Am vergangenen Wochenende waren auf Initiative der Mitvorständin des Berufsverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK) Kerstin Römhild junge mexikanische Künstlerinnen und Künstler mit ihren Werken in der BBK-Galerie zu Gast. Eingebunden als einziger Deutscher war mit dem Holzbildhauer Nico Jendrusch aus Bischofsheim in der Rhön einer der Protagonisten des deutsch-mexikanischen Kunstaustauschs.
Gemeinhin werden mit den Begriffen "Mexiko" und "Kunst" die Namen Frida Kahlo und Diego Rivera verbunden. Das Werk des Künstler- und Liebes-Paares wirkt bis in die Gegenwart, wie an etlichen der ausgestellten Arbeiten zu erkennen war. Unter dem Titel "TODO" versammelt das Ausstellungsprojekt Werke aus den Gattungen Malerei, Zeichnung, Fotografie, Skulptur und Objektkunst von insgesamt 25 Künstlerinnen und Künstlern, von denen fünf bei der Eröffnung anwesend waren.
Das Oberthema wurde unterschiedliche interpretiert
Inhaltlich geprägt sind alle Arbeiten von der verheerenden Flutkatastrophe, die ein historischer Hurrikan der Kategorie Fünf im Oktober 2023 in der mexikanischen Hafenstadt Acapulco ausgelöst hat. "TODO", abgeleitet vom lateinischen "totus" (auf Deutsch "ganz"), versucht die Tragödie in ihrer Totalität zu erfassen und gibt eine kollektive künstlerische Antwort auf die ökologischen, ökonomischen und sozialen Verwüstungen, die der Hurrikan hinterlassen hat und für die er zugleich als überwältigend starkes Bildsymbol dient.
Dabei fallen die individuellen Antworten naturgemäß höchst unterschiedlich aus. Es können feine, filigrane, fast fragile Nervenfäden sein, wie sie Julie Bernuis in den drei Aquarell-Arbeiten "Nervensystem I bis III" aufs Papier zaubert. Es kann aber auch ein realistisches Foto ("Ein Paradies, oder?" von Miguel Benitez Ramirez) einer Strandszene in Acapulco sein, wo der Ort der Freiheit, des Lachens und der Träume von einem Nationalgardisten geradezu unheilvoll dominiert wird sein. Oder es kann wie in Celeste Illazkis Ölgemälde "Der Zauber der Möglichkeiten" ein der Zukunft zugewandter Blick sein, der den Schrecken des Erlebten (und die Einflüsse der Bildsprache Frida Kahlos) nicht leugnet.
Die Interpretation kann aber auch düster wie "Die Frömmigkeit des Sisyphos" von Luis Vargas Santa Cruz, dem Motor und Sprecher der Künstlergruppe ausfallen. Nicht nur wegen seiner Größe (270 auf 150 Zentimeter) ist das Werk des der Fixpunkt der Ausstellung. Wie unser Planet ist Sisyphos müde und erschöpft von seinem vergeblichen Kampf. Im Bild (und in der Kunst) empfängt er Trost und Gnade. "Wir alle sind Sisyphos!"
"TODO" war in den Galerieräumen des BBK Unterfranken nur am