Otto Hümmer ist wenige Wochen nach seinem 90. Geburtstag, den er noch feiern konnte, nach kurzer Krankheit verstorben. Den meisten Ochsenfurtern ist Otto Hümmer als elegant auftretender Künstler bekannt. Es kannten ihn aber auch viele Menschen als Fußgänger, der "beim Kupsch" die Einkäufe für seine Frau Elisabeth, langjährige Bibliotheksleiterin, erledigte. Er trank auch gern in fröhlicher Freundschaftsrunde sein Bier in Gnodstadt im Brauereigasthof Düll. Er war also kein lebensfremder Künstler, heißt es in einer Mitteilung.
Davon zeugt auch die große Schar seiner Schülerinnen und Schüler, die bei ihm zu Hause Einführung in die Welt der Musik und des Klavierspiels erhielten. Viele brachten es durch ihn zu großer Könnerschaft. In Ochsenfurt war er in jungen Jahren zunächst Musiklehrer an der Realschule. Er gab Konzerte an der Orgel in der Kirche St. Andreas und leitete auch kurze Zeit den Chor des Liederkranzes. Aber spätestens seit seiner erfolgreichen Teilnahme am Wettbewerb der ARD-Anstalten in München war er für „ höhere Aufgaben“ berufen. Anlässlich seiner erfolgreichen Tätigkeit über 80 Semester würdigte ihn Professor Friedhelm Brusniak.
In Schweinfurt geboren
Otto Hümmer, geboren in Schweinfurt, hatte von 1948 bis 1956 am Bayerischen Staatskonservatorium Würzburg studiert und seine Prüfungen in Klavier, Cembalo und Orgel mit Auszeichnung bestanden. Es folgten Tätigkeiten als Musik-, Klavier- und Orgellehrer an der Staatlichen Realschule Ochsenfurt, am Matthias-Grünewald- Gymnasium, an der Pädagogischen Hochschule der Universität Würzburg am Bayerischen Staatskonservatorium – Fachakademie Musikhochschule, an der Fachakademie „Hermann Zilcher Konservatorium“ sowie an der Kirchenmusikabteilung der Diözese Würzburg.
Als Künstler machte Otto Hümmer bereits früh auf sich aufmerksam, als er 1958 am ARD-Musikwettbewerb in München teilnahm. Über Bayern hinaus wurde er durch seine Konzerttätigkeit als Pianist, Cembalist und Organist sowie als Dirigent bekannt. In zahlreichen Rundfunksendungen setzte sich Otto Hümmer für zeitgenössische Klavier- und Cembalomusik ein. Er wurde Juror bei „Jugend musiziert“ und ist bis heute ein gefragter Begleiter bei Regional-, Landes- und Bundeswettbewerben.
2004 in den Ruhestand verabschiedet
Bei der Verabschiedung am 17. Mai 2004 wurde Otto Hümmer als dienstältester Lehrbeauftragter am Institut für Musikwissenschaft gewürdigt: Mit Otto Hümmer geht nicht nur eine unumstritten hochangesehene und honorige Lehrerpersönlichkeit in den wohlverdienten Ruhestand. Wir werden auch den besonnenen Rat des Grandseigneurs vermissen, so die Mitteilung weiter.
Schon als Professor Brusniak 1999 nach Würzbrg kam, wurde ihm der Pianist als jene „graue Eminenz“ vorgestellt, auf dessen jahrzehntelange künstlerische und pädagogische Erfahrung jeder zählen konnte. Es verstand sich von selbst, dass Otto Hümmer nicht nur zu den begehrtesten Liedbegleitern bei Staatsprüfungen, sondern auch zum festen Kreis der Prüfer bei den neu eingeführten Magister-Eignungsprüfern zählte. So hat er seit 1959 die Entwicklung des Faches Musikpädagogik an der Alma Julia von der ehemaligen Pädagogischen Hochschule Würzburg bis zur Errichtung des neuen Lehrstuhls wesentlich mitgestaltet: Eine einzigartige berufliche Karriere!