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Würzburg
Kunst und Kultur: Wie Nachhaltigkeit in der Branche gelebt werden kann
Zum fünften Mal findet in Würzburg der Kunst.Kultur.Kongress in den Räumen des Kunsthauses Michel statt. Was die Besucher von dem Motto "Nachhaltigkeit" erwarten können.
Der diesjährige Kunst.Kultur.Kongress des Kunsthauses Michel steht ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit. Organisiert wird der Kongress zum fünften Mal von Mara und Gerd Michel.
Foto: Silvia Gralla | Der diesjährige Kunst.Kultur.Kongress des Kunsthauses Michel steht ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit. Organisiert wird der Kongress zum fünften Mal von Mara und Gerd Michel.
Sophia Scheder
Sophia Scheder
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:15 Uhr

Voller Mut den Wandel zu denken und eine neue Wirklichkeit umzusetzen. Der mittlerweile fünfte Würzburger "Kunst.Kultur.Kongress", der vom 11. Juni bis 2. Juli, stattfindet, widmet sich voll und ganz dem Thema Nachhaltigkeit. 

Veranstalter ist der gemeinnützige Förderverein "Council für Kunst und Design", den der Galerist Gerd Michel und seine Frau, die Modedesignerin Mara Michel, mit Gleichgesinnten gegründet haben. Die beiden wollen zusammenführen und gemeinsam überlegen, wer überzeugt werden muss, um eine lebens- und liebenswerte Welt zu schaffen. Im Gespräch verrät das Paar, was das Thema in der Kunst- und Kulturbranche bedeutet und was die Besucher vom Kongress in diesem Jahr erwarten können.

Frage: Das Thema des diesjährigen Kongresses lautet Wandel und Mut für Nachhaltigkeit. Warum haben Sie sich für genau das Thema entschieden?

Mara Michel: Nachhaltigkeit ist das Jahrhunderthema. Wir merken das ganz speziell an den Jugendlichen: Wir kennen keinen einzigen jungen Menschen, der nicht der Nachhaltigkeit verpflichtet sein möchte. Es gibt auch immer mehr junge Menschen, die speziell in der Modebranche ihr eigenes Label gründen. Da viele großen Player eben nicht nachhaltig agieren - sei es in der Lieferkette oder im Material. Ein Player, der jedoch sehr großen Wert darauf legt, ist Wolfgang Grupp, Geschäftsführer von Trigema. Er ist auch einer unserer Sprecher beim diesjährigen Kongress. Wir haben ihn vorab besucht und sind begeistert! Ihm geht es nicht um den Profit, sondern um ein gutes Auskommen für jeden seiner Mitarbeitenden. Er hat die Einstellung, wenn es seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gut geht, dann geht es ihm auch gut.

Was bedeutet Nachhaltigkeit in der Kunst- und Kulturbranche?

Mara Michel: Wir verstehen unter Nachhaltigkeit ein Zusammenleben mit Werten, Haltungen und gegenseitiger Empathie. Dass man sich zuhört und nicht rund um die Uhr Recht haben möchte. Dass man eben nicht diese Fehlerkultur lebt, die in Deutschland oft herrscht. Bei uns muss immer jemand Schuld haben. Das gehört geändert. Es ist Teil eines nachhaltigen Lebens, dass man lernt, aus Fehlern zu lernen und so die Zukunft neu gestaltet. Für diesen Wandel braucht man Mut, deshalb auch unser Motto "Wandel. Mut für Nachhaltigkeit." Den Impuls für die Wortwahl Mut und Wandel gaben uns der Kabarettist Bodo Wartke, die Künstlerin Kathrin Königl und zehn weitere NGOs (nicht Regierungsorganisationen), die sich stark mit dem Wandelmut in der Gesellschaft befassen.

Vor welchen Herausforderungen steht das Thema Nachhaltigkeit in der Kunst- und Kulturbranche?

Mara Michel: Das ist schwierig zu beantworten. Für uns findet Nachhaltigkeit nicht nur in der Kunst oder im Design statt, sondern auch im sozialen Bereich. Nachhaltigkeit ist ein kultureller Wandel. Wenn wir anfangen, anders miteinander umzugehen, uns zuhören und nicht immer gleich kritisieren und Fehler finden, dann sieht die Welt schnell ganz anders aus. Besser.

Gerd Michel: Positiv lässt sich sagen, dass speziell in der Kunstbranche die Plein-Air, also die Freiluftmalerei, gewachsen ist. Durch Corona hat sich diese Bewegung nochmals beschleunigt. Die Künstler konnten wegen der Pandemie nicht mehr wegfahren oder wegfliegen und haben so angefangen, vor ihrer eigenen Haustüre zu malen. Da gibt es mittlerweile eine ganz große Gemeinde. Corona hat sie quasi gezwungen, sich mit dem, was um sie herum ist, auseinander zu setzen. 

 Mara und Gerd Michel mit dem diesjährigen Aufsteller zum Kunst.Kultur.Kongress.
Foto: Silvia Gralla |  Mara und Gerd Michel mit dem diesjährigen Aufsteller zum Kunst.Kultur.Kongress.
"Bring dich ein und nimm was mit für ein wertiges Miteinander" lautet der Slogan unter dem Motto des Kongresses. Wie sollte man sich Ihrer Meinung nach einbringen?

