Er ist ein richtiger Sonnyboy und strahlt. Dazu hat er auch allen Grund, denn er ist im Moment auf der Überholspur. Auf seine sportlichen Erfolge angesprochen, wirkt er fast schüchtern – immerhin ist er ja Deutscher Jugendmeister und Europa-Vizemeister im Hindernislauf.
Patrick Karl ist gerade einmal 19 Jahre alt, kann sich aber nicht mehr erinnern, wie viele Kilometer er in seinem schon Leben gerannt ist. Patrick kommt aus einer Läuferfamilie. Seine Mutter Christine, sein Vater Klaus, seine Schwester Sophia, sein Bruder Dominik und auch sein Onkel Hubert Karl sind Läufer.
Schon als kleiner Junge war mit seiner Familie der Forst in Ochsenfurt das Ziel und so hat er bereits mit vier bis fünf Jahren locker die kleine Runde (zwei Kilometer) geschafft. Und vor allem es hat ihm Spaß gemacht. In seiner Heimatgemeinde Kleinochsenfurt hat er auch Fußball gespielt. Doch da er schon als Jugendlicher Unterfränkischer Meister und 2012 in München den Bayerischen Titel in 3000 Metern (flach) holte, stand für ihn fest, dass das Laufen seine Sportart ist.
Vor vier Jahren entschied Patrick dann, dass er den Hindernislauf ausprobieren wollte, da bereits sein Vater und sein Onkel in dieser Disziplin erfolgreich waren. Sein Körperbau, groß und schlank, seine Geschicklichkeit und Beweglichkeit, alles ist für den Hindernislauf perfekt und er erzielte auch sehr schnell Erfolge.
Deutscher Meister
2015 war sein Erfolgsjahr. Er wurde Deutscher Meister im Hindernislauf und es bot sich für ihn die Gelegenheit, in die Sportfördergruppe der Bereitschaftspolizei aufgenommen zu werden.
Obwohl er seinen Schulabschluss noch nicht in der Tasche hatte, konnte er sich diese Chance nicht entgehen lassen. Jetzt freut sich Patrick Karl über seine Ausbildung, die im September beginnt. Er wollte schon immer zur Polizei. Auch sein Vater ist Polizist und sein älterer Bruder Dominik ebenfalls. Außerdem kann er seine sportlichen Ambitionen perfekt mit seiner Berufsausbildung verbinden.
Das Programm der Sportfördergruppe gibt es erst seit 2012 und Patrick hat den Einstellungstest, der auch für erfolgreiche Sportler notwendig ist, bestanden. Durch diese spezielle Sportförderung erhöht sich die Ausbildungszeit von zweieinhalb auf fünf Jahre.
Die eigentliche Ausbildung findet vier Monate im Winter statt und acht Monate sind die Sportler fürs Training freigestellt. Es wird sicher keine einfache Zeit werden.
Die vier Monate finden in Dachau statt und die achtmonatige Zeit im Nürnberger Raum im Bundesstützpunkt, was durch die Ausbildungsvergütung nicht alles finanziert werden kann. Doch die Zeit im Bundesstützpunkt ist wichtig und auch darauf freut sich Patrick, denn es wird nicht nur gelaufen. Es gibt viele unterschiedliche Trainingseinheiten, wie Gymnastik, Koordination oder Kondition. Er wird zwar dann wenig Zeit in Ochsenfurt sein, will aber seinem Verein dem TVO treu bleiben.
Es ist in finanzieller Hinsicht nicht ganz einfach als Leichtathlet in Deutschland vorne dabei zu sein. Die meisten Kosten bleiben bei der Familie hängen, da es für diese Sportler kaum Förderung oder Sponsoren gibt.
Ins Trainingslager
Da Patrick seit 2013 im Bundeskader Deutschland ist, kann er wenigstens an Trainingslagern teilnehmen, die finanziert werden. Besonders toll fand er daher auch, dass er von Christof Braterschofsky (Autohaus BMW Tief-Dörfler) für die weiter entfernten Wettkampffahrten (immerhin sind es 15 im Jahr) ein Auto dafür zur Verfügung gestellt bekam.
Jetzt ist er auf der Suche nach Sponsoren, denn er hat seine Zukunft fest im Blick.
Da er bei den Wettkämpfen nun nicht mehr als Jugendlicher, sondern bei den Männern antritt, weiß er, dass seine Chancen auf Siege in den nächsten zwei bis drei Jahren nicht groß sind.
Doch Patrick ist sich sicher, dass er auch bei den Männern wieder den Sprung nach vorne schaffen kann. Nach der Deutschen Meisterschaft kam erst einmal eine kurze Erholungsphase.
Doch die Planungen für den Winter laufen schon, wie beispielsweise Cross-Läufe. Dazu gehört auch im Dezember die Cross-Europameisterschaft in Toulon (Frankreich). Vielleicht läuft er ja dann schon in einem Trikot eines Sponsors.
Patrick ist optimistisch. Für seine Zukunft wünscht er sich, dass es sportlich weiter bergauf geht. Dann könnte vielleicht auch sein großer Traum in Erfüllung gehen: Eine Teilnahme bei den Olympischen Spielen.
