Auch wenn man unten in der Stadt eher wenig davon mitbekommt: Die Arbeit am neuen Landesmuseum auf der Festung ist im vollen Gange. „Wir stellen die baulichen Voraussetzungen her, die ein modernes Museum braucht“, sagt Peter Seibert, Leitender Baudirektor der Bayerischen Schlösserverwaltung. Der CSU-Arbeitskreises „Hochschule und Kultur“ hatte im Martin-von-Wagner-Museum die Beteiligten der Planung zur Gesprächsrunde geladen. Bauliche Voraussetzungen – das heißt, die Grundsubstanz der Burg wird sukzessive saniert. Bereits fertig ist das Schönborntor, „das jetzt seinen Namen wieder verdient, es ist schön“, sagte Seibert. Im nächsten Jahr folgt die Sanierung weiterer Toranlagen, die durch jahrelange Witterungseinflüsse nicht mehr verkehrssicher sind.
„Einen richtig großen Brocken gehen wir im Herbst an“, berichtete Seibert weiter: Die Erneuerung des 150 Jahre alten Abwassersystems und der Elektronik, sowie die Einrichtung von Fernwärme. Auch soll das Nachkriegsdach der Marienkirche erneuert werden. 14,5 Millionen Euro wird der erste Bauabschnitt kosten.
Gleichzeitig bereitet die Schlösserverwaltung die Umplanung ihres Denkmals vor. Denn hier soll einiges verrückt werden: ins Neue Zeughaus – wo heute das Mainfränkische Museum ist – sollen Tagungsräume sowie andere öffentliche Nutzungen einziehen. Die Gastronomie soll vom inneren in den mittleren Burghof, die Echtersche Vorburg, ziehen. Dort sind auch Empfang- und Kassenräume für das Landesmuseum geplant. Dessen rund 11 000 Quadratmeter Ausstellungsflächen sollen im Inneren Burghof, um Marienkirche und Bergfried, eingerichtet werden. Geplant ist die Eröffnung 2025.
„Wir untersuchen gerade, was in welchen Räumen möglich ist“, erklärte Seibert. Abgeklopft wird dabei zum Beispiel, inwieweit die barrierefreie Erschließung sowie der denkmalverträgliche Umbau möglich ist. Diese Baubeschreibung ist Grundlage für die konkrete Konzeption.
Um diese kümmert sich momentan Professor Helmut Flachenecker vom Lehrstuhl für fränkische Landesgeschichte an der Uni Würzburg. „Aber nicht alleine“, betonte Flach-ecker. Mit seinem Team versucht Flachenecker zu umreißen, was eigentlich in ein Fränkisches Landesmuseum muss, soll und kann.
„In Würzburg beginnt die Geschichte des Raumes, den wir Franken nennen“, begründete Flachenecker, warum das Museum nach Würzburg und nicht nach Nürnberg oder Bamberg gehört. Insofern würden die Bestände des Hauses angemessen berücksichtigt. Dennoch müsse das Landesmuseum ganz Franken repräsentieren. Geplant ist jetzt ein Symposium mit historischen Vereinen aus Unter-, Mittel- und Oberfranken, bei dem es um die Frage geht: Was ist eigentlich Franken?
Auf die Frage von Damian Dombrowski, der als Leiter des CSU-Arbeitskreises „Hochschule und Kultur“ die Diskussion moderierte, wo zusätzliche Exponate für das neue Museum herkommen sollen, erinnerte Oberbürgermeister Christian Schuchardt an das Exponat, „das bislang noch gar nicht exponiert ist.
Die Festung.“ Deren Geschichte soll im Landesmuseum Platz bekommen. Deutlich wurde auf dem Podium, dass es vermutlich kein Geld für Ankäufe geben wird. Viele Exponate des Mainfränkischen Museums gehören der katholischen Kirche, der Stadt sowie dem Verein „Freunde Mainfränkischer Kunst“ und sollen auch künftig in deren Besitz bleiben.
„Wir haben Sammlungen von überregionaler Bedeutung, die es verdient haben, auf das Niveau eines Landesmuseums gehoben zu werden“, sagt Claudia Lichte. Die Leiterin des Museums zeigte sich glücklich, dass mit dem Engagement des Freistaats der jahrelange „Sanierungsstau“ beendet wird. „Der gordische Knoten wurde zerschlagen.“
Und zwar schneller als gedacht. Das betonte CSU-Landtagsabgeordneten Oliver Jörg. Würzburg verdanke dies seiner „hervorragenden Bewerbung für das Landesmuseum für Bayerische Geschichte“, der Solidarität von Abgeordneten, „die auch aus anderen Regionen kommen“, sowie dem grundsätzlichen Willen der Landesregierung, in die kulturelle Entwicklung zu investieren. „Und wenn in München ein Konzertsaal für 300 bis 400 Millionen Euro gebaut wird, sind 100 Millionen für ein Fränkisches Landesmuseum gut vertretbar.“
„So eine Chance bekommen wir so schnell nicht wieder“, erklärte Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel. Allerdings sei eine große Aufgabe noch ungelöst: „Der Zugang zur Festung muss verbessert werden.“
Die Festung Marienberg und das Fränkische Landesmuseum
Auf dem Marienberg, der seit der späten Bronzezeit besiedelt wurde, befand sich im frühen 8. Jahrhundert wahrscheinlich ein Kastell der fränkisch-thüringischen Herzöge mit einer Kirche, die 741 zur ersten Würzburger Bischofskirche erhoben wurde. Ab 1200 entstand die Burg, die im Spätmittelalter und in der Renaissance zur Festung ausgebaut wurde. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie stark zerstört und ab 1950 wieder aufgebaut.
Museumspläne: Seit diesem Frühjahr steht fest, dass der Freistaat nicht nur rund 100 Millionen Euro für Sanierung und Umbau der Festung zu einem „Fränkischen Landesmuseum“ bezahlt, sondern auch dessen Betrieb übernimmt. Im neuen Museum verschmelzen das Mainfränkische Museum, bisher von der Stadt Würzburg und dem Bezirk getragen und das Fürstenbaumuseum der Bayerischen Schlösserverwaltung.