
Umgeben von Geschichten über heiße Amouren, Detektiv- und Fantasystorys zu arbeiten, das findet Stefan Schnabel einfach klasse. Seit einem Jahr ist er im Lesecafé der Würzburger Stadtbücherei tätig. „Ich habe alles in Bewegung gesetzt, um hierher zu kommen“, erzählt der 47-Jährige. Zuvor war er fast 30 Jahre in den Mainfränkischen Werkstätten tätig. Das war für den „Herr der Ringe“-Fan auch okay. Aber längst nicht so interessant, wie im Lesecafé beschäftigt zu sein.
Büchereibesucher, aber auch Mitarbeiter holen sich hier ihre tägliche Dosis Koffein ab. „Am liebsten trinke ich Cappuccino“, verrät stellvertretender Büchereileiter Norbert Herrmann. Er ist glücklich über die Entscheidung, ein echtes Café in der Bücherei einzurichten. Schon eine ganze Weile dachte das Bibliotheksteam hierüber nach. 2013 wurde die Leistung ausgeschrieben: „Es gab mehrere Bewerber.“ Das schlüssigste Konzept hatte die Integrationsfirma InCa – InklusionCatering Mainfranken, eine Tochter der Mainfränkischen Werkstätten. Hier ist auch Stefan Schnabel beschäftigt. Drei Cafés werden inzwischen von InCa betrieben.
Kaffeeautomaten und Pappbecher sind heute vielerorts out: Einrichtungen, die etwas auf sich halten, bieten richtigen Kaffee, guten Service und kleine Leckereien an. Das gilt für Büchereien ebenso wie etwa für Seniorenheime. Allerdings ist es durchaus riskant, in solchen Einrichtungen ein Café zu eröffnen. „Wir zum Beispiel haben keinen Verzehrzwang“, sagt Norbert Herrmann. Dennoch ließ sich InCa auf das Angebot ein, so Alexander Seith, Betriebsleiter Catering bei den Mainfränkischen Werkstätten: „Wobei wir als gemeinnützige GmbH ja auch keine Gewinne erzielen müssen.“ Die schwarze Null reicht. Und die wurde im ersten Jahr dank großen Zuspruchs auch erzielt.
Einiges musste Stefan Schnabel am Anfang üben, bis er es richtig gut konnte: „Ich hatte Probleme mit dem Milchaufschäumen.“ Inzwischen beherrscht er das exzellent. „Er macht den besten Schaum von uns allen“, lobt ihn eine Kollegin. Durchschnittlich sechs Werkstattbeschäftigte finden in dem Café einen inklusiven Job. Sie bieten verschiedene Kaffeekreationen, selbst gebackenen Kuchen, belegte Brötchen, und Saft aus Streuobstäpfeln zum Verkauf an.
Kundenwünschen wird selbstverständlich Beachtung geschenkt – und sowie es irgend geht, versucht das InCa-Team, sie zu erfüllen. Überhaupt gibt es immer wieder etwas Neues, so Seith: „Wir erlauben es uns, zu experimentieren.“ Findet etwas Anklang, kommt es fest ins Angebot. Wenn nicht, ist's auch nicht schlimm. Auch gegen Weihnachten zu dürfen sich die Büchereibesucher auf besondere Leckereien freuen. Was es genau gibt, wird aber noch nicht verraten.