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WÜRZBURG
Künstlerwiese am Hubland fast leer geräumt
Schon gewusst, dass auf städtischem Grund am Hubland große Werke des weltweit bekannten Künstlers Laszlo Szabo standen? Drei von ihnen sind schon verschwunden.
Richard Wust
 |  aktualisiert: 11.02.2024 02:49 Uhr

Sie sind jahrzehntelang auf der großen Wiese unterhalb der Universität am Hubland gestanden. Ziemlich unbeachtet. Ziemlich ungestört. Um die fünf steinernen Werke des ungarisch-französischen Bildhauers Laszlo Szabo auf dem Rasen kümmerte sich keiner groß. Jetzt will der Würzburger Stadtrat investieren und den Grüngürtel vor dem Campus als „Vorhof“ zur Landesgartenschau 2018 „aufpeppen“.

Da hätten sich die Skulpturen von Laszlo Szabo hervorragend eingefunden – eigentlich. Werke eines moderner Künstlers von Weltrang – nicht die schlechtesten Wegweiser Richtung Landesgartenschaugelände. Doch drei der fünf Szabo-Figuren auf städtischem Grund sind schon weg. Derzeit sind noch zwei Stelen aus Granit zu sehen. Wie lange noch? Und wo sind die anderen?

Die Nachfragen ergeben: Die Stadt hat sich nie wirklich um die Werke gekümmert. Kaum jemand wusste wirklich, was hier stand. Kaum jemand war sich der Bedeutung bewusst. Dabei liest sich die Vita von Laslo Szabo, Jahrgang 1917, alles andere als belanglos und unbedeutend. Geflüchtet vor den Kommunisten, studierte der gebürtige Ungar in der Schweiz und wirkte als Künstler später in Paris. Dort beeindruckte und beeinflusste er mit seinen Wohnhöhlen den berühmten Architekten Le Corbusier.

In Paris stellte Szabo seine Werke neben Einzelausstellungen unter anderem gemeinsam mit Max Ernst, Pablo Picasso, Henri Laurens und auch dem Briten Henry Moor aus. Moore war eines seiner Vorbilder, was man den Werken Szabos durchaus ansieht. 1972 gewann der Künstler den ersten Preis beim Olympia-Skulpturen-Wettbewerb in München – mit seiner Brunnenskulptur „Fliegende Fische“. Bekannt sind auch seine Entwürfe für Bauten auf Lanzarote.

Nach Würzburg hatte der frühere Oberbürgermeister Klaus Zeitler Anfang der 80er Jahre fünf Werke als Leihgaben gebracht. Zeitler pflegte durch persönliche Einladungen Kontakt zu dem Künstler. Die Leihgaben schätzt der Altoberbürgermeister heute als einen der größten Glücksfälle seiner Amtszeit ein – zumindest im Bereich der Kultur. „Ich war sehr stolz darauf“, sagt Zeitler.

Die Grundidee war, einen Skulpturengarten zusammen mit der Julius-Maximilians-Universität zu entwickeln. Aus Zeitlers Amtszeit stammt auch die Szabo-Skulptur mit dem Adler auf dem Universitätsgelände hinter der Hubland-Cafeteria. Eine weitere Figur der Uni steht heute noch unterhalb der Philosophie, direkt im Anschluss an den Hubland-Grüngürtel, der freilich nie ein richtiger wurde. Denn eigentlich sollte sich das grüne Band einmal bis zum SV05-Bad ziehen. Im Gegensatz zur Stadt hat die Universität ihre beiden Werke Szabos gekauft.

Das war Anfang der 80er Jahre. Zeitler will es ganz vorsichtig und diplomatisch ausdrücken: „Viele Würzburger, auch der Stadtrat, haben von der modernen Kunst und der Wertigkeit des Künstlers nichts begriffen.“

Szabo starb im Dezember 1984 in Ravenel bei Paris. Mit der Verwaltung und dem Verkauf seiner Werke wurde von einer Erbengemeinschaft der Galerist und Kurator des Kunstvereins Schloss Gondelsheim Michael Steiner beauftragt. Gondelsheim liegt in der Nähe von Karlsruhe in Baden-Württemberg. In einem Gespräch mit der Redaktion erinnert sich Steiner, dass man die Skulpturen damals der Stadt angeboten habe, die hätte aber kein Interesse gezeigt.

Das räumte auch Kulturreferent Muchtar Al Ghusain ein, der in den Akten geblättert hat. Demnach wurden die Werke Anfang der 90er Jahre der Stadt angeboten – auch gegen eine Leihgebühr. Es soll um 5000 Mark gegangen sein. Der Kulturausschuss des Stadtrats hatte es aber abgelehnt, die Skulpturen zu kaufen oder zu leihen. Begründung: Die Werke seien nicht so herausragend. Das war am 15. Oktober 1996, also vor der Amtszeit von Al Ghusain. Eine verkaufte Bronzefigur wurde erst im Jahr 2009 abgeholt.

Um hohe Summen kann es wohl nicht gegangen sein. Kunsthändler Michael Steiner meint, der Autodidakt Szabo habe sich in besten Kreisen bewegt und zu Lebzeiten für seine Werke sehr gute Preise erzielt. Heute aber sei ein Szabo schwerer zu verkaufen. Das liege indes nicht an der Qualität, sondern an den hohen Transportkosten der teils kolossalen Werke.

Zumindest in Würzburger Kunstkreisen war Szabo gut bekannt. 1977 gab es in der Städtischen Galerie eine Kunstausstellung mit Szabo-Werken, an der auch der Künstler persönlich teilgenommen habe, erinnert sich Steiner. Eine seiner Skulpturen stand damals auch zeitweise am Alten Kranen.

Die Werke für Würzburg kamen damals direkt aus Ungarn, wo sie Szabo von Kunsthandwerkern nach von ihm geschaffenen Modellen anfertigen ließ. Drei der Würzburger Skulpturen sind inzwischen in Privatbesitz. Eine der beiden noch vorhandenen Stelen auf der Hubland-Wiese sei inzwischen auch verkauft, sagt Kunsthändler Steiner.

Vor über 30 Jahren wurden Szabos Werke in Würzburg neugierig aufgeschlossen bis skeptisch gesehen. Von reicher Formensprache war da die Rede. Bizarr seien die Arbeiten, aber doch harmonisch und angenehm fürs Auge. Andere sahen in den abstrakten Stelen drei Affen oder einen schmelzenden Schnellmann, wieder andere aufgetürmte Pilze. Abstrakt und bedeutend sind in jedem Fall. Nur hat sich die Kulturstadt nie wirklich drum gekümmert.

Hoch über Würzburg: Eine Szabo-Figur mit Blick vom Hubland über die Stadt.
Foto: patty varasano | Hoch über Würzburg: Eine Szabo-Figur mit Blick vom Hubland über die Stadt.
Verkauft und weg: Diese Bronzefigur war auf der Grünanlage noch bis 2009 zu sehen.
Foto: theresa müller | Verkauft und weg: Diese Bronzefigur war auf der Grünanlage noch bis 2009 zu sehen.
Mit Künstler:  Ein Szabo-Werk stand auch mal am Alten Kranen. GALVAGNI
Foto: ARCHIVFoto: | Mit Künstler: Ein Szabo-Werk stand auch mal am Alten Kranen. GALVAGNI
Der Adler: Welcher Student kennt heute noch den Künstler des Werks auf dem Gelände hinter der Mensa?
Foto: PATTY VARASANO | Der Adler: Welcher Student kennt heute noch den Künstler des Werks auf dem Gelände hinter der Mensa?
Versteckt: Eine der beiden verbliebenen Skulpturen im Hubland-Grüngürtel.
| Versteckt: Eine der beiden verbliebenen Skulpturen im Hubland-Grüngürtel.
Das „Traumschloss“: Diese große Skulptur von Szabo steht unterhalb der Philosophie der Hubland Uni heute noch.
| Das „Traumschloss“: Diese große Skulptur von Szabo steht unterhalb der Philosophie der Hubland Uni heute noch.
 
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  • Kleeblatt1903
    "Für das Skulpturenufer fehlen uns noch die Skulpturen" - wenns nicht so traurig wäre, könnte man fast darüber lachen. Wo ist übrigens der Brunnen vom Congress Centrum hinverschwunden?
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