
Seit 2007 schon gibt es die Kürnacher Kulturwerkstatt – kurz KKW, bestehend aus den sechs Vorstandsmitgliedern, über das Jahr hinweg kulturelle Veranstaltungen im alten Rathaus organisieren und sich um all das kümmern, was dabei anfällt: Verträge mit Künstlern, Finanzen, Mitgliedschaften und vieles mehr. Neben den Mitgliederbeiträgen ist der an den Veranstaltungen erwirtschaftete Betrag die einzige Einnahmequelle des Vereins, und ohne die rund 20 ehrenamtlichen Helfer, die beim Auf- und Abbau der Bühne im Alten Rathaus aushelfen, wäre die kulturelle Arbeit nicht machbar.
Vor guten eineinhalb Jahren entstand dann die Idee, sich zu vernetzen, mit anderen Ehrenamtlichen, die sich ebenfalls kulturell im ländlichen Raum engagieren. So entstand "Kultur Nah Dran", eine Arbeitsgemeinschaft aus den Gemeinden Kürnach, Thüngersheim, Aub, Gerbrunn und Giebelstadt. Alle zwei bis drei Monate trifft und berät man sich, über die verschiedenen Kulturprogramme der Gemeinden und sonstige relevante Themen. Dabei lernen die Ehrenamtlichen auch voneinander, leiten sich gegenseitig Künstleranfragen weiter und leisten so auch in diesem Bereich wichtige Vernetzungsarbeit. Ständig kämen neue Anfragen, die man gar nicht alle annehmen könne, so Alexander Schraml, Vorsitzender der Kürnacher Kulturwerkstatt. Mit der Schließung des Würzburger Bockshorns Ende 2023 habe sich das nochmal verstärkt.
Die ersten Gespräche wurden genutzt, um die Rahmenbedingungen der Arbeitsgemeinschaft zu klären: ein Name musste her, dann ein Logo, und schließlich einigte man sich darauf, jährlich je eine Veranstaltung zur "Premiumveranstaltung" zu küren – letztes Jahr war Thüngersheim dran, dieses Jahr ist es die Kabarettveranstaltung von HG Butzko in Kürnach, der am 8. März im Alten Rathaus auftreten wird. Damit "Kultur Nah Dran" weiter sein Potenzial entfalten könne, setzt man nun auf weitere regelmäßige Treffen, die auch genutzt werden sollen, um sich über Fragestellungen zu beraten, die Ehrenamtliche ortsübergreifend betreffen.
Besetzung und Zuschauerschaft sind häufig Ü50
"Auf den Dörfern passiert nichts, wenn die Bürger nicht mit anpacken. Die Motivation ist da zum Glück hoch", so Michael Roth vom "WeinKulturGaden" Thüngersheim. Eine immer wiederkehrende Schwierigkeit besteht jedoch darin, die verantwortlichen Positionen zu besetzen, die häufig zeitintensiv sind. Besonders problematisch ist es, dass sowohl Besetzung als auch Zuschauerschaft der Kulturveranstaltungen häufig Ü50 sind, eine wichtige Priorität sei es, das Publikum zu verjüngen. Claudia Jaspers aus Kürnach verweist auf ein kürzliches Event mit Vorbildcharakter: Als der Comedian Niclas Amling im November 2024 in seinem Heimatort Kürnach auftrat, sah man, dass auch junge Leute für kulturelle Veranstaltungen zu begeistern sind, nun gilt es, daran zu arbeiten, dass das kein Einzelfall bleibt.
Dafür, dass jüngeres Publikum nur selten im Kulturbereich anzutreffen ist, habe man allerdings auch Verständnis: gerade im ländlichen Raum sind die jungen Leute häufig schon an anderer Stelle engagiert, in Kürnach beispielsweise im Jugendblasorchester oder im Sportverein, so Schraml. "Kultur Nah Dran" soll da auch als ein Weg dienen, die Kulturarbeit ortsübergreifend zu bewerben und so möglicherweise auch den gesamten Würzburger Raum darauf aufmerksam zu machen, dass Kultur nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Land stattfinden kann, und das nicht zu knapp.