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WÜRZBURG
Landesgartenschau: Barrierefreier Geländebau
Das Belvedere im Gartenschaupark (Bildmitte), der Aussichtspunkt im LGS-Park, befindet sich noch im Bau. Von hier aus haben die Besucher einen Blick über den gesamten Park.  Das Belvedere wird über eine Rampe barrierefrei erreichbar sein.
Foto: Berthold Diem, Franz Nickel, Pat Christ | Das Belvedere im Gartenschaupark (Bildmitte), der Aussichtspunkt im LGS-Park, befindet sich noch im Bau. Von hier aus haben die Besucher einen Blick über den gesamten Park.
Von unserer Mitarbeiterin Pat Christ
 |  aktualisiert: 20.03.2017 15:42 Uhr

Die Rechte von Menschen mit Behinderung zu stärken, fordert die UN-Behindertenrechtskonvention seit zehn Jahren. Die Landesgartenschau Würzburg 2018 GmbH hat sich diese Forderung auf ihre Fahnen geschrieben. Erstmals sollen Menschen mit Handicap als Besucher und auch als Akteure so weit wie irgend möglich bei einer Landesgartenschau einbezogen werden. Wie das genau geschehen könnte, verriet Geschäftsführer Klaus Heuberger am Dienstag im Behindertenbeirat.

Barrierefrei zugänglich

Das gesamte Gelände der Landesgartenschau auf dem Hubland wird laut Heuberger barrierefrei zugänglich sein. Der fast 3,5 Kilometer lange Weg, der sich durch das Areal schlängelt, soll mit einem wasserdurchlässigen Asphalt belegt werden, so dass er bequem von Menschen mit Rollstuhl oder Rollator begangen werden kann.

Bei den Planungen für den Geländebau arbeitete die Landesgartenschau GmbH mit der städtischen Beratungsstelle für behinderte Menschen, dem Arbeitskreis „Barrierefreies Bauen“ sowie mit den Behindertenbeauftragten zusammen.

Durch diesen engen Kontakt zu den Experten in eigener Sache wird es rein baulich kaum etwas zu bemängeln geben, ist Jutta Behr von der städtischen Beratungsstelle für behinderte Menschen überzeugt. Die Landesgartenschau habe damit gute Chancen, ein „Leuchtturmprojekt der Inklusion“ zu werden. Ein Jahr vor der Eröffnung sind allerdings noch viele Fragen offen, was eine optimale inklusive Gestaltung der Veranstaltung anbelangt. Im Behindertenbeirat durften Wünsche geäußert und Kritikpunkte vorgebracht werden.

Transportmöglichkeit

„Ich habe noch keine Ahnung, wie ich überhaupt zur Gartenschau hochkommen soll“, wandte Beiratsmitglied Evi Gerhard, Interessensvertreterin der Menschen mit Körperbehinderung in Würzburg, ein. Hierauf konnte Heuberger auch noch keine Antwort geben. Am einfachsten wäre es gewesen, gäbe es schon die Straba-Linie 6 hinauf aufs Hubland, dann hätten Menschen mit Falt- und Elektrorollstühlen eine gute Transportmöglichkeit gehabt: „Leider wird sie jedoch noch nicht da sein.“ Man sei jedoch mit der Würzburger Straßenbahn im Gespräch, ob eine zusätzliche Buslinie mit barrierefreien Haltestellen eingerichtet werden könnte.

Kulturelle Beiträge

Heuberger appellierte an die Vertreter von Behinderteneinrichtungen und -initiativen, sich aktiv in das Programm der Landesgartenschau einzubringen. Ihm selbst schweben Vorführungen des „Theater Augenblick“, einem Ensemble von Schauspielern mit geistigem Handicap, sowie Auftritte von Würzburger Inklusionsbands vor.

Thomas Hetterich, der die gehörlosen Menschen in der Stadt vertritt, schlug vor, einen Gehörlosen dazu auszubilden, während der Gartenschau Menschen mit Hörbehinderung via Gebärdensprache durch das Gelände zu führen. Eine Idee, die bei Heuberger auf offene Ohren stieß.

Gebärdensprachdolmetscher

Auch bei der Eröffnung der Gartenschau sollen Gebärdensprachdolmetscher eingesetzt werden. An Menschen mit Sehbehinderung ist bei der Konzipierung der über das Gelände verteilten Infostelen gedacht. „Zumindest einige dieser Säulen werden sprechen können“, so Heuberger. Ansonsten sollen die Informationen zum Teil mit Bildschirmen und auch in Leichter Sprache transportiert werden.

Durchblicken ließ der Geschäftsführer, dass womöglich mancher Inklusionswunsch am Ende am Geld scheitern wird. So wünschen sich die Behindertenvertreter Toilettenanlagen, die tatsächlich für alle Menschen zugänglich sind. Ein solches barrierefreies WC müsste auch mit einer Pflegeliege ausgestattet sein. Schwerbehinderte Menschen mit Muskelschwund oder Tetraspastik können Behindertentoiletten nur dann nutzen, wenn diese eine Liegemöglichkeiten zum Aus- und Ankleiden oder auch für den Wechsel von Katheter oder Einlagen bieten. „Wir notieren das und nehmen es mit“, versprach Heuberger.

E-Scooter für Gehbehinderte

Wünschenswert wäre weiter, gäbe es am Eingang E-Scooter für gehbehinderte Menschen, die den Parcours aus eigener Kraft nicht schaffen. In Rosenheim, wo die Landesgartenschau 2010 stattfand, wurde dies angeboten. Auch in Bayreuth, dem letztjährigen Ausrichter der Landesgartenschau, gab es am Eingang Rollstühle, E-Scooter und Rollatoren gegen eine Kaution.?

Für Menschen im Hartz IV-Bezug

Kritisch wird der Eintrittspreis von regulär 18 und ermäßigt 14 Euro gesehen, den sich vermutlich viele Würzburger nicht leisten können. Nachdem „Inklusion“ bedeutet, dass niemand ausgegrenzt werden darf, auch nicht wegen Armut, würden sich die Behindertenvertreter auch hier Lösungen wünschen.

Andreas Schäfer, stellvertretender Behindertenbeauftragter und Sprecher für Menschen mit seelischen Erkrankungen, regte an, über spezielle Tage für Menschen im Hartz IV-Bezug, geringem Einkommen oder Minirente nachzudenken.

 
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