Sind Patienten unheilbar krank, haben sie meist nur einen Wunsch: So lange wie möglich ohne Schmerzen zu Hause bei der eigenen Familie bleiben. Das Team der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) des Klinikum Würzburg Mitte, Standort Juliusspital, ermöglicht genau das. Seit mittlerweile zehn Jahren begleiten die Ärzte und Pflegekräfte der SAPV Schwerstkranke und deren Angehörige in deren häuslichem Umfeld auf dem letzten gemeinsamen Weg. Das schreibt die Palliativversorgung in einer Pressemitteilung
"Schon 2005 haben wir in Teilbereichen mit einer ambulanten Palliativversorgung begonnen. Damals waren wir der zweite ambulante Palliativdienst in Deutschland", erinnert sich Dr. Rainer Schäfer, Chefarzt der Klinik für Anästhesie, operative Intensiv- und Palliativmedizin im KWM-Juliusspital. "Das Angebot konnten wir in enger Zusammenarbeit mit der AOK Bayern und dem bayerischen Hausärzteverband einrichten und so erste Hausbesuche zur palliativmedizinischen Versorgung ermöglichen."
2007 ebnete dann das Gesundheitsreformgesetz den weiteren Weg zur SAPV: Es besagt, dass jeder unheilbar Erkrankte Anspruch auf eine ambulante palliativmedizinische Versorgung hat. Am 1. November 2010 nahm schließlich die SAPV des Juliusspitals offiziell ihren Betrieb auf.
Mittlerweile sind die Mitarbeiter der SAPV rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr im Einsatz. Mit sechs Autos sind sie in Stadt und Landkreis Würzburg, Kitzingen und Main-Spessart unterwegs. "Unser Beruf ist etwas Besonderes und ganz anders als die Arbeit im Krankenhaus", erzählt Elisabeth Köhler, Fachärztin für Anästhesie und Palliativmedizin und leitende Ärztin der SAPV. "Wir kommen als Gast in eine Familie und begleiten sie – meist über mehrere Wochen hinweg – in einer schwierigen Phase. Dabei bauen wir eine direkte und tiefgehende Beziehung auf." Es sei ein Beruf, den man nach Feierabend nicht einfach ablegen könne. Trotz jahrelanger Erfahrung in der stationären und ambulanten Palliativmedizin gingen den behandelnden Ärzten und Pflegekräften viele Schicksale nahe – besonders dann, wenn das Umfeld des Patienten an das eigene erinnere.
Kraft schöpfen sie aus dem Austausch mit Kollegen und dem Wissen, mit ihrer Arbeit täglich Menschen zu helfen. "Genauso wichtig wie der Patient selbst sind immer auch die Angehörigen. Sie werden mit einer furchtbaren Situation konfrontiert, sehen einen geliebten Menschen gehen und sind mit der medizinischen Versorgung meist überfordert", so Köhler. "Sie zu unterstützen, ist unsere zentrale Aufgabe. Deshalb können sich Angehörige jederzeit mit Fragen oder Sorgen bei uns melden."
Rund sechs bis acht Wochen betreut die SAPV ihre Patienten durchschnittlich in deren Zuhause, im Pflegeheim oder in einer Einrichtung der Behindertenhilfe. Für eine ganzheitliche Versorgung ist dabei die enge Zusammenarbeit mit dem Hausarzt überaus wichtig.
"Der behandelnde Arzt kann vier unterschiedliche Stufen der ambulanten Palliativversorgung verordnen. Unsere Unterstützung kann entsprechend dieser Verordnung von einer reinen Beratung bis hin zur vollständigen medizinischen Versorgung gehen", erklärt Schäfer. "In den meisten Fällen leisten wir eine sogenannte additiv unterstützende Teilversorgung. Das heißt, wir ergänzen die hausärztliche Behandlung um palliative Maßnahmen wie Schmerzlinderung, Behandlung von Symptomen wie Atemnot und Übelkeit oder psychosoziale Unterstützung."
Vor der Behandlung stimmen sich die Palliativmediziner der SAPV in einem ersten Beratungsgespräch ab mit dem Patienten, dessen Angehörigen und dem Hausarzt über die derzeitige Therapie und mögliche palliative Maßnahmen.
In der darauffolgenden Zeit besuchen sie den Patienten regelmäßig, erkundigen sich nach seinem Befinden und passen Medikation und Therapiemaßnahmen an die jeweils aktuellen Bedürfnisse an. Neben dieser regulären Versorgung ist das SAPV-Team auch in Krisensituationen immer erreichbar und hilft schnell bei plötzlich auftretenden Beschwerden, heißt es weiter in der MItteilung.
Sollte irgendwann eine Versorgung im häuslichen Umfeld nicht mehr möglich sein, kann die SAPV Kontakt zur passenden Einrichtung, beispielsweise einer Palliativstation oder einem Hospiz, vermitteln. Auch in diesem Fall bleibt jedoch das oberste Ziel, möglichst viel Lebensqualität zurückzuerlangen oder zu erhalten.