Die Angst geht um in Erlabrunns Bevölkerung vor der Entwertung der durch Obst- und Weinbau genutzten Flächen und damit womöglich verbundenem Existenzverlusten. Auslöser dafür ist die von der Unteren Naturschutzbehörde beabsichtigte massive Erweiterung des Landschaftsschutzgebiets (LSG) "Mainufer und Volkenberg".
Statt bisher einem Viertel, sollen künftig rund 75 Prozent der durch Wald, Landwirtschaft, Obst- und Weinbau bewirtschafteten Flächen von der LSG-Erweiterung samt der damit verbundenen Nutzungseinschränkungen betroffen sein. Das Vorhaben wurde vor zwei Wochen in einer Info-Veranstaltung durch den zuständigen Fachbereichsleiter am Landratsamt Würzburg, Thomas Pabst, vorgestellt. Hierbei, und im Nachgang dazu schlugen die Wellen zu dem inzwischen omnipräsenten Thema hoch im Ort.
Existenzängste und Einschränkungen
Freilich verwundert das nicht angesichts der unangekündigten Ausdehnung des beabsichtigten Landschaftsschutzgebietes. Und auch die in der Veranstaltung bei Wortmeldungen geäußerten Existenzängste sind nachvollziehbar. Schließlich bringt ein Landschaftsschutzgebiet Einschränkungen bei der Bewirtschaftung der betroffenen Flächen mit sich. Außer eines geringen Puffers soll das LSG in Erlabrunn künftig bis an die Wohnbebauung reichen. In der Fläche enthalten sind laut Bürgermeister Thomas Benkert (UBE) unter anderem auch 20 Hektar biozertifizierter Streuobstflächen. Ausgespart bleiben sollen auf der nur rund 400 Hektar kleinen Gemarkungsfläche nach derzeitigen Stand lediglich eine kleine Weinbergsfläche, die Ortsstraßen und das Freizeitgelände der Badeseen.
Aus einem derart massiven LSG-Umgriff befürchtet Benkert für die Gemeinde eine dauerhaft eingeschränkte Planungshoheit. Erforderliche Expansionsflächen wie etwa für ein Baugebiet seien nicht mehr möglich. In Gefahr sieht Benkert auch über Jahrzehnte etablierte naturnahe Veranstaltungen. Deshalb beschäftigte sich der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung mit der Thematik LSG-Erweiterung. Hierbei versuchte Benkert die enorme Tragweite der beabsichtigten Erweiterung des seit 1967 bestehenden Landschaftsschutzgebiets (LSG) "Mainufer und Volkenberg" zu verdeutlichen. Bei 760 Grundstückseigentümern von 1100 Grundstücken sei somit die überwiegende Anzahl der Bevölkerung von der geplanten Maßnahme betroffen.
Verständnis für Überarbeitung
Keine Überraschung war deshalb das Ergebnis der Beratung: Wegen der allgemein drohenden Einschränkungen wurde die Verwaltung mit einem geschlossenen Votum durch den Gemeinderat zum intensiven Austausch mit allen Entscheidungsträgern beauftragt. Nach dem Willen des Ratsgremiums sollen daran insbesondere Landrat Thomas Eberth, die Mitglieder des Kreistages, die Interessenvertretungen durch Bauernverband und Weinbauverband sowie die betroffenen örtlichen Vereine beteiligt sein.
Gleichzeitig signalisierte das Gremium jedoch auch Verständnis für die Notwendigkeit einer Überarbeitung der seit 1967 gültigen LSG-Verordnung, nach beinahe 60 Jahren. In diesem Zusammenhang verwies Bürgermeister Thomas Benkert aber auf die aktuell laufende Überarbeitung des Flächennutzungsplans der Gemeinde. Darin seien unter anderem Regelungen wie den Erhalt landschaftsbestimmender Bäume und offener Gehölzgruppen beinhaltet. "Die Entscheidungsträger sollten deshalb erkennen, dass wir uns als Gemeinde selbst einen hohen Standard auferlegen", betonte Benkert im Gespräch mit der Redaktion.
Unterdessen ließ eine Reaktion aus dem Landratsamt auf die in der Info-Veranstaltung geäußerten Existenzängste und Unmutsbekundungen der rund sechzig Gäste nicht lange auf sich warten. Gegenüber dieser Redaktion bestätigte Bürgermeister Thomas Benkert (UBE) einen bereits vereinbarten Erörterungstermin mit dem Landrat.