zurück
Würzburg/Bad Kissingen
Kürzungen beim Elterngeld geplant: Ist es richtig, Gutverdienern die Unterstützung  wegzunehmen? Das sagen vier Mütter
Mit ihrem Plan, die Einkommensgrenze für Elterngeld abzusenken, sorgt die Bundesfamilienministerin für viel Diskussion. Was vier Frauen aus Unterfranken davon halten.
Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) will die Einkommensgrenze beim Elterngeld ab 2024 senken. Vier Mütter aus Unterfranken sagen, was sie von diesem Plan halten: (von links) Uta Klopf, Bettina Dempewolf, Anne Bick und Verena Spitzer.
Foto: Gralla, Hoffmannbeck, Bick | Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) will die Einkommensgrenze beim Elterngeld ab 2024 senken. Vier Mütter aus Unterfranken sagen, was sie von diesem Plan halten: (von links) Uta Klopf, Bettina Dempewolf, Anne ...
Claudia Kneifel
 |  aktualisiert: 15.07.2024 14:36 Uhr

Die Pläne der Politik, die Elterngeld-Einkommensgrenze auf 150.000 Euro zu halbieren, sorgt für reichlich Empörung. Geht es nach Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne), würden nur noch Paare Elterngeld bekommen, die zusammen nicht mehr als 150.000 Euro zu versteuerndes Jahreseinkommen haben. 

Laut Statistischem Bundesamt erhielten 2022 knapp 1,4 Millionen Frauen und 482.000 Männer in Deutschland Elterngeld erhalten. 26,1 Prozent der Beziehenden waren also Väter. Laut Paus würde die Streichung künftig bundesweit 60.000 Familien betreffen. Dem Familienministerium zufolge haben im Jahr 2020 rund eine Million Mütter und Väter Elterngeld bekommen. Fünf Prozent von ihnen würden durch die geplante Neuregelung keine Unterstützungszahlung mehr erhalten.

Es geht also um einen eher kleinen Teil der jungen Eltern in Deutschland. Doch die Petition "Nein zur Elterngeld-Streichung" der Berliner Unternehmerin Verena Pausder hatte schnell Tausende Unterstützerinnen und Unterstützer erreicht.

Was sagen Mütter zu den Plänen, die Einkommensgrenze zu senken? Vier Frauen aus Unterfranken nehmen Stellung.

1. Uta Klopf, Mutter von drei Kindern aus Rannungen: "Ein klarer Rückschritt in Sachen Gleichberechtigung"

Uta Klopf aus Rannungen (Lkr. Bad Kissingen) hat die Petition 'Nein zur Elterngeld Streichung' unterzeichnet.
Foto: Silvia Gralla | Uta Klopf aus Rannungen (Lkr. Bad Kissingen) hat die Petition "Nein zur Elterngeld Streichung" unterzeichnet.

"Es wäre sehr schade, wenn das Elterngeld tatsächlich gekürzt wird. Denn egal ob arm oder reich, allen Eltern sollte es ermöglicht werden, nach der Geburt zu Hause zu bleiben und Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Für mich ist es ein klarer Rückschritt in Sachen Gleichberechtigung. Deshalb habe ich auch die Petition "Nein zur Elterngeld Streichung" unterzeichnet.

Insgesamt sollte der Staat viel mehr für Familien mit Kindern tun. Hier ist ziemlich viel Luft nach oben. Wir leben auf dem Land und es gibt kaum eine Betreuung nach der Grundschule. Es gibt Hortplätze, aber die sind sehr begehrt und begrenzt. Wer hier keine Großeltern hat, hat es wirklich schwer. Ich habe das große Glück, dass ich noch zu Hause bin. Aber auch da wird man von der Gesellschaft oft schief angeschaut."

2. Bettina Dempewolf, Mutter von zwei Kindern aus Höchberg: "Hier wird die falsche Debatte geführt"

Bettina Dempewolf aus Höchberg (Lkr. Würzburg), Kommunikationschefin bei PlasticsEurope Deutschland e.V., meint, dass nicht jede  Mutter zwingend ein Jahr zu Hause bleiben will.
Foto: Luca Hoffmannbeck | Bettina Dempewolf aus Höchberg (Lkr. Würzburg), Kommunikationschefin bei PlasticsEurope Deutschland e.V., meint, dass nicht jede  Mutter zwingend ein Jahr zu Hause bleiben will.

"Ehrlich gesagt finde ich, dass hier die falsche Debatte geführt wird. Die Politik sollte sich lieber damit befassen, mit einer Kindergrundsicherung die Kinderarmut zu bekämpfen und die Gleichberechtigung von Frauen zu stärken, als durch die Kürzung des Elterngeldes den Konflikt zwischen Ehepartnern in einer Beziehung weiter zu schüren. Dadurch, dass der oder besser gesagt die geringer Verdienende finanziell noch abhängiger von ihrem Partner wird, weil sie ihren Job für ein Jahr an den Nagel hängt, während er sich beruflich weiterentwickelt.

Wie wäre es mit einem Ausbau des Betreuungsangebotes schon im ersten Lebensjahr, um es auch Frauen zu ermöglichen, weiter arbeiten zu gehen? Nicht jede Mutter möchte zwingend ein Jahr zu Hause bleiben, um Windeln zu wechseln. Es soll auch Frauen geben, die gerne arbeiten gehen und finanziell unabhängig sein wollen – trotz Baby."

3. Dr. Anne Bick, Mutter von zwei Kindern aus Würzburg: "Die Reform ist ein ungutes Signal"

Prof. Dr. Anne Bick aus Würzburg ist Juristin und Sozialpädagogin. Sie bedauert, dass Kinderarmut nicht systematisch bekämpft wird.
Foto: Anne Bick | Prof. Dr. Anne Bick aus Würzburg ist Juristin und Sozialpädagogin. Sie bedauert, dass Kinderarmut nicht systematisch bekämpft wird.

"Die geplante Reform ist mit Blick auf den Zweck des Elterngeldes, Väter zu motivieren, sich stärker an der Kinderbetreuung zu beteiligen, ein ungutes Signal. Letztlich sind die Auswirkungen aber angesichts des begrenzten betroffenen Personenkreises nicht dramatisch. Vor allen Dingen wird das Elterngeld ohnehin von Männern im Durchschnitt deutlich kürzer bezogen als von Frauen und funktioniert als Hebel, mehr Gleichberechtigung in der Erwerbstätigkeit und Kinderbetreuung zu erreichen, nur begrenzt.

Grundsätzlich begrüßenswert finde ich es, wenn über familienbezogene Leistungen diskutiert wird. Leider besteht offenbar immer noch nicht die Bereitschaft, diese grundlegend zu reformieren, um vor allem Kinderarmut systematisch zu bekämpfen."

4. Verena Spitzer, Mutter von drei Kindern aus Waldbüttelbrunn: "Jeder sollte die Möglichkeit haben, seine Kinder zu Hause zu betreuen"

Verena Spitzer, zweite Vorsitzende des Fördervereins der Grund- und Mittelschule Waldbüttelbrunn (Lkr. Würzburg), ist gegen eine Kürzung des Elterngeldes.
Foto: Silvia Gralla | Verena Spitzer, zweite Vorsitzende des Fördervereins der Grund- und Mittelschule Waldbüttelbrunn (Lkr. Würzburg), ist gegen eine Kürzung des Elterngeldes.

"Jeder sollte das Recht und die Möglichkeit haben, seine Kinder zu Hause zu betreuen, auch wenn diejenigen, die gut verdienen. Ich selbst habe mich bewusst dazu entschieden, erst einmal nicht zu arbeiten und meine Kinder selbst zu Hause zu betreuen. Natürlich würde die Kürzung des Elterngeldes nur wenige Menschen mit einem sehr hohem Einkommen betreffen. Trotzdem bin ich gegen die geplanten Kürzungen. In Deutschland gibt es insgesamt viel Unterstützung für Familien mit Kindern. Zum Beispiel gibt es den Kinderzuschlag, von dem aber nur die wenigsten wissen." 

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Schweinfurt
Bad Kissingen
Kitzingen
Marktheidenfeld
Haßfurt
Claudia Kneifel
Betreuung von Kindern
Elterngeld
Familienleben
Grundschule Höchberg
Jahreseinkommen
Kindergrundsicherung
Statistisches Bundesamt
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • ropel
    Kleinverdiener und Niedrigrentner brauchen nicht die Kinder der "Oberschicht" finanzieren. die brauchen das Geld viel dringender für die eigenen Kinder, die Miete und das täglich Brot.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Das Elterngeld beträgt maximal 14*1800€, also in Summe 25200€. Davon entfallen die ersten 8 Wochen auf das Mutteschaftsgeld, welches bei Angestellten dem üblichen Nettolohn entspricht, diese Zeit ist also in jedem Fall abgesichert (außer, man ist selbstständig).

    Um 150.000€ zu versteuerndes Jahreseinkommen zu erreichen, muss man mindestens 180.000€ brutto im Jahr verdienen. Je nach Kinderzahl, Werbungskosten und sonstigen Abzügen auch gerne noch deutlich mehr.

    Da sollte man doch in der Lage sein, sich während einer 9 monatigen Schwangerschaft und der Zeit davor, in der man sich mit dem Gedanken der Familiengründung beschäftigt, einen entsprechend hohen Puffer anzulegen, von dem man dann in den Monaten nach der Geburt zehren kann.

    Die wohlhabendsten Familien in diesem Land brauchen derartige Sozialleistungen einfach nicht!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Eos123456
    Wo ein Angebot ist, da ist auch eine Nachfrage.

    Wenn der Staat diese "Staatsknete" anbietet, nimmt man sie halt mit. Das ist in allen Bereichen so.

    So naiv wie früher, als man sich "nichts schenken lassen" wollte sind die Leute heutzutage nicht mehr.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Ja, lieber Eos, und der Anstand sinkt bei vielen Zeitgenossen mit steigendem Einkommen und/oder Erbe.

    Geld verdirbt halt doch den Charakter.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Eos123456
    Die Zeiten, wo man sich für Anstand was kaufen konnte sind halt auch schon lange vorbei. Heute herrschen Ego- und Materialismus und wer immer noch auf "altbackene" Werte und Ideale vertraut wird gnadenlos übers Ohr gehauen.

    Da heißt es sich anpassen oder untergehen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Dass zumeist die Mütter das erste Jahr zuhause bleiben, liegt häufig schlicht und ergreifend am Stillen. Natürlich kann man Abpumpen, aber gerade im ersten Lebensjahr haben die Kleinen Tag und Nacht einen nicht planbaren Bedarf an Muttermilch und regen durch bspw Clustern, also häufiges Trinken in kurzen Abständen, selbst die Menge der zu produzierenden und damit also benötigten Milch an. Das ist ein ausgefeiltes System was nur mit ausreichend gemeinsamer Zeit zwischen Mutter und Kind funktioniert. Anders sieht es natürlich bei der Ernährung mit Säuglingsnahrung aus der Flasche aus. Diese könnte
    auch das andere Elternteil geben.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Einwohner
    Hier sieht man mal wieder die typische Neiddebatte. Warum sollen diejenigen, die eh die meisten Steuern zahlen und die Last für die Allgemeinheit tragen, wieder mal gar nichts bekommen? Das Elterngeld ist doch eh gedeckelt. Es gibt doch eh nicht nach oben offen das Elterngeld.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Einige der Damen hier und sicherlich sehr viele Unterzeichner derartiger Petitionen sollten erst einmal nachdenken!
    Geld nach dem Gießkannenprinzip ausgeben ist selten gut. Und wer als Ehepaar 150000 Tsd. Euro im Jahr verdient gehört zweifelsohne zu den Besserverdienenten bzw. zu den oberen 10%. Die brauchen kein Elterngeld! Elterngeld, dass mitunter von Geringverdienern durch Abgaben mitfinanziert wird!

    Viele der Personen die diese Petition unterschreiben sind weit von der genannten Einkommensgrenze weg. Ich würde sogar behaupten diese Leute würden morgen ihre Unterschrift auch unter einer Petition "pro Reichensteuer" setzen!

    Wie schizophren, jeder Besserverdienente lacht sich doch kaputt über so ein Verhalten. Unser Haushalt ist etwas von den 150000 Tsd. Jahresverdienst entfernt und trotzdem wäre eine Elternzeit bei geringer oder keiner Förderung möglich!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • juergenmagic@t-online.de
    Man muss sich aber auch fragen, wer von den normalen Bürgern auf 150000 Euro im Jahr zu zweit kommt. Wir selbst können nicht jammern, aber von der Summe sind wir immer noch schön entfernt. Da doch lieber einkommensschwächeren Familien das Elterngeld erhöhen und wer mehr verdient bekommt eben weniger.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • jebusara@web.de
    Alle Kinder sollten gleich behandelt werden, das fordert man doch stets und überall. Und dann streicht man den Eltern das Elterngeld weil ihr Einkommen über einer willkürlich gewählten Summe liegt? Warum verdienen die wohl gut? Weil sie eine gute Ausbildung haben, eine Ausbildung die man nicht geschenkt bekommt sondern finanziert werden musste. Steht doch jedem frei es gleich zu tun!

    Wer Unterschiede fordert hat ein Neidproblem!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • tommy33
    Wer Unterschiede fordert könnte aber auch sozial eingestellt sein?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • jebusara@web.de
    @tommy33

    Wenn kein Argument da ist dann kommt die gute alte Sozialschiene.

    Nicht vergessen: die gut Verdienenden sind es die dem Staat die Steuern erbringen!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • NordOstsee
    Nicht vollständig.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • NordOstsee
    Sind Sie sich da sicher, rechnet dieser Personenkreis sich fürs Finanzamt nicht gerne arm?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • ermahirsch@aol.com
    Warum nimmt man nicht das ganze Geld und steckt es in die Förderung von Kitas, Kindergärten, Tagesschulen usw. denn da fehlt doch das Geld!

    Da hätten dann ALLE Kinder was davon!

    Und um die und deren Förderung soll es ja wohl gehen!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Nicolas Lommatzsch
    FDP-Lindner hat Einsparungen beim Elterngeld gefordert.
    Statt dass ALLE weniger bekommen, sowohl die Familien die jeden Euro umdrehen müssen, die normale Mittelschicht als auch die mit sehr hohem Einkommen, trifft es jetzt nur die wesentlich Besserverdienenden. Denen tut die Kürzung der maximale 1800€/Monat (sollte die beziehende Person auch selbst vorher ein hohes Einkommen haben und nicht nur der*die Partnerin) deutlich weniger weh, als wenn jemand mit Mindestsatz 30€ weniger bekommt.

    Von allen schlechten Varianten ist das die beste, da am sozialsten, Die Familienministerin Lisa Pauls müsste einen Variante wählen, besser wäre, wenn Linder das gar nicht erst verlangt hätte.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Barbara
    Lindner ist kinderlos, kann also in vielen Dingen überhaupt nicht mit reden. Es wäre sinnvoller die Diäten der Politiker zu kürzen !
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Einwohner
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • florian.stenger@arcor.de
    Ich finde es gut warum sollen es die schon genug Verdienen das Geld bekommen die können darauf verzichten aber die ja schon genug haben sind immer am jammern die können auch ohne dieses Geld Zuhause bleiben da haben sie immer noch genug Geld zu Verfügung wenn sie über den Satz kommen
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • elkatvelo@t-online.de
    Ergänzung , natürlich 150.000 im Jahr
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten