Auf der Burgbrücke in Burggrumbach flattern zahlreiche Zettel im Wind. Dort finden sich Informationen zu all denen, die die zwei Tage in der Burg und den mittelalterlichen Burggarten überhaupt erst ermöglicht haben.
Trat man durch das Tor in die Burg, glaubte man am 9. und 10. Oktober im Mittelalter angekommen zu sein. Die Ritter des Chors Castellum Hospitalis aus Würzburg mit Komtur Andreas Stapf und deren Gefolge hatten das historische Gemäuer in ein authentisches Ritterlager verwandelt.
Die zahlreichen Besucher konnten jedoch nicht nur die Ritter bei der Schwertschule beobachten, sondern auch historische Gewänder, pflanzlich gefärbte Stoffe oder den Sarwürker beim Herstellen eines Kettenhemdes zuschauen. SchülerInnen verschiedener Schulen zeigten auch, wie man mit Tinte und Feder schrieb. Rollywood, der Verein kreativer Inklusion, präsentierte in der Hexenküche mittelalterliche Kräuter und feierte mit den Rittern die Hochzeit eines frisch vermählten Paares.
Das „Haus der Quitte“ in Volkach informierte über lokale Sorten und Schüler und Schülerinnen des „Team Schulgarten“ von Christian Schäfer am Siebold-Gymnasium in Würzburg verabschiedeten die Besucher mit selbst gezogenen Kräuterpflanzen. Zahlreiche Gäste jeden Alters zeigten sich von den Veranstaltungen, wie zum Beispiel dem Turnier der „Gefährten des Feuers“ aus Baden-Württemberg begeistert. „Die Kinderschlacht hat uns am meisten Spaß gemacht“, meinen Lina und Jakob Oeder, die mit ihren Eltern als bäuerliche Familie den mittelalterlichen Burggarten belebten.
„Uns ist es ein Anliegen“, so Jürgen Gutjahr und Martin Mais, „diese einzigartige Anlage zu einem Ort der Begegnung zu machen. Ohne die tatkräftige Unterstützung zahlloser Helfer und vieler Paten im Mittelaltergarten wäre das jedoch nicht möglich. Wir stoßen immer wieder auf neue Unterstützer, die sich für das „Projekt Burg Grumbach lebt“ begeistern und anstecken lassen. Bei der Kirchenverwaltung St. Martin, Burggrumbach, finden wir stets offene Ohren, sodass wir unsere Ideen verwirklichen können. Und ist es besonders wichtig, Schülerinnen und Schüler der hiesigen Kindergärten, der Grund- und Mittelschule und des Siebold-Gymnasiums, das dieses Projekt in besonderem Maße fördert, mit einzubinden.“ Dabei weist Martin Mais auf einen Infostand seiner Kollegin Birgit Ziegler hin, die mit Schülerinnen des P-Seminars „Umwelt“ Flyer und Broschüren des Bund Naturschutz verteilt.
„Der Mittelaltergarten, der um die Burg seit Anfang des Jahres entstanden ist, wäre jedoch niemals möglich gewesen, hätte nicht die Würzburger Umwelt- und Naturstiftung diesen großzügig mit 1800 Euro gefördert. Das hat einen Stein ins Rollen gebracht und heute können unsere Besucher allein 30 verschiedene Tafeltraubensorten, acht Birnen am Spalier, Pfirsiche, Aprikosen, Feigen, Granatäpfel, zahlreiche Kräuter, Wildrosen und vieles mehr bewundern“, so Mais. „Der Burggrumbacher Kindergarten hat einen eigenen Naschgarten“, fügt Jürgen Gutjahr hinzu. Der Garten orientiert sich an der Landgüterordnung Karls des Großen, die um 800 n.Ch. entstanden ist.
Während oben noch die Ritter die oft kriegerische Wirklichkeit des Mittelalters zeigen, führt Martin Mais, unterstützt durch den Sarazenen Michael von Syria und den Hospitaliterritter Benedictus vom Wengertsbühl (Florian Bergmann) eine große Gruppe interessierter Zuhörer durch den Burggraben. „Ohne den oft auch friedlichen Kontakt mit dem Orient im Mittelalter würde es viele der hier auf dem Gelände wachsenden Pflanzen bei uns nicht geben.“
Michael, der als Sarazene ein prachtvolles Gewand trägt, verabschiedet sich von Jakob und Lina:. „Ich muss morgen sehr früh wieder los.“ „Hoffentlich sehen wir uns bald wieder“, meint Lina und man merkt den beiden an, dass die Veranstaltung und die eigene Darstellung des Mittelalters sehr viel Spaß gemacht hat.
Von: Martin Mais (Projekt Burg Grumbach lebt)