Das Seniorenheim in der Traubengasse hatte am Freitag hohen Besuch: Gesundheits- und Pflegeminister Klaus Holetschek brachte zum Umbaustart knapp 2,7 Millionen Euro mit. Denn die – bisher eher geschlossene – gerontopsychiatrische Facheinrichtung mit ihren 80 Plätzen wird saniert und zugleich ein offenes Bürgerzentrum. Ausgebaut wird zum Beispiel eine Beratungsstelle und ein Pflegestützpunkt für den Stadtteil Sanderau mit seiner durchschnittlich recht betagten Bevölkerung.
Warum diese Förderung aus dem bayerischen Programm "Pflege im Sozialen Nahraum" ausgerechnet diesem Haus zugute kommt, erläuterte der Würzburg Diakonie-Geschäftsführer Clemens Link: Man habe hier "schon 1980 und damit lange vor den Pflegereformgesetzen" eine sozialpädagogische Betreuung installiert: "Damals war das etwas ganz Besonderes." Knapp zehn Jahre später folgte die gerontopsychiatrische Ausrichtung mit dem Ziel, Demenzerkrankte nicht nur unterzubringen, sondern auch mental zu pflegen.
Zur Neuausrichtung zählen Freizeitangebote und ein regelmäßiger Mittagstisch
Der jetzige Schritt in die Zukunft, die Öffnung des Hauses – im physischen Sinn eine Öffnung über barrierefreie Zugänge – soll dabei helfen, dass "möglichst viele Sanderauer möglichst lange in ihrer eigenen Wohnung zuhause bleiben können", wünscht sich Clemens Link. Neben Beratung gehören zur Neuausrichtung Freizeitangebote und ein regelmäßiger Mittagstisch. Das Haus bekommt zu seiner neuen Zwecksetzung auch einen Erweiterungsbau und das gesamte Maßnahmenbündel einen Namen: "Miteinander in der Sanderau". Diakonie, Kommune und Freistaat finanzieren für den Betrieb eine Halbtagsstelle, deren Konzept auch als "seniorenfokussiertes Quartiersmanagement" apostrophiert werden kann.
Am Rand der Veranstaltung sprachen einige Engagierte im Besuchsdienst über ihre Erfahrungen in mehreren Senioreneinrichtungen. Im Matthias-Claudius-Heim, so waren sie sich einig, gehe das Personal besonders wertschätzend mit den Bewohnern um. Vor Corona hatte dieses Haus rund 30 Ehrenamtliche an sich gebunden.
Holetschek bezeichnete das Matthias-Claudius-Heim als Leuchtturmprojekt
Die städtische Sozialreferentin Hülya Düber brachte zur Feierstunde die Zukunftseinschätzung mit, "beschützende Plätze" seien "in unserer Gesellschaft nach wie vor sehr gefragt". Das gelte auch für weitere Stadtteile Würzburgs, so dass dem Matthias-Claudius-Heim eine Vorreiterrolle zukommt. Renate Fiedler, Seniorenvertreterin der Stadt Würzburg, sah alle Beteiligten in einer Win-Win-Situation. Dem evangelischen Dekan Wenrich Slenczka "zeigt dieses Haus die Offenheit der Diakonie".
Staatsminister Klaus Holetschek brachte mehr mit als Geld für den Umbau, nämlich Ermutigung: "Ich kann ein Haus ertüchtigen, aber wir brauchen auch Sie, die Menschen, die in diesem Haus arbeiten." In ähnlicher Hochschätzung bezeichnete er seine mitfeiernden – und mitberatenden – Kollegen vom Landesamt für Pflege als "Think Tank". Und er erwähnte, dass der Fördertopf für Pflege im Sozialen Nahraum mit 60 Millionen gefüllt und dieses Geld "schnell weggewesen" sei. Das "großartige" Würzburger Projekt habe also einen bedeutenden Teil davor errungen und erweise sich so "als Leuchtturmprojekt".