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WÜRZBURG
Leben auf dem Fluss: Gute Ideen am Steuerrad
Zur Zeit im Alten Hafen vor Anker: Karin und Albrecht Scheubner haben ihr Schiff zum mobilen Ausstellungsort gemacht haben.
Foto: Thomas Obermeier | Zur Zeit im Alten Hafen vor Anker: Karin und Albrecht Scheubner haben ihr Schiff zum mobilen Ausstellungsort gemacht haben.
Von unserem Redaktionsmitglied MANUELA GÖBEL
 |  aktualisiert: 07.10.2010 17:38 Uhr

Der Anfang war eine Idee, die Karin und Albrecht Scheubert durch den Kopf ging, während sie ihre „MS Jenny“ durch Main, Rhein und Donau steuerten: „Den schönen Frachtraum unseres Schiffes könnten wir doch für mehr als nur für Kohle und Eisenerz nutzen!“ Zehn Jahre später werden die Würzburger im Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“ für ihr kreatives Unternehmertum ausgezeichnet: Die „Jenny“ ist am Mittwoch im Alten Hafen als „Ausgewählter Ort 2010“ geehrt worden. Mit dieser Initiative fördern Bundesregierung, Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und führende Unternehmen außergewöhnliche Ideen und Projekte, die zur Zukunftsfähigkeit Deutschlands beitragen.

Die Scheubners tun das, indem sie ihr Schiff zum mobilen Ausstellungsort gemacht haben. Seit 2001 transportieren sie jährlich drei bis vier Monate lang Wissenschaft statt Kohle. Aber auch Firmen nutzen den Frachtraum für Präsentationen, Events oder Mitarbeiterschulungen. Zum einen ist die Stimmung an Bord eine besondere – es riecht nach Freiheit und Abenteuer, zum anderen ist der Wegfall von Auf- und Abbau praktisch: Die Ausstellung schwimmt einfach von Stadt zu Stadt. Inzwischen spielt die ursprüngliche Aufgabe als Frachtschiff, nur noch eine Nebenrolle.

Das Ehepaar liebt das Leben auf dem Fluss. In ihrem Haus auf dem Heuchelhof sind zwei bis drei Mal im Jahr. Ihr Zuhause ist die gemütliche 47 Quadratmeter Wohnung im Bauch der Jenny. Sie ist mit Holzmöbeln, Bildern und Regalen mit Büchern eingerichtet.

„Der Blick aus meinem Küchenfenster ist beim Spülen immer anders,“ sagt die 63-Jährige Karin Scheubner, die vor ihrer Hochzeit mit dem Binnenschiffer in der dritten Generation Versicherungskauffrau war. 1989 hat sie das Kapitänspatent gemacht. „Wir haben zusammen ganz Europa kennen gelernt,“ sagt der 59-Jährige Schiffseigner.

Als die zwei Kinder klein waren, war das Reisen für die Mutter nicht ganz einfach. „Am Wochenende bin ich mit dem Auto von Rotterdam nach Würzburg gefahren, um meine Tochter übers Wochenende aufs Schiff zu holen.“ Inzwischen sind Tochter Jenny und Sohn Oliver erwachsen und schauen in Würzburg nach dem rechten, wenn ihre Eltern unterwegs sind.

Zum ersten Mal ausprobiert hatten die Scheubners die Idee vom umgenutzten Frachtraum im Jahr 2000 mit einer eigenen Ausstellung: Auf Stellwänden zeigten sie im Frachtraum Bilder zum Donausausbau, um den Deggendorfern die Angst vor der Umgestaltung zu nehmen.

Uni Bremen mietete „MS Jenny“

„Durch Bilder der Ausstellung, die wir ins Internet stellten, wurde dann die Universität Bremen auf uns aufmerksam und mietete die Jenny für eine Deutschlandtour der Ausstellung Abenteuer Meeresforschung,“ erzählt Karin Scheubner. In der Folge charterte die „Initiative Wissenschaft“, die vom Forschungsministerium gefördert wird, die „Jenny“ für die jeweiligen Ausstellung zum Jahr der Wissenschaft.

Die „Wissenschaftskapitäne“ legen mit ihrem Schiff in etwa 30 Städten an und empfangen gemeinsam mit den „Ausstellungslotsen“ Kinder, Jugendliche, Eltern und Rentner an Bord: Rund eine Million Menschen haben in den vergangenen neun Jahren auf der „Jenny“ empfangen. Viele Gespräche haben sie geführt, viele Menschen kennen gelernt, „viele kommen immer wieder“.

Kein Wunder, denn die Schiffseigner sind mit Spaß und Engagement bei der Sache. „Albrecht kommen an den langen Tagen am Steuerrad oft die Ideen und ich setze sie um,“ erklärt Karin Scheubner die Innovationsabteilung des Unternehmens. Dass sie dafür jetzt sogar ausgezeichnet wurden macht das Ehepaar „richtig stolz“. Albrecht Scheubner: „Die Auszeichnung honoriert unsere Arbeit und macht uns Mut für die Zukunft.“

Am heutigen Donnerstag ist die diesjährige Ausstellung „Zukunft der Energie“ zu Ende. Nach dem Abbau wollen die Scheubners eine Woche Urlaub machen. Den Rest des Jahres sind sie dann wieder auf Main, Rhein und Donau zwischen den Niederlanden und Österreich unterwegs.

 
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