Durch eine Modernisierung samt teilweisen Umbau ehemaliger Lagerflächen möchte das Unternehmen Steinmetz Einrichtungen GmbH das frühere Areal der Winzergenossenschaft Thüngersheim mit seiner alten Waschbeton-Fassade aus den 1970er Jahren in seinen künftigen Stammsitz umwandeln. Allerdings sind die Meinungen dazu innerhalb des Gemeinderates gespalten.
Anstößig findet vor allem die neu im Gremium vertretene Grünen-Fraktion den als futuristischen Blickfang geplanten Baukörper, mit dem die zukunftsorientierte Ausrichtung des Unternehmens zum Ausdruck kommen soll. Der aktuelle Bauantrag hierzu umfasst nur den Teil der Liegenschaft, der an die Untere Hauptstraße angrenzt. Horst Steinmetz, Geschäftsführer des in Mainfranken mit führenden Objekteinrichters erwartet durch das Vorhaben jedoch für seinen Heimatort und "dessen gesamter Infrastruktur einen nicht unerheblichen Mehrwert".
Derzeit zur jährlichen Traubenannahme im Herbst genutzt
Aktuell wird das ehemalige Gelände der Winzergenossenschaft (WG) Thüngersheim durch die Divino Nordheim Thüngersheim in Teilbereichen nur noch zur jährlichen Traubenannahme im Herbst genutzt. Bereits im Oktober 2019 wurde es endgültig durch die Steinmetz Einrichtungen GmbH übernommen. Erste, durch die Fusionierung von WG und Divino nicht mehr benötigte Lagerflächen, nutzte das Unternehmen schon seit Mai 2018.
Das Divino-Angebot zur Übernahme der Rest-Flächen des rund 13 000 Quadratmeter umfassenden Areals nahm die H.M.F.L Steinmetz GbR im Oktober 2019 an. Treibende Kraft hierzu sind nach Aussage des 63-jährigen Geschäftsführers die drei in der Geschäftsleitung tätigen Kinder gewesen.
Vorgesehen ist ein aufgesetzter Neubau mit Glasfassade
Das seit mehr als 30 Jahren stetig expandierende Unternehmen möchte den vorderen Bereich der ehemaligen Lagerhallen und einen aufgesetzten Neubau mit Glasfassade als künftigen Stammsitz des Unternehmens integrieren. Die Projektentwicklung sieht neben dem Verbleib der bisherigen Vinothek der Divino Nordheim Thüngersheim innerhalb des Areals auch die Nutzung der riesigen Lagerhallen durch eingemietete Gewerbetreibende vor. Mit der Umnutzung des vorderen Lagertrakts zu Büroflächen ist insbesondere eine veränderte Fassaden-Optik verbunden. Durch die Erneuerung der technischen Infrastruktur wird eine weitestgehend autarke Energieversorgung angestrebt.
Die spektakuläre Planung von Architekt Ernst Höring sieht für einen Teilbereich der Dachflächen über dem Erdgeschoss eine Terrassenfläche mit Ausblick auf die Weinberge von Thüngersheim vor. Die übrigen, an das Obergeschoss angrenzenden Dachbereiche, werden als extensive Dachbegründung zur Regenwasser-Rückhaltung hergestellt. Über die Begrünung hinaus ist auf der ausgedehnten Dachfläche die Installation von Anlagen für Photovoltaik, Solarthermie und Wärmepumpe zur Erzeugung von Wärme und Strom vorgesehen. Die vorhandenen Edelstahltanks im Keller sollen als Pufferspeicher für die Erzeugung von Wärme und Kälte dienen.
Eine besondere Herausforderung ergibt sich durch die Umnutzung vor allem hinsichtlich einer kompletten Brandschutzertüchtigung. "Entsprechend unserer Philosophie zum Büro der Zukunft setzen wir mit dem Umbau als Referenzobjekt das Thema Nachhaltigkeit konsequent um. Inklusive der energetischen Optimierung der Gebäudehülle kann eine Unterschreitung der Energie-Einsparverordung (EnEV) um 20 erzielt werden", schildert Geschäftsführer Horst Steinmetz das Vorhaben.
Mehrheitlich mit zehn zu vier Stimmen befürwortet
So verwundert die geschlossene ablehnende Haltung der Grünen-Fraktion zu dem Projekt. Drastisch äußerte sich Altortbeauftragter Prof. Heiko Paeth in der Ratssitzung im Dezember: "Die geplante Optik wirkt sich auf das Ortsbild aus und nimmt Thüngersheim das, was es für uns als Familie bisher wertvoll machte hier zu wohnen", zeigte sich Paeth überzeugt. Paeths Aussage bekräftigte auch Michael Roth (BüBew), der eine namentliche Abstimmung forderte. Der Antrag auf Nutzungsänderung wurde durch den Gemeinderat jedoch mehrheitlich mit zehn zu vier Stimmen befürwortet.
Bürgermeister Michael Röhm: "Das ist ein Leuchtturmprojekt"
Für Bürgermeister Michael Röhm (Bürgerbewegung, BüBew) "steht das Projekt für Nachhaltigkeit und ist deshalb nicht nur wegen des geplanten Gebäudekubus ein Leuchtturmprojekt". Im Gespräch mit dieser Redaktion relativierte 2. Bürgermeisterin Karen Heußner (Grüne), die Ablehnung ihrer Fraktion. "Was wir beanstandeten ist nicht das Projekt als solches. Für uns zu beanstanden war vielmehr die städtebauliche Idee dahinter, an einer solch sensiblen Stelle, direkt am nördlichen Ortseingang", betont Heußner.
Dass die optische Gestaltung des Umbaus durchaus polarisiert, hält auch Geschäftsführer Horst Steinmetz für möglich. Architektur sei jedoch immer auch ein Spiegelbild der jeweiligen Epoche. Mit Sicherheit aber werde die Umgestaltung der Fassade zu einem Blickfang mit Wow-Effekt, ist Steinmetz überzeugt. In dieser Auffassung überzeugt, äußerte sich auch Christel Reuther (FWT). "Wir sind schließlich kein Mittelalter-Dorf, und das Projekt wird Publikum und auch Tourismus anziehen", prognostizierte Reuther.
Aber dafür braucht es etwas mehr Anspruch und einen guten Architekten!