Die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum, die Ausweisung von Überschwemmungsgebieten in landwirtschaftlich genutzten Regionen und die Umsetzung der Abfallgesetze waren zentrale Themen bei einem Gespräch von Staatssekretärin Melanie Huml mit Bürgermeistern und Behördenvertretern aus dem Landkreis Würzburg. Im Rahmen des Programms „Lebensministerium vor Ort“ war die Staatssekretärin im bayerischen Gesundheits- und Umweltministerium im Würzburger Landratsamt zu Gast.
Landwirte sind verunsichert
Die Landwirte, die entlang des Thierbachs bei Gaukönigshofen ihre Felder bewirtschaften, sind verunsichert von der Ausweisung von Überschwemmungsgebieten durch die Wasserwirtschaftsämter. Sie fürchten, dass die Nutzung der gewässernahen Flächen eingeschränkt oder ganz untersagt wird – ohne dass sie dafür Entschädigung geltend machen können. Melanie Huml entkräftet die Befürchtung. Die Staatssekretärin sieht das Überschwemmungskataster vorrangig als Information für die Betroffenen und als Planungsgrundlage für künftige Nutzungen. Weder sei beabsichtigt, die landwirtschaftliche Nutzung zu beschneiden, noch müssten die Landwirte fürchten, dass Äcker abgegraben werden, um weiteren Retensionsraum zu schaffen.
Das bestätigt auch Ministerialrat Erich Eichenseer, am Ministerium zuständig für die Fließgewässer und Wildbäche. Einschränkungen, etwa in der Ausbringung von Gülle in Gewässernähe, seien bereits in der Düngeverordnung geregelt. Weitergehende Reglementierungen seien deshalb nicht zu erwarten – zumindest bis auf wenige Ausnahmefälle. An stark von Abschwemmung bedrohten Ufern etwa könnte die Grünlandnutzung vorgeschrieben werden. Dort liege es aber auch Interesse des Landwirts, dass fruchtbarer Ackerboden nicht verloren geht.
Verständnis mit den Landwirten äußert indes Landrat Eberhard Nuß. Vielen Bauern fehle der Glauben, dass die Ausweisung der Überschwemmungsflächen nicht doch in Zukunft zu Beschränkungen führt. Unmut werde insbesondere darüber laut, dass die Flächen kurz nach Ende eines Flurbereinigungsverfahren ausgewiesen wurden, und das Überschwemmungsrisiko bei der Bewertung der Grundstücke nicht berücksichtigt wurde.
Schützenhilfe der Staatssekretärin erhielt der Abfallbetrieb des Landkreises in seinem Bestreben, die Sammlung von Schrott bei Privathaushalten durch gewerbliche Schrotthändler zu unterbinden. Stattdessen beharrt Team Orange auf sein Recht, wonach private Wertstoffe über die Wertstoffhöfe erfasst werden müssen. Landrat Nuß verteidigt die Vorgehensweise, gegen die Schrotthändler in jüngster Vergangenheit mehrfach öffentlich protestiert hatten. Die Erlöse aus der Schrottverwertung gingen in die Kalkulation der Müllgebühren mit ein. Und die würden vermutlich steigen, „wenn man die Filetstücke herausnimmt“.
Unterstützung erhofft sich Staatssekretärin Melanie Huml ihrerseits bei der Aufwertung von kleinen Regionalkrankenhäusern wie der Ochsenfurter Main-Klinik. Für sie strebt Klinik-Geschäftsführer Alexander Schraml die Anerkennung als Lehrkrankenhaus der Universität Würzburg an. Medizinstudenten könnten dann dort ihre Praktika ableisten. Diese Kontakte würden sich für die Klinik später bei der Suche nach Ärzten auszahlen, hofft Schraml.
Zu wenig Ärzte auf dem Land
In der Pflicht sieht Huml dabei das Wissenschaftsministerium und die Universitäten, die entscheiden müssen, mit welcher Klinik sie kooperieren wollen. Durch die Änderung der Approbationsordnung sei der rechtliche Rahmen bereits zugunsten kleinerer Krankenhäuser verbessert worden. Trotzdem zögerten die Universitäten bei der Umsetzung.
In der Diagnose ist sich die studierte Medizinerin einig mit Landrat Nuß: Die gute Versorgung in den ländlichen Gebieten des Landkreises gerate durch den Ausstieg älterer Hausärzte zunehmend in Gefahr. Dass es an Bayerns Unis nur einen Lehrstuhl für Allgemeinmedizin gebe, werde der Situation nicht gerecht.