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Würzburg
Lebkuchenherz, Schwesterherz und Spenderherz
Neue Location: Das 'kollektiv anderer tanz' zeigte seine aktuelle Produktion 'Herzschlag' in der Theaterhalle am Dom.
Foto: Rainer Gräf | Neue Location: Das "kollektiv anderer tanz" zeigte seine aktuelle Produktion "Herzschlag" in der Theaterhalle am Dom.
Elke Tober-Vogt
 |  aktualisiert: 29.01.2023 02:58 Uhr

"Herzschlag" lautet der Titel der aktuellen Produktion von "kollektiv anderer tanz", und mit ihr blickte man am Wochenende auf genau ein Jahr Theaterhalle am Dom zurück. Schön, aber extrem anders sei es hier im Vergleich zur alten Spielstätte Tanzspeicher, so der Choreograph Thomas K. Kopp im Einführungsgespräch. Mehr Akustik und Lichtmöglichkeiten, eine Raumhöhe, die es erlaubt, ein Bühnenbild auch in die Höhe zu entwickeln – doch fürs Publikum hat die neue Location nichts an vertrauter Atmosphäre verloren.

Gewohnt auch das Konzept, mit dem die Idee, das Herz zum Thema zu machen, in die Realität umgesetzt wurde. Kopp und sein Kollektiv haben wieder jede Menge Material zusammengetragen, sich zum Beispiel im Bereich der Literatur, der Medizin, der Psychologie umgesehen. So ist eine Collage entstanden, in der die drei Tänzerinnen Yana Madriyani, Sonja Golubkowa und Sophie Charlotte Becker nicht nur ihr tänzerisches Können zeigen müssen.

Fantasievoll und ästhetisch

Der Bühnenraum wird hinten durch drei senkrecht aufragende große Wandflächen begrenzt, vor denen Putzutensilien wie Eimer oder Schrubber, aber auch Bananen und Ananas drapiert sind. Mit ihnen werden die Tänzerinnen später in der Verwirrung offenkundiger Verliebtheit menschliche Skulpturen vor beleuchteter Fläche bauen, was sehr fantasievoll und ästhetisch aussieht, aber durch den Perspektivwechsel, den anderen Blick auf Alltägliches auch ungeheuer komisch wirkt.

Hohe Körperbeherrschung und Schauspielkunst erfordert die neue Produktion.
Foto: Rainer Gräf | Hohe Körperbeherrschung und Schauspielkunst erfordert die neue Produktion.

Madriyani, Golubkowa und Becker befeuern das Publikum mit zahlreichen Redewendungen und Begriffen, die mit dem Herzen verbunden sind (Herz am rechten Fleck, Lebkuchen-, Schwester-, Spenderherz), dozieren aus wissenschaftlicher Sicht über Liebe und Verliebtheit, marschieren monoton hin und her, tanzen in wilden Zuckungen und zeigen dabei neben einiger Schauspielkunst höchste Körperbeherrschung. Es gibt Videoeinspielungen, dröhnende Musik (die im Eingangsbereich angebotenen Ohrstöpsel sollte man bereithalten), Lichteffekte, Sprachspiele und einen Zusammenschnitt der HERZergreifendsten Film- und Promi-Küsse.

Doch nicht in allem erschließt sich der Zusammenhang mit dem Thema. Und wenn man bereits mehrere Produktionen des Kollektivs erlebt hat, fällt auf, dass sich Ausdrucksformen und Bewegungsrepertoire wiederholen, was beliebig und austauschbar wirkt. Stark ist jedenfalls der Beifall für die drei Tänzerinnen, und höchst sensibilisiert für Herzschläge nimmt man draußen plötzlich die zahlreichen akustischen Signalgeber an Haltestellen und Ampeln ganz anders wahr.

 
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