Eine Kundgebung am Samstag auf dem Würzburger Marktplatz sorgt im Nachhinein für einigen Wirbel. Vertreter der Gruppe „Fellbach wehrt sich“, die eigens aus der Stadt bei Stuttgart angereist waren, wollten laut eigener Aussagen „der Opfer des Terrors in Deutschland gedenken“. Veranstalter der Kundgebung war ein Würzburger Bürger.
Den etwa zehn Teilnehmern stellten sich rund 30 Gegendemonstranten gegenüber. Diese warfen der Gruppe vor, die Opfer islamistischen Terrors für Hassbotschaften zu missbrauchen.
Vor allem im Internet aktiv
Die Gruppe „Fellbach wehrt sich“ agiert vor allem im Internet und versammelt dort auf einer Facebook-Seite etwa 3000 Anhänger. Die Aktionen der Gruppe werden häufig mit Videos festgehalten und auf dem sozialen Netzwerk verbreitet. So wurden dort auch Live-Videos von der Würzburger Kundgebung von weit über 2000 Personen angeschaut und kommentiert. Auf den Videos ist beinahe der gesamte Verlauf der Kundgebung dokumentiert. Stuttgarter Medien ordnen die Gruppe „Fellbach wehrt sich“ im rechten Spektrum ein.
Ist der Veranstalter ein sogenannter Reichsbürger?
In einer Pressemitteilung der Grünen Jugend Würzburg heißt es nun, der Veranstalter aus Würzburg sei ein „bekannter Reichsbürger“. Auf Facebook veröffentlichte der Mann im April 2015 ein Bild von einem Personalausweis und einer Fahrerlaubnis, wie sie sich die sogenannten Reichsbürger selbst ausstellen. Anhänger der Reichsbürgerbewegung lehnen die Bundesrepublik Deutschland ab. Die Bewegung bekommt seit einigen Jahren immer mehr Zulauf.
Der Veranstalter selbst reagierte auf Anfrage der Redaktion mit Unverständnis: Einer speziellen Bewegung stehe er nicht nahe. „Ich stehe ganz alleine für mich“, sagt er. „Aber politisch bin ich total enttäuscht.“ Darüber hinaus könne er es nicht verstehen, wieso die Gegendemonstranten seine Kundgebung gestört hatten. „Wir wollten lediglich der Opfer des Terrors in Deutschland gedenken.“
Keine verschärften Richtlinien bei sogenannten Reichsbürgern
Die Polizei wurde am Samstag erst im Verlauf der Kundgebung hinzugerufen. Dies kritisiert die Grüne Jugend: „Allerspätestens seit dem tödlichen Angriff eines Reichsbürgers auf einen Polizisten im November sollte die Polizei bei dieser Klientel deutlich besser vorbereitet sein.“ Christian Werthmann vom Polizeipräsidium Unterfranken sagt auf Nachfrage der Redaktion, den Kräften vor Ort sei nicht bekannt gewesen, dass sogenannte Reichsbürger Teil der Kundgebung gewesen seien. Es gebe jedoch auch generell keine verschärften Richtlinien bei der Polizei, wie mit sogenannten Reichsbürgern bei Demonstrationen umzugehen sei. „Wir schauen natürlich ebenso genau hin wie bei jedem anderen Demonstranten“, sagt Werthmann. „Obwohl sie den Staat negieren, haben sie ein Grundrecht auf Meinungsfreiheit.“