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OCHSENFURT
Kurt Pregitzer: Ein Metzger, der auch Maler ist
Kreativität: Kurt Pregitzer macht Wurst. Tagein, tagaus. Beim nächtlichen Malen lässt der Ochsenfurter den Alltag hinter sich. Unter dem Künstlernamen „Mad Butcher“ stellt er seine Werke aus.
Zwischen Kunst und Kalbsleberwurst: Kurt Pregitzer schaltet beim Malen von seinem Alltag als Metzgermeister ab.
Foto: Jochen Stryjski | Zwischen Kunst und Kalbsleberwurst: Kurt Pregitzer schaltet beim Malen von seinem Alltag als Metzgermeister ab.
Claudia Schuhmann
 |  aktualisiert: 11.12.2019 14:54 Uhr

Spät in der Nacht, da schlägt die Stunde von Kurt Pregitzer. Dann greift der Metzgermeister zum Pinsel, taucht ihn tief in den Farbtopf und malt drauf los. Dann möchte er nicht nachdenken. Nur abschalten und sich entspannen. Vor Jahren schon entdeckte Pregitzer die Kunst für sich. Sein prägnanter Künstlername und verschiedene Ausstellungen haben ihn mittlerweile weit über die heimische Wursttheke hinaus bekannt gemacht.

Geht man ein Risiko ein, wenn man sich ganz allein mit einem trifft, der sich „Mad Butcher“ nennt, der irre Metzger? Wer Kurt Pregitzer kennt, wird da nur lachen. Denn der 50-Jährige ist ein ruhiger, freundlicher Mann, der sich über seinen bizarren Künstlernamen heimlich amüsiert. Auf „Mad Butcher“ kam er übrigens gemeinsam mit Jochen Stryjski, der den Ochsenfurter Metzger zum Hauptdarsteller seines preisgekrönten Kurzfilmes „Kunstblut“ machte.

„Mit meinem Beruf verbindet man nicht unbedingt Kunst“, sagt er. So mancher, mit dem der malende Metzger über sein Hobby spricht, wundert über diese Kombination. Metzger ist Pregitzer geworden, weil es nun mal den elterlichen Betrieb in der Ochsenfurter Altstadt gab. Der Beruf gefällt ihm. Wurst machen und verkaufen, da gibt es Schlechteres. Aber als Selbstständiger hört die Arbeit eben nie richtig auf. Abschalten ist nicht immer einfach, und dann will der Schlaf nicht kommen.

Irgendwann entdeckte Pregitzer, der schon in jungen Jahren Freude an der Fotografie und am Zeichnen hatte, die befreiende Wirkung der Malerei. Er kaufte einen alten Ständer als Staffeleiersatz, günstige Baumarktbretter als Untergrund und Acryllackfarben. Seine Wohnung wurde zum Atelier. Dort lässt er seiner Kreativität freien Lauf. „Ich gehe mit der Farbe nicht sparsam um“, erklärt Pregitzer. Das sieht man seinen Bildern an. Sie sind abstrakt und farbenfroh. Bei manchen sind Motive erkennbar, bei anderen nicht.

Ob er aus einem Bild noch Einzelheiten herausarbeiten möchte oder nicht, überlegt sich der Mad Butcher erst nach dem ursprünglichen Entstehungsprozess. Aber nicht nur das nächtliche Malen macht ihm Spaß. Kurt Pregitzer stellt seine Gemälde auch aus. Wenn sich andere mit ihnen beschäftigen, sich darüber Gedanken machen, dann freut ihn das. Deshalb gibt er den Bildern auch Titel. „Das macht es den Leuten leichter“, sagt er.

In Ochsenfurt waren seine Werke mehrfach zu sehen, und er gehört dem Künstlerstammtisch „Ox-Art“ an. Beim Sommerhäuser Weihnachtsmarkt hat er seine Bilder ebenfalls schon öfter gezeigt. Dort hat er bereits welche verkauft. Eines an einen Mann aus Bonn, der auf der Autobahn extra noch einmal umgekehrt war, weil er Kurt Pregitzer vorher nicht erreichen konnte. Dass Menschen bereit sind, für seine Werke Geld auszugeben – so etwas macht stolz.

Die Preisfindung, sagt der Metzger, sei das Schwierigste. Dass sie die Preise ruinieren, werde Hobbykünstlern von „richtigen“ Künstlern oft vorgeworfen. Wobei sich Pregitzer mit dieser Einteilung in studierte und Freizeitkünstler ohnehin schwer tut. „Kunst ist Kreativität“, sagt er. „Und das kann man nicht studieren. Wenn etwas fertig ist und es gefällt mir, dann ist es Kunst.“ Was man allerdings lernen kann, ist Technik. Deshalb besucht der Mad Butcher auch den einen oder anderen Kunstkurs.

Dennoch steht die Technik für ihn nicht im Vordergrund. Kurt Pregitzer will sich nicht auf einen bestimmten Stil festlegen. Er experimentiert mit Pinsel, Rolle und Spachtel. Nimmt einfach die Farben, auf die er gerade Lust hat. In der Garage greift er manchmal sogar zum Schweißgerät und fertigt Skulpturen aus Schrott, oder er arbeitet mit Stein und Holz. Endlich einmal nicht zu müssen in einem Leben voller Zwänge, sondern einfach machen dürfen, das gefällt ihm.

Wenn er davon leben könnte, dann würde er die Kunst zu seinem Hauptberuf machen. Aber wer kann das schon? Ein Mann wie Gerhard Richter vielleicht, dessen Kunst Kurt Pregitzer sehr bewundert. „Der ist genial“, sagt der Metzger. Deshalb wird er die Malerei weiter als Hobby betreiben. Und als Ventil für den Druck des Alltagslebens. „Wenn ich male, fühle ich mich gut. Das kann ich jedem nur empfehlen.“

Werke von Kurt Pregitzer sind bei der Vorführung des Films „Das große Fressen“ im Foyer des Ochsenfurter Kinos Casablanca am Mittwoch, 4. März, um 19 Uhr zu sehen. Der Kurzfilm „Kunstblut“ wird als Vorfilm gezeigt.

Nachtarbeit: Ob mit dem Pinsel oder mit dem Schweißgerät – Kurt Pregitzer lebt seine Kreativität am liebsten nach Feierabend aus.
Foto: Jochen Stryjski | Nachtarbeit: Ob mit dem Pinsel oder mit dem Schweißgerät – Kurt Pregitzer lebt seine Kreativität am liebsten nach Feierabend aus.
 
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