Die Pläne der Politik, die Elterngeld-Einkommensgrenze auf 150.000 Euro zu halbieren, sorgt für reichlich Empörung. Geht es nach Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne), würden nur noch Paare Elterngeld bekommen, die zusammen nicht mehr als 150.000 Euro zu versteuerndes Jahreseinkommen haben.
Laut Statistischem Bundesamt erhielten 2022 knapp 1,4 Millionen Frauen und 482.000 Männer in Deutschland Elterngeld erhalten. 26,1 Prozent der Beziehenden waren also Väter. Laut Paus würde die Streichung künftig bundesweit 60.000 Familien betreffen. Dem Familienministerium zufolge haben im Jahr 2020 rund eine Million Mütter und Väter Elterngeld bekommen. Fünf Prozent von ihnen würden durch die geplante Neuregelung keine Unterstützungszahlung mehr erhalten.
Es geht also um einen eher kleinen Teil der jungen Eltern in Deutschland. Doch die Petition "Nein zur Elterngeld-Streichung" der Berliner Unternehmerin Verena Pausder hatte schnell Tausende Unterstützerinnen und Unterstützer erreicht.
Was sagen Mütter zu den Plänen, die Einkommensgrenze zu senken? Vier Frauen aus Unterfranken nehmen Stellung.
1. Uta Klopf, Mutter von drei Kindern aus Rannungen: "Ein klarer Rückschritt in Sachen Gleichberechtigung"
"Es wäre sehr schade, wenn das Elterngeld tatsächlich gekürzt wird. Denn egal ob arm oder reich, allen Eltern sollte es ermöglicht werden, nach der Geburt zu Hause zu bleiben und Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Für mich ist es ein klarer Rückschritt in Sachen Gleichberechtigung. Deshalb habe ich auch die Petition "Nein zur Elterngeld Streichung" unterzeichnet.
Insgesamt sollte der Staat viel mehr für Familien mit Kindern tun. Hier ist ziemlich viel Luft nach oben. Wir leben auf dem Land und es gibt kaum eine Betreuung nach der Grundschule. Es gibt Hortplätze, aber die sind sehr begehrt und begrenzt. Wer hier keine Großeltern hat, hat es wirklich schwer. Ich habe das große Glück, dass ich noch zu Hause bin. Aber auch da wird man von der Gesellschaft oft schief angeschaut."
2. Bettina Dempewolf, Mutter von zwei Kindern aus Höchberg: "Hier wird die falsche Debatte geführt"
"Ehrlich gesagt finde ich, dass hier die falsche Debatte geführt wird. Die Politik sollte sich lieber damit befassen, mit einer Kindergrundsicherung die Kinderarmut zu bekämpfen und die Gleichberechtigung von Frauen zu stärken, als durch die Kürzung des Elterngeldes den Konflikt zwischen Ehepartnern in einer Beziehung weiter zu schüren. Dadurch, dass der oder besser gesagt die geringer Verdienende finanziell noch abhängiger von ihrem Partner wird, weil sie ihren Job für ein Jahr an den Nagel hängt, während er sich beruflich weiterentwickelt.
Wie wäre es mit einem Ausbau des Betreuungsangebotes schon im ersten Lebensjahr, um es auch Frauen zu ermöglichen, weiter arbeiten zu gehen? Nicht jede Mutter möchte zwingend ein Jahr zu Hause bleiben, um Windeln zu wechseln. Es soll auch Frauen geben, die gerne arbeiten gehen und finanziell unabhängig sein wollen – trotz Baby."
3. Dr. Anne Bick, Mutter von zwei Kindern aus Würzburg: "Die Reform ist ein ungutes Signal"
"Die geplante Reform ist mit Blick auf den Zweck des Elterngeldes, Väter zu motivieren, sich stärker an der Kinderbetreuung zu beteiligen, ein ungutes Signal. Letztlich sind die Auswirkungen aber angesichts des begrenzten betroffenen Personenkreises nicht dramatisch. Vor allen Dingen wird das Elterngeld ohnehin von Männern im Durchschnitt deutlich kürzer bezogen als von Frauen und funktioniert als Hebel, mehr Gleichberechtigung in der Erwerbstätigkeit und Kinderbetreuung zu erreichen, nur begrenzt.
Grundsätzlich begrüßenswert finde ich es, wenn über familienbezogene Leistungen diskutiert wird. Leider besteht offenbar immer noch nicht die Bereitschaft, diese grundlegend zu reformieren, um vor allem Kinderarmut systematisch zu bekämpfen."
4. Verena Spitzer, Mutter von drei Kindern aus Waldbüttelbrunn: "Jeder sollte die Möglichkeit haben, seine Kinder zu Hause zu betreuen"
"Jeder sollte das Recht und die Möglichkeit haben, seine Kinder zu Hause zu betreuen, auch wenn diejenigen, die gut verdienen. Ich selbst habe mich bewusst dazu entschieden, erst einmal nicht zu arbeiten und meine Kinder selbst zu Hause zu betreuen. Natürlich würde die Kürzung des Elterngeldes nur wenige Menschen mit einem sehr hohem Einkommen betreffen. Trotzdem bin ich gegen die geplanten Kürzungen. In Deutschland gibt es insgesamt viel Unterstützung für Familien mit Kindern. Zum Beispiel gibt es den Kinderzuschlag, von dem aber nur die wenigsten wissen."
Um 150.000€ zu versteuerndes Jahreseinkommen zu erreichen, muss man mindestens 180.000€ brutto im Jahr verdienen. Je nach Kinderzahl, Werbungskosten und sonstigen Abzügen auch gerne noch deutlich mehr.
Da sollte man doch in der Lage sein, sich während einer 9 monatigen Schwangerschaft und der Zeit davor, in der man sich mit dem Gedanken der Familiengründung beschäftigt, einen entsprechend hohen Puffer anzulegen, von dem man dann in den Monaten nach der Geburt zehren kann.
Die wohlhabendsten Familien in diesem Land brauchen derartige Sozialleistungen einfach nicht!
Wenn der Staat diese "Staatsknete" anbietet, nimmt man sie halt mit. Das ist in allen Bereichen so.
So naiv wie früher, als man sich "nichts schenken lassen" wollte sind die Leute heutzutage nicht mehr.
Geld verdirbt halt doch den Charakter.
Da heißt es sich anpassen oder untergehen.
auch das andere Elternteil geben.
Geld nach dem Gießkannenprinzip ausgeben ist selten gut. Und wer als Ehepaar 150000 Tsd. Euro im Jahr verdient gehört zweifelsohne zu den Besserverdienenten bzw. zu den oberen 10%. Die brauchen kein Elterngeld! Elterngeld, dass mitunter von Geringverdienern durch Abgaben mitfinanziert wird!
Viele der Personen die diese Petition unterschreiben sind weit von der genannten Einkommensgrenze weg. Ich würde sogar behaupten diese Leute würden morgen ihre Unterschrift auch unter einer Petition "pro Reichensteuer" setzen!
Wie schizophren, jeder Besserverdienente lacht sich doch kaputt über so ein Verhalten. Unser Haushalt ist etwas von den 150000 Tsd. Jahresverdienst entfernt und trotzdem wäre eine Elternzeit bei geringer oder keiner Förderung möglich!
Wer Unterschiede fordert hat ein Neidproblem!
Wenn kein Argument da ist dann kommt die gute alte Sozialschiene.
Nicht vergessen: die gut Verdienenden sind es die dem Staat die Steuern erbringen!
Da hätten dann ALLE Kinder was davon!
Und um die und deren Förderung soll es ja wohl gehen!
Statt dass ALLE weniger bekommen, sowohl die Familien die jeden Euro umdrehen müssen, die normale Mittelschicht als auch die mit sehr hohem Einkommen, trifft es jetzt nur die wesentlich Besserverdienenden. Denen tut die Kürzung der maximale 1800€/Monat (sollte die beziehende Person auch selbst vorher ein hohes Einkommen haben und nicht nur der*die Partnerin) deutlich weniger weh, als wenn jemand mit Mindestsatz 30€ weniger bekommt.
Von allen schlechten Varianten ist das die beste, da am sozialsten, Die Familienministerin Lisa Pauls müsste einen Variante wählen, besser wäre, wenn Linder das gar nicht erst verlangt hätte.