Drei Metzger, drei Milchläden, eine Handvoll Tante-Emma-Läden, ein Konsummarkt und zwei Backstuben gab es einst auf der Keesburg. Doch als 1972 der Kupsch in der Hans-Löffler-Straße eröffnete, war es damit bald vorbei: Die kleinen Geschäfte wurden unmodern und machten zu. Übrig blieben zwei Bäckerfilialen – und der Kupsch. Doch Mitte Oktober schließt auch dieser. Damit gibt es auf der Keesburg keinen fußläufig erreichbare Lebensmittelmarkt mehr.
„Die Entscheidung wurde aus wirtschaftlichen Gründen von unserem selbstständigen Kaufmann vor Ort getroffen“, erklärt die Pressestelle der Edeka Nordbayern-Sachsen-Thüringen in Rottendorf. In den vergangenen Jahren wurden bereits Kupsch-Märkte in der Sanderau und in der Altstadt geschlossen. In der Stadt gibt es jetzt noch zehn Filialen, die seit 2000 der Edeka Nordbayern gehören.
Für Herbert Stapf, Vorsitzender der Siedlervereinigung Würzburg-Sieboldshöhe, kommt die Schließung nicht überraschend. „In den vergangenen Jahren haben immer weniger Keesburger beim Kupsch eingekauft“, sagt Stapf. Seit 2002 die Tegut-Filiale in der Zeppelinstraße öffnete, hätten vor allem junge Anwohner lieber dort eingekauft.
Im Vergleich mit dem modernen, vielfach so großen Tegut mutete der Kupsch in der Hans-Löffler-Straße plötzlich wie ein Tante-Emma-Laden an. „Wir hatten an die Keesburger appelliert, weiter in ihrer Nachbarschaft einzukaufen“, berichtet Stapf vom vergeblichen Versuch die Nahversorgung zu retten.
Gerade für ältere Menschen sei der Kupsch wichtig gewesen. Das berichtet auch Erwin Schmollinger: „Man traf dort immer jemanden, den man kannte.“ Der Keesburger führte jahrelang das Schreibwarengeschäft gegenüber und kennt den Stadtteil und wie seine Westentasche. „Die Schließung ist eine Katastrophe.“
Schmollinger befürchtet, dass die anderen Geschäfte in der Hans-Löffler-Straße bald noch weniger Laufkundschaft haben werden. Eine Apotheke, eine Bäckerfiliale, ein Friseur, ein Schreibwarenladen und eine Geschäftsstelle der Sparkasse Mainfranken gibt es dort. Dass die Bank-Filiale auch schließen soll ist allerdings ein falsches Gerücht: Sie wird nur vorüber gehen zur Modernisierung geschlossen. Wie die Pressestelle der Sparkasse Mainfranken mitteilt, trage man den Unfallverhütungs- und Sicherheitsvorschriften Rechnung und bringe die Filiale ab 23. Oktober auf den aktuellen Stand. Geplant ist, dass die Geschäftsstelle ab 4. Dezember wieder bereit steht.
Gibt es eine Chance, dass in den bald leer stehenden Markt ein anderes Lebensmittelgeschäft kommt? Bei Edeka sagt man dazu nichts. „Dies entzieht sich unserer Kenntnis“, erklärt die Pressestelle auf die Frage nach einem Nachmieter. Siedlervereinsvorsitzender Stapf sagt, dass man alles versuchen will, um dort wieder einen Nahversorger unterzubringen. Verschiedene Stadträte hätten schon ihre Unterstützung zugesagt. In den nächsten Wochen sollen Ideen im Gespräch mit auf der Keesburg engagierten Aktiven, Stadträten und Citymanager André Hahn besprochen werden.