Auch bei ihrer achten Auflage nach zweijähriger Pandemie-Pause hat die Leinacher Waldweihnacht nichts von ihrer Faszination verloren. Dieses zufriedene Fazit fassten nach zwei Veranstaltungstagen am vergangenen zweiten Adventswochenende neben den an der Organisation und Durchführung beteiligten sieben Ortsvereinen vor allem auch die 30 Ausstellerinnen und Aussteller in dem heimeligen Buden-Dorf unter den illuminierten Schwarzkiefern.
Nach siebenmaliger erfolgreicher Durchführung nahmen die Aufbauarbeiten unter der Regie von Chef-Organisator Waldemar Amrehn und Beteiligung der aktiven Rentner einen routinierten Verlauf. Die Stimmungslage vor der Eröffnung am Samstag pendelte allerdings nach zweijähriger Pandemie-Pause und einer wesentlichen organisatorischen Änderung zwischen Skepsis und hoffnungsvoller Erwartung.
Waldweihnacht so emotional wie nie zuvor
Denn zur Reduzierung eines nach wie vor möglichen Infektionsrisikos und der Umweltbelastung hatten die Verantwortlichen auf den Einsatz des bewährten Bus-Shuttle vom Großparkplatz an den Erlabrunner Badeseen zum Veranstaltungsgelände verzichtet. In den Vorjahren waren Busse von dort im Zwanzig-Minuten-Takt über den Leinacher Berg zur Talstation gependelt. Ein für möglich erachtetes örtliches Park-Chaos blieb jedoch aus, dank des ausgewiesenen Parksystem auf drei großflächigen Parkplätzen im Ort. Mit dem ortsintern eingesetzten Shuttlebus konnten die Gäste dennoch bequem an die Talstation vor dem Anstieg zum Veranstaltungsgelände gelangen.
So international und insbesondere emotional wie noch niemals zuvor seit der Premiere im Jahr 2013 präsentierte sich das Rahmenprogramm. Und schon bei der Eröffnung durch den Nikolaus am frühen Samstagnachmittag zeichnete sich eine riesige Resonanz unter dem Publikum ab. Voller Erwartung bevölkerten Kinder mit ihren Eltern dicht gedrängt den Platz vor der Event-Bühne, als der Nikolaus im Schlitten eintraf. Mit funkelnden Augen ließen sich die kleinen Gäste gerne beschenken, bevor Bürgermeister Arno Mager die 8. Leinacher Waldweihnacht für eröffnet erklärte.
Tief unter die Haut ging den Besucherinnen und Besuchern gleich im Anschluss an den Auftakt der Programmpunkt "Peaceful Christmas". Dieser war insbesondere jenen Menschen gewidmet, die seit ihrer Flucht aus der Ukraine im Frühjahr im Leinachtal Unterkunft, menschliche Wärme und Zuneigung erfahren. Schon kurz nach Beginn des kriegerischen Überfalls auf ihr Land hatte Mutter Kateryna mit ihrer 19-jährigen Tochter Anna und deren gleichaltrigen Freund Kyrylo ihre Heimat verlassen.
19-Jährige singt ukrainisches Weihnachtlied
Wie zahlreiche Geflüchtete führte ein Stück biblischer Herbergssuche und das Schicksal unter anderen die Drei nach Leinach. Statt im Jugendgästehaus des Landkreises fanden sie allerdings Unterkunft bei der prominentesten Putzfrau Frankens, der Kabarettistin Ines Procter. Zur solidarischen Trauma-Bewältigung mit den im Ort und der Region lebenden Geflüchteten entstand unter den Verantwortlichen der Leinacher Waldweihnacht die Idee, diese unter der Verantwortung des örtlichen Integrationsbeauftragten Dieter Reichert mit ukrainischen Weihnachtsbräuchen in die Veranstaltung zu integrieren.
An der Event-Bühne erfuhren die Waldweihnacht-Gäste durch Kyrylo jedoch, dass in der Ukraine Weihnachten nach dem gregorianischen Kalender erst am 6. Januar gefeiert wird. In ihrer Landessprache präsentierte die 19-jährige Anna ein ukrainisches Weihnachtslied, das die zahlreichen Zuhörenden ergriff. Davon tief beeindruckt zeigte sich auch Landrat Thomas Eberth, der sich mit Gattin Andrea am anschließenden gemeinsamen Tanz-Kreis als weiteren ukrainischen Weihnachtsbrauch beteiligte.
Die "närrische Putzfraa" Ines Procter appelliert an die Menschlichkeit
In ihrem "Appell zur Menschlichkeit und sich selbst zu besinnen" hielt es Ines Procter für wichtig, trotz eines offensichtlichen Widerspruchs zum derzeitigen Krieg zu feiern und Humor zu verbreiten. Beiträge hierzu leisteten die Musikkapelle Leinach ebenso wie Longhard & Friend, der Shanty-Chor Würzburg, die Alphornbläser vom Gässberch-Echo aus Greußenheim und die Fränkische Weinkönigin Eva Brockmann aus Haibach, die die tiefsinnige Weihnachtsgeschichte vom "Frieden auf Erden" las. Und nach zwei Tagen überwältigender Resonanz prangte das "Ausverkauft" am Ende an zahlreichen Verkaufsständen.