Jahrelang war das Lieblingsmotiv der Würzburger Künstlerin Margreth Hirschmiller-Reinhard die Seitenansicht schreitender Figuren. In ihrer neuen Phase ist alles anders. Nur die Bewegung ist geblieben. Und viel, viel Farbe kam dazu. "Magie der Farben" heißt denn auch die Ausstellung von gut 40 Werken, die Freitag, 4. November, um 19 Uhr im Spitäle eröffnet. Sie kann kunstfernen Menschen den Weg zur abstrakten Kunst freiräumen, doch auch der Freund kunstgeschichtlicher Anspielungen kommt auf seine Kosten. Sie macht einfach Freude.
Starke Bewegung
Dabei ist die Ausstellung kein bisschen pädagogisch angelegt. Der Betretende kann sich dem Sog hingeben und auf das Großformat in der Apsis zugehen. Es verschafft den Betrachtenden eine Übersicht über fünf wesentliche Elemente von Hirschmiller-Reinhards gegenwärtiger Phase: Alle Farben sind vertreten, aufgetragen in abgerundeten Farb-Rechtecken mit den Proportionen eines durchschnittlichen Malerpinsels.
Die Formen suggerieren starke Bewegung, sind der Vordergrund eines Raums, in dem irgendwelche Objekte schweben oder stehen. Bei diesem Zentralbild lässt sich nicht genau sagen, was Raum und was Objekt im Raum ist. Es gibt auch keinen Anstoß zu Assoziationen an bekannte Dinge.
Großformat in der Apsis
Auf dieser Leinwand stehen alle Gestaltungselemente der Künstlerin im ausgewogensten Gleichgewicht zueinander. Die kleineren Gemälde gleich links und rechts davon sind wie Moment- und Detailaufnahmen ihres großen Vorbilds, wobei Figuren und Raum schon ein bisschen deutlicher werden und an Landschaft denken lassen.
Längs durch den Saal gegenüber, auf der Empore, hängt der Gegenpol zu dieser allgemeinen Werkeinführung: fast konkret erheben sich Inseln aus den Wassern; ganz konkret sind es Adaptionen von Arnold Böcklins "Toteninsel".
An Wälder denken
"Das Offene" darzustellen liegt der Künstlerin ebenso am Herzen wie die Bewegung. Glücklicherweise schließt sich beides nicht aus. So begegnen dem Auge viele sehr lichte und einige eher dichte Kompositionen, links hinten sogar eine auf schwarzem Grund. Alles lädt zu Vergleichen, wo welche Basis-Elemente welche Verhältnisse miteinander eingehen. Aber Hirschmiller-Reinhard ermuntert ihre Gäste auch dazu, an Wälder zu denken, indem sie Baumstrukturen in ihre Farbfelder strichelt.
Und die Künstlerin weist kurz vor dem Ausgang darauf hin, dass man das Ganze auch mit viel Theorie betreiben kann. Acht kleine Tafeln hinter dem Tresen und ein Hochformat direkt gegenüber erinnern an die klassisch-modernen Untersuchungen, wie sich aneinander grenzende Farben gegenseitig beeinflussen. Witzigerweise ist grade hier eine Hommage an den Brückenheiligen der Farbfeldmalerei Mark Rothko versteckt.
Die Ausstellung läuft bis 27. November. Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet in der Zeller Straße 1.