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WÜRZBURG
Kunstsinniger Botaniker: Professor Franz-Christian Czygan ist gestorben
nat
 |  aktualisiert: 18.01.2012 17:58 Uhr

Er hielt nichts von den üblichen Laudationes. „Langweilig“ fand er sie. Und „daher überflüssig“. Als die Universität Würzburg Professor Franz-Christian Czygan 1999 zum 65. Geburtstag mit einem Porträt würdigen wollte, winkte der Professor für Pharmazeutische Biologie gleich ab. Statt Laudatio wünschte er sich lieber die Veröffentlichung von Versen seines Lieblingsdichters Jewgeni Jewtuschenko in der Nachdichtung von Godehard Schramm.

So war der Naturwissenschaftler: vielseitig, offen, begeistert von Kunst und Kultur. Sein Schaffen hatte sich rund um das Thema Arzneipflanzen und ihre Inhaltsstoffe gedreht. Ihre Verwendung in der Volksheilkunde und in der modernen Medizin interessierten ihn genauso wie ihre Geschichte und ihre Darstellung in Malerei und Dichtung. Der Pharmazeut und Biologe, der 1970 nach Würzburg gekommen war und über ein Vierteljahrhundert lang den Lehrstuhl für Pharmazeutische Biologie inne gehabt hatte, erforschte Pflanzenfarbstoffe und Alkaloide, begründete die Forschungsgruppe Klostermedizin mit, war Autor der „Zeitschrift für Phytotherapie“. Auch dem Studienkreis, der die „Arzneipflanze des Jahres“ kürt, gehörte Czygan als Gründungsmitglied an.

Nach dem Ende der Sowjetunion war der Forscher einer der ersten ausländischen Professoren, die Kontakte zur Staatsuniversität in Kaliningrad knüpften. Das einst ostpreußische Königsberg war – bis zur Flucht – seine Heimatstadt gewesen. Für seine Brückenschläge zwischen Ost und West verlieh die russische Universität ihm die Ehrendoktorwürde.

Am Montag ist Franz-Christian Czygan im Alter von 77 Jahren gestorben. Womöglich hätte er sich an Stelle eines Nachrufs über die Verse seines Lieblingsdichters gefreut:

„Bedeutungslose Menschen gibt es nicht./ Denn jedes Schicksal hat, planetengleich, Geschichte./ Und jeder Einzelfall ist stets ein Sonderfall,/ und kein Planet gleicht ihm im Weltenall./ So hat ein jeder seine ganz geheime Welt./ Der allerschönste Augenblick darin ist nur der seine./ Die allerschlimmste Stunde gehört ihm ganz alleine./ Uns aber ist der Blick dafür verstellt.“

 
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Jewgeni Alexandrowitsch Jewtuschenko
Julius-Maximilians-Universität Würzburg
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