
Da hat's – zumindest im Landkreis Würzburg – wohl noch nie gegeben: Alarm in Prosselsheim während der Segnung eines Feuerwehr-Fahrzeugs. Der Autos wurde flugs „entschmückt“ und gleich für den Einsatz verwendet. Dann war erst mal eine Pause angesagt.
Der Reihe nach: Die Besucher hatten in der Festhalle Platz genommen, die Ansprachen waren beendet und der Wortgottesdienst mit Diakon Uwe Rebitzer abgeschlossen. Nun sollte eigentlich die feierliche Segnung folgen, doch in diesem Augenblick kam ein Funk-Notruf. Die Ersthelfer vor Ort wurden zum nahe gelegenen Sportplatz gerufen.
Schnell wurde die Dekoration um das neue Fahrzeug entfernt und das Fahrzeug startklar gemacht. Mit den First Respondern an Bord ging es zum Einsatzort, sodass die feierliche Handlung für rund 45 Minuten unterbrochen wurde. Nach der Rückkehr der Helfer wurde die Feier fortgesetzt und der Diakon nahm die Weihe des Fahrzeugs vor.
Zur Feier waren Abordnungen der Wehren aus Püssensheim, Neusetz, Oberpleichfeld, Stadt Volkach, Kürnach, Lengfeld und Estenfeld gekommen. Die feierliche Handlung wurde von der Musikkapelle Püssensheim unter Leitung Christian Bach umrahmt.
Bürgermeisterin Birgit Börger äußerte sich lobend über die First-Responder-Gruppe der Prosselsheimer Feuerwehr. Vor einem Jahr hätten von zwölf Personen mit der Ausbildung begonnen und im Herbst 2013 die Prüfung abgelegt. Die Ausbildung zum HvO sei zeitaufwendig und umfangreich. Mit ihrem Einsatz werde die Zeit zwischen Eintreten des Notfalls und der ersten medizinischen Versorgung verkürzt.
Unter Leitung des damaligen Bürgermeisters Norbert Eberth sei Gemeinderat einige Frage diskutiert worden, berichtete die Bpürgermeisterin. Werde es überhaupt genügend Freiwillige geben? Könnten sie diesen ehrenamtlichen Dienst neben Schule, Ausbildung und Beruf leisten? Was kommt auf die Gemeinde zu? Steht der Nutzen einer solchen Einrichtung gegenüber einer hohen Investition unserer Gemeinde in Relation?
Im Herbst 2013 habe sich der Gemeinderat schließlich nach fachlicher Unterstützung durch Dr. Wolfgang Otremba, der auch als Notarzt arbeitet, für ein neues Fahrzeug gestimmt. „Wir haben haben eine gute Entscheidung getroffen“, sagte Birgit Böger. Das Auto sei Anfang des Jahres ohne Einbauten geliefert und alle notwendigen Funktionen gebaut worden.
Altbürgermeister Norbert Eberth stellte noch einmal den zeitlichen Aufwand der HvO heraus: „First Responder heißt 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche und 52 Wochen im Jahr für uns da zu sein“.
Ausbildungsleiterin, First Responder-Koordinatorin und Kreisbrandmeisterin Gabriele Brejschka meinte in aller Bescheidenheit: „Eigentlich gibt es gar nicht viel zu sagen. Zwölf First Responder, dazu noch ein neues Fahrzeug, besser kann eine Kommune und ihre engagierten Bürger nicht handeln.“ Sie könne nur sagen, das sei eine gute Kombination, die seinesgleichen suche und schickte ein aufmunterndes „weiter so“ hinterher.
Überaus positiv sieht Lisa Hümpfner die Situation: „Wir sind jetzt sowohl mit unser Ausbildung als auch mit dem neuen Fahrzeug voll einsatzbereit und freuen uns, dass die Gemeinde uns so toll unterstützt“.
First Responder (HvO)
Der internationale Begriff First Responder (FR) wird im deutschen Sprachraum auch als Helfer vor Ort (HvO) bezeichnet. Sie sind eine Ergänzung der Rettungskette Sanitäter und Notarzt.
Zwölf Mitglieder: Christoph Tochter, Alexander Herbig, Lisa Hümpfner, Anna Ebert, Christopher Schmidt, Karin Friedrich, Dominik Maierhöfer, Florian Maierhöfer, Sandra Braun und Elmar Scholl (alle Prosselsheim), Christian Conrad (Seligenstadt) und Rainer Endre (Untereisenheim).