Kampf um die Sonntagsmesse von Domkapitular Jürgen Lenssen ist beendet, der Querdenker und seine Fans freuen sich: Lenssen darf auch nach seiner Pensionierung im Dom den wohl beliebtesten Gottesdienst der Stadt halten.  Die Pressemitteilung des Ordinariats ist kurz: „Die Feier der 11.30-Uhr-Sonntagsmesse im Kiliansdom wird ab Juni den Domvikaren übertragen“, heißt es da. Lenssen werde nach seiner Pensionierung „entsprechend seinen Wünschen und Möglichkeiten eingebunden“.   Das klingt unspektakulär, ist es aber nicht. Lenssen erklärt auf Anfrage die Bedeutung der dürren Zeilen: „Ich halte weiter die 11.30-Uhr-Messe im Dom. Die Domvikare springen ein, wenn ich verhindert bin.“ Und dann wird der Domkapitular euphorisch: „Das ist wunderschön, ich danke dem Domkapitel für diese Lösung.“ Die Entscheidung ist an diesem Dienstag gefallen.  Bis es dazu kam, gab es, wie berichtet, viel Wirbel. Im Januar hatte der ebenso beliebte wie umstrittene Lenssen verkündet, dass seine Messen mit seiner Pensionierung im Mai der Vergangenheit angehörten. Das sei, hatte er gegenüber der Redaktion erklärt, eine Entscheidung von Bischof Friedhelm Hofmann gewesen.   Tatsächlich hat Hofmann Lenssen zu seinem 70. Geburtstag von allen Pflichten entbunden. Nötig gewesen wäre das nicht. Zwar sollen Priester mit 70 in den Ruhestand gehen. Laut Statuten des Domkapitels kann der Bischof aber, was „die liturgischen Pflichten“ angeht, „anderweitige Verfügungen“ treffen. Dass Hofmann das nicht getan hat, liege in „seinem Ermessen“, erklärte Lenssen damals, „ich muss das akzeptieren.“  Lenssens Anhänger akzeptierten das nicht. Mit Ex-OB Pia Beckmann und ihrem Mann Klaus Hiltrop an der Spitze sammelten sie im Februar 1000 Unterschriften und schrieben an den Bischof: „Bitte lassen Sie unseren Seelsorger auch nach dem 7. Mai 2017 im Dom für uns da sein. Wir möchten ihn nicht verlieren.“ Die Antwort aus dem Ordinariat: Für die Angelegenheit sei Dompropst und Weihbischof Ulrich Boom zuständig. Auf Anfrage der Redaktion erklärte dieser, dass Lenssen, wie alle Domkapitulare, „seitens des Domkapitels weiter die Messe im Dom“ feiern dürfe. „Wann und wo“ entscheide das Domkapitel, wenn Lenssen „eine entsprechende Anfrage“ stelle. Das aber hat der auch für seinen Eigensinn bekannte Domkapitular wohl nicht getan.  Von nun an brodelte es offenbar im Umfeld des Doms. Dompfarrer Jürgen Vorndran machte Lensssen Ende Februar ein Angebot: Lenssen, der am 11. Mai 70 wird, könne seine Sonntagsmessen künftig in der Hofkirche halten. „Ich habe das Angebot mit Freude angenommen“, sagte Lenssen damals. Bei Lenssens Anhängern hielt sich die Freude in Grenzen. Es seien regelmäßig bis zu 1000 Menschen, die Lenssens Predigten hören wollen, sagten sie. Die Hofkirche habe aber nur rund 70 Sitzplätze.   Die „Lenssen-Gemeinde“ bat den Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Reinhard Marx, um Vermittlung. Die Antwort aus München: Marx beziehe „keine Stellung zu Vorgängen in einem anderen Bistum“.  Jetzt, zwei Wochen später, ist von einer „Abschiebung“ Lenssens in die schöne, aber kleine Hofkirche keine Rede mehr, der Domkapitular darf auch im Ruhestand regelmäßig Sonntagsmessen im Dom halten. Lenssens Anhänger sind begeistert. „Wir freuen uns sehr über diese Entwicklung“, sagt Pia Beckmann auf Anfrage, „und wir danken dem Domkapitel für die Entscheidung“.
Foto: Daniel Bioscan | Der Kampf um die Sonntagsmesse von Domkapitular Jürgen Lenssen ist beendet, der Querdenker und seine Fans freuen sich: Lenssen darf auch nach seiner Pensionierung im Dom den wohl beliebtesten Gottesdienst der Stadt ...
Gisela Schmidt
Gisela Schmidt
 |  aktualisiert: 27.03.2017 03:33 Uhr

Der Kampf um die Sonntagsmesse von Domkapitular Jürgen Lenssen ist beendet, der Querdenker und seine Fans freuen sich: Lenssen darf auch nach seiner Pensionierung im Dom den wohl beliebtesten Gottesdienst der Stadt halten.

Die Pressemitteilung des Ordinariats ist kurz: „Die Feier der 11.30-Uhr-Sonntagsmesse im Kiliansdom wird ab Juni den Domvikaren übertragen“, heißt es da. Lenssen werde nach seiner Pensionierung „entsprechend seinen Wünschen und Möglichkeiten eingebunden“.

Das klingt unspektakulär, ist es aber nicht. Lenssen erklärt auf Anfrage die Bedeutung der dürren Zeilen: „Ich halte weiter die 11.30-Uhr-Messe im Dom. Die Domvikare springen ein, wenn ich verhindert bin.“

Und dann wird der Domkapitular euphorisch: „Das ist wunderschön, ich danke dem Domkapitel für diese Lösung.“ Die Entscheidung ist an diesem Dienstag gefallen.

Viel Wirbel

Bis es dazu kam, gab es, wie berichtet, viel Wirbel. Im Januar hatte der ebenso beliebte wie umstrittene Lenssen verkündet, dass seine Messen mit seiner Pensionierung im Mai der Vergangenheit angehörten. Das sei, hatte er gegenüber der Redaktion erklärt, eine Entscheidung von Bischof Friedhelm Hofmann gewesen.

Tatsächlich hat Hofmann Lenssen zu seinem 70. Geburtstag von allen Pflichten entbunden. Nötig gewesen wäre das nicht. Zwar sollen Priester mit 70 in den Ruhestand gehen. Laut Statuten des Domkapitels kann der Bischof aber, was „die liturgischen Pflichten“ angeht, „anderweitige Verfügungen“ treffen. Dass Hofmann das nicht getan hat, liege in „seinem Ermessen“, erklärte Lenssen damals, „ich muss das akzeptieren.“

1000 Unterschriften

Lenssens Anhänger akzeptierten das nicht. Mit Ex-OB Pia Beckmann und ihrem Mann Klaus Hiltrop an der Spitze sammelten sie im Februar 1000 Unterschriften und schrieben an den Bischof: „Bitte lassen Sie unseren Seelsorger auch nach dem 7. Mai 2017 im Dom für uns da sein. Wir möchten ihn nicht verlieren.“

Die Antwort aus dem Ordinariat: Für die Angelegenheit sei Dompropst und Weihbischof Ulrich Boom zuständig. Auf Anfrage der Redaktion erklärte dieser, dass Lenssen, wie alle Domkapitulare, „seitens des Domkapitels weiter die Messe im Dom“ feiern dürfe. „Wann und wo“ entscheide das Domkapitel, wenn Lenssen „eine entsprechende Anfrage“ stelle. Das aber hat der auch für seinen Eigensinn bekannte Domkapitular wohl nicht getan.

Angebot vom Dompfarrer

Von nun an brodelte es offenbar im Umfeld des Doms. Dompfarrer Jürgen Vorndran machte Lensssen Ende Februar ein Angebot: Lenssen, der am 11. Mai 70 wird, könne seine Sonntagsmessen künftig in der Hofkirche halten. „Ich habe das Angebot mit Freude angenommen“, sagte Lenssen damals.

Bei Lenssens Anhängern hielt sich die Freude in Grenzen. Es seien regelmäßig bis zu 1000 Menschen, die Lenssens Predigten hören wollen, sagten sie. Die Hofkirche habe aber nur rund 70 Sitzplätze.

Pia Beckmann dankt Domkapitel

Die „Lenssen-Gemeinde“ bat den Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Reinhard Marx, um Vermittlung. Die Antwort aus München: Marx beziehe „keine Stellung zu Vorgängen in einem anderen Bistum“.

Jetzt, zwei Wochen später, ist von einer „Abschiebung“ Lenssens in die schöne, aber kleine Hofkirche keine Rede mehr, der Domkapitular darf auch im Ruhestand regelmäßig Sonntagsmessen im Dom halten.

Lenssens Anhänger sind begeistert. „Wir freuen uns sehr über diese Entwicklung“, sagt Pia Beckmann auf Anfrage, „und wir danken dem Domkapitel für die Entscheidung“.

 
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