Die Informationsmappe, die Friedhard Meyer Journalisten an die Hand gibt, ist umfangreich und sorgfältig ausgearbeitet: Pressetext, Lebenslauf, Preisliste, eine Übersicht über verschiedene Maltechniken. Ein winziger Anhang aber taucht diese Fülle in ein alles beherrschendes Licht: „Meine Bilder haben zu tun mit den Versagensängsten und den traumatischen Erlebnissen der Kindheit während der Bombennächte in Nürnberg. Mit dem mühsamen und langsamen Weg aus meiner endlosen Sprachlosigkeit“, steht da. Selbst heute noch, als 77-Jähriger, formuliert Meyer im Gespräch gern kurz und knapp: „Nach den Bombennächten habe ich nicht mehr gerne geredet. Erst in meinem Beruf habe ich das wieder gelernt, da musste ich“, erzählt der Maler, dessen Hauptberuf die Ingenieurtechnik war. Sein Atelier befindet sich in seinem Bad Neustadter Wohnhaus. Das ist möglich, weil er mit geruchsneutraler Acrylfarbe arbeitet, die schnell trocknet.
Unter dem Titel „Jenseits der Worte“ zeigt Friedhard Meyer in der Spitäle-Galerie der VKU drei Schwerpunkte seiner letzten drei Schaffensjahre. Seine so genannten Acryl-Nadelbilder hat er in einer von ihm selbst entwickelten Technik ausgeführt: Durch vertikales Aufsetzen eines breiten Flachpinsels bringt er, dicht an dicht, nadeldünne Farbstreifen auf die Leinwand, was – obwohl Meyer keine Motive zeigt – entfernt an den Pointillismus der späten Impressionisten erinnert. Eine Zeit lang habe er diese Technik in wildem Durcheinander praktiziert, heute aber setzt er die „Nadeln“ streng nebeneinander, als suche er dabei nach Sicherheit, nach Struktur, nach einer Möglichkeit sich festzuhalten. „Das Sich-Verstecken-Wollen ist auch heute noch ein Merkmal meiner Malerei“, schreibt Meyer.
Highlight der Ausstellung sind drei großformatige Bilder in Rakeltechnik: Die pastellfarben-weißlichen Bilder auf der Empore („Stille“ und „Weiße Stadt“) korrespondieren mit dem dunkelroten „Kreuz“ in der Apsis. Die Rakeltechnik kennt man etwa von den abstrakten Werken Gerhard Richters: Eine mit Farben bestrichene, flexible Kunststoffplatte wird mehrfach über die bereits bemalte Bildfläche gezogen, dabei bricht der Untergrund in unvorhersehbarer Weise hervor. Es entsteht ein wolkiger Marmoreffekt, der viele Überraschungen birgt. Kleinere und mittelgroße Rakelbilder auf Papier oder Karton ergänzen die Ausstellung – teils abstrakt, teils mit erkennbaren Motiven. In das Bild „Morbider Charme“ etwa hat Meyer Torbögen und Türen hineingekratzt
Eröffnung der Ausstellung ist an diesem Samstag, 6. Januar, um 19 Uhr; zu sehen bis 28. Januar