Die Beziehungen zwischen Deutschen und Franzosen vertiefen, Kulturelles über das Nachbarland Frankreich erfahren, Kulinarisches genießen und die ein oder andere Studienreise erleben: Das alles hat sich dieDeutsch-Französische Gesellschaft (DFG) auf die Fahne geschrieben. In diesem Jahr feiert sie ihr 60-jähriges Bestehen. So lobte der zweite Bürgermeister Adolf Bauer beim Festakt im Rathaus das Wirken der DFG über sechs Jahrzehnte hinweg als wertvollen Beitrag für den Aufbau und die Pflege solider Beziehungen der beiden Nachbarländer.
Mit Stolz hob Bauer hervor, dass die DFG Würzburg schon im Jahr 1958 gegründet wurde, das heißt fünf Jahre vor dem Élysée-Vertrag - dem deutsch-französischen Freundschaftsvertrag -, der am 22. Januar 1963 von Bundeskanzler Konrad Adenauer und dem französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle unterzeichnet wurde. Die DFG habe auch die Partnerschaft Würzburgs zu Caen in der Normandie mit aufgebaut und immer unterstützt, so Bauer. Zu den Menschen dort seien "lebendige Freundschaften" entstanden.
In diesem Zusammenhang würdigte Bauer das Engagement von Erich Oetheimer, Ehrenmitglied der DFG, der durch seine Arbeit an der Universität Caen die Partnerschaft mit Würzburg vorantrieb und unterstützte. Von der Freundschaft der beiden Städte zeuge beispielsweise das Normannische Landhaus auf dem Landesgartenschaugelände von 1990.
Grußworte aus Politik und Wissenschaft
Die Vorsitzende der DFG, Britta Habersack, zeigte sich "überwältigt" angesichts des vollen Ratssaals zu Ehren des Vereins. Grußwörter hielten unter anderem der Generalkonsul der Französischen Republik in Bayern, Pierre Lanapats, die Vorsitzende der Vereinigung Deutsch-Französischer Gesellschaften in Europa e.V., Margarete Mehdorn, Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel und Paul Beinhofer, Präsident der Regierung von Unterfranken. "Ich bringe die Grüße von Ministerpräsident Markus Söder, der heute leider nicht hier sein kann", so Beinhofer. Dem Verein wünsche er "eine gute gemeinsame Zukunft unter dem Dach des europäischen Hauses" und dass man sich der Verantwortung füreinander bewusst sei. Als "Spiegelbild" einer friedlichen Entwicklung zwischen den Ländern bezeichnete indes Dotzel die DFG.
Mit Harfe und Violine wurde die Veranstaltung musikalisch eingebettet, einen Festvortrag gab es zum Thema "Die deutsch-französischen Beziehungen- noch immer Motor für die Zukunft Europas?" von Gisela Müller-Brandeck-Bocquet, Professorin für Europaforschung und Internationale Beziehungen an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.
Table Ronde zur Konversation
Derzeit umfasst die Deutsch-Französische Gesellschaft etwa 150 Mitglieder, Zweite Vorsitzende ist Ute Hüller. Neben Vorträgen und Diskussionen zu Themen über Kultur, Geschichte und aktuelle politische Geschehnisse gibt es an jedem zweiten Dienstag im Monat ein gemütliches Beisammensein in französischer Sprache: Muttersprachler, Frankophile oder einfach Menschen, die gerne französisch sprechen oder hören, sind beim so genannten "table ronde" herzlich willkommen. "Mein großes Ziel ist es auch, die Bürgerreise in unsere Partnerstadt Caen wieder aufleben zu lassen", so die Vorsitzende Britta Habersack.
Seit März 2016 hat die 50-Jährige den Vorsitz des eingetragenen Vereins inne. Die in Würzburg lebende Lehrerin absolvierte während ihres Studiums der Malerei ein Jahr an der Kunsthochschule in Paris. Schon damals war sie beeindruckt von der französischen Kultur, "vor allem auch von den französischen Malern, die die internationale Kunst immens mitgeprägt haben". Zum Verein war sie gestoßen, da die angebotenen historischen Vorträge ihr Interesse weckten.
Da die DFG Anfang 2016 kurz vor dem Aus stand, weil sich kein Nachfolger als Vorsitzender finden ließ, entschloss sie sich kurzerhand, den Vorsitz zu übernehmen.
Ausstellung zum Jubiläum
Nach den Feierlichkeiten eröffnete Bürgermeister Bauer die Ausstellung "Le ciel au-dessus du NordOuest et ailleurs" - „Der Himmel über dem Nord-Westen und anderswo“, die im Oberen Foyer des Rathauses zu sehen ist. Hier zeigen Jugendliche aus Unterfranken und Frankreich ihren Blick in den Himmel. Großformatige Fotos spiegeln Eindrücke wider, die zum Beispiel beim Schüleraustausch zwischen Caen und Würzburg entstanden sind, so auch aus den Orten Pont-l’Évêque oder Merdrignac.
„Es ist dieses besondere Licht, das viele Dichter und Maler bereits in der Vergangenheit inspirierte“, erklärt Habersack. „Viele Künstler haben immer wieder - begeistert von diesem Licht, dieser Luft und der Atmosphäre - Werke geschaffen, die in den Museen der ganzen Welt zu finden sind. Dazu zählen zum Beispiel Claude Monet, Auguste Renoir, Édouard Manet - französische Impressionisten, die vor allem in Nordfrankreich zu Hause waren.“