Was passiert, wenn eine italienische Schauspieltruppe, in der auch Deutsche spielen, zwei Einakter des Russen Anton Tschechow auf die Bühne des Theater Chambinzky bringt, in italienischer Sprache, unter der Regie einer gebürtigen Russin?
Lilia Petrichev, die Regisseurin, verspricht, dass es lustig wird. Antonino Pecoraro vom „Teatro in Cerca“ (sprich: Tscherka) versichert, dass jeder etwas davon haben wird, ob er italienisch spricht oder nicht.
Ab diesem Freitag kann das Publikum sich selbst ein Bild machen, bei den Komödien „Der Heiratsantrag“ und „Der Bär“. Tschechow, einer der ganz großen der russischen Literatur, nannte die Einakter selbst „Scherze“. Petrichev sagt, sie seien leicht, „aber mit tieferem Sinn“.
Beide Stücke spielen im Russland des 19. Jahrhunderts. In „Der Bär“ fordert ein rüpelhafter Offizier eine vornehme Witwe auf, die Schulden ihres verblichenen Gatten zu begleichen. Die beiden geraten in einen heftigen, fürs Publikum sehr amüsanten, Streit aneinander, der in einer überraschenden Wendung endet.
In „Der Heiratsantrag“ kracht es ebenfalls zwischen Mann und Frau. Ein Heiratswilliger und seine Auserwählte streiten sich über Nichtigkeiten in Rage, zum Leidwesen des Vaters der Braut, der in der Heirat der beiden die einzige Chance sieht, die Streithanseln aus dem Haus zu kriegen.
Laut und komisch soll das werden, das Ensemble spielt nicht nur, es singt und musiziert auch. Petrichev sagt, „die Leute erwartet sehr viel Spaß und Freude und die Erkenntnis, dass wir uns über Nichtigkeiten ärgern und streiten und dass wir uns mehr freuen sollten, an dem was wir haben.“
Das Klischee von den schwermütigen Russen und lebenslustigen Italienern bestreitet sie nicht ab. Sie berichtet, auf der Bühne ergänzten sich die Mentalitäten wunderbar. Sie schildert Russen und Italiener als Seelenverwandte: Die Russen seien „die traurigen Italiener“ und die Italiener „die lustigen Russen“. Tschechows Einakter, meint sie, könnten sich genauso in beiden Ländern abspielen.
Das Teatro in Cerca (Theater auf der Suche) ist ein Kind des Romanischen Instituts an der Uni Würzburg. 1997 als Experiment gestartet, hat es sich 2001 selbstständig gemacht.
Eine eigene Bühne hat es nicht, seine Stücke kommen ohne besonderen technischen Aufwand aus. Die Ensemble-Mitglieder, allesamt berufstätige oder studieren Laiendarsteller, versuchen, das Publikum in das Bühnengeschehen einzubinden. Sie spielen Klassiker und Geheimtipps vor allem aus dem 20. Jahrhunderts.
Regisseurin Petrichev, im Hauptberuf Lehrbeauftragte für Russisch an der Uni, hat acht Jahre lang, bis 2013, den Kunstkeller betrieben. Sie ist nicht Teil des Ensembles. Vor zwei Jahren inszenierte sie schon einmal ein Stück für das Teatro in Cerca, jetzt fragten die Theaterleute wieder an. Eine Idee fürs Stück hatten sie nicht, die Tschechow-Liebhaberin Petrichev hatte gleich zwei, und so bringt die Truppe diesmal Literatur aus dem 19. Jahrhundert auf die Bühne. Wie Pecoraro glaubt sie, dass auch Zuschauer Spaß haben werden, die kein Italienisch sprechen. Das Spiel sei eindeutig und leicht zu verstehen, zudem führe das Programmheft durch die Szenen.
Premiere ist im Theater Chambinzky, Valentin-Becker-Straße 2, an diesem Freitag, 12. Februar. Weitere Aufführungstermine sind am 13./14. und 17. bis 20. Februar. Mehr Informationen gibt es unter www.teatro-in-cerca.com
Karten: Tel. (0931) 51212