Mara Michel: Dass man mitredet! Wir haben beispielsweise unsere Moderatoren des Kongresses gebeten, dass die das Publikum miteinbeziehen und zu Wort kommen lassen. Es ist wichtig, sich gegenseitig mitzuteilen, wo man Nachhaltigkeit sieht und wo man Nachhaltigkeit bereits umsetzt. Nachhaltigkeit wird oft nur auf das Material reduziert, damit wollen wir aufräumen. Nachhaltigkeit ist das Miteinander! Dass man sich freut, sich mit anderen auszutauschen und dass man diese Freude offen zeigt. Wir haben feststellen müssen, dass während der Pandemie der Ton mancher Menschen nochmal eine Spur härter geworden ist. Umso mehr zeigt es, wie wichtig solche Veranstaltungen sind, wo Menschen zusammen kommen und sich austauschen und ihre eigenen Ideen weitertragen. 

Gerade die jungen Konsumenten fordern nachhaltiges Handeln und die entsprechende Transparenz der Mode-Industrie, um es zu beweisen. Ist die Mode-Industrie auf dem Weg zu echter Nachhaltigkeit?

Mara Michel: Sie ist auf dem richtigen Weg und Corona hat hier einen großen Schub bewirkt. Viele Unternehmer haben gemerkt, dass auf einmal die Lieferketten wegfallen und keiner mehr seine Ware bekommt beziehungsweise losbekommt. Das hat bewirkt, dass nach und nach viele große Firmen zurückwandern. Außerdem bemerken sie, dass wir Menschen weniger konsumieren möchten. Anstatt ein T-Shirt mit einem Loch wegzuschmeißen, reparieren wir es nun. Hier komme ich auch gerne auf die Stadtkultur zu sprechen: Ich bin der festen Überzeugung, dass die Läden im Einzelhandel, die sich nicht in Richtung Nachhaltigkeit bewegen, daran kaputt gehen. Ersetzt werden sie stattdessen von Dienstleistungsunternehmen, die sich um das Thema Upcycling drehen, dabei werden Abfallprodukte oder nutzlose Stoffe in neuwertige Produkte umgewandelt.

Was können die Besucher in diesem Jahr beim Kunst und Kulturkongress erwarten?

Mara Michel: Ein Miteinander. Wir hoffen ganz fest, dass wenigstens eine bestimmte Anzahl an Besuchern kommen darf und dass wir so mit vielen unterschiedlichen Menschen ins Gespräch kommen können. Für diejenigen, die nicht dabei sein können, stellen wir jedoch Streams zu einzelnen Veranstaltungen zur Verfügung. So kann jeder von Zuhause aus zusehen und zuhören. Voraussetzung ist natürlich, dass die technischen Möglichkeiten passen. Hinterher stellen wir die Videos zudem auch auf YouTube.

Was sind Ihre persönlichen Empfehlungen?

Mara Michel: Alle acht! (lacht) Nein mal im Ernst, alle Veranstaltungen sind so unterschiedlich und sprechen so unterschiedliche Möglichkeiten an. Es lohnt sich also überall mal reinzuhören und zuzusehen.

Gerd Michel: Das sehe ich ganz genauso!

Die acht Veranstaltungen des diesjährigen Kunst.Kultur.Kongresses

  • "Zukunft entsteht aus Krise" am 11. Juni, 18 Uhr: ZUKUNFTS.KULTUR  in der Behrhalle im Rathaus Würzburg mit Journalist und Autor Dr. Geseko von Lüpke.
  • "Sichtbarmachung" am 12. Juni, 18 Uhr: KUNST.KULTUR im Kunsthaus Gerd Michel (Semmelstraße 42) mit Kunsthistorikerin Nadine Waldmann.
  • "Würzburg.Wissen" am 13. Juni, 16 Uhr: ERINNERUNGS.ORTE.KULTUR; Führungsbeginn im Kunsthaus Gerd Michel mit Stadtrat Willi Dürrnagel.
  • "Begegnungen" am 18. Juni, 18 Uhr: STADT.KULTUR in der Würzburger Umweltstation (Nigglweg 5) mit Hilmar von Lojewski, Leiter Deutscher Städtetag.
  • "Dritte Räume" am 19. Juni, 18 Uhr: SOZIO.BILDUNGS.KULTUR in der Stadtteilbibliothek Hubland (Rottendorfer Straße 71) mit Creative Guide & Architekt Aat Vos.
  • "Bildung neu" am 25. Juni, 18 Uhr: DESIGN.AUSBILDUNGS.KULTUR in der Hochschule Wurzburg Schweinfurt (Sanderheinrichsleitenweg 20) mit Prof. Susanne Lengyel, Hochschule Hamm-Lippstadt.
  • Nachhaltigkeitsstrategien am 26. Juni, 18 Uhr: DESIGN.KULTUR im Kulturspeicher Würzburg mit Aktivist und Autor Prof. Dr. Günther Bachmann.
  • "Nachhaltige Wirtschaft" am 2. Juli, 18 Uhr: UNTERNEHMENS.KULTUR im Audimax der Julius-Maximilians-Universität (Sanderring 2) mit Trigema Inhaber Wolfgang Grupp.
Quelle: Förderverein "Council für Kunst und Design"
 
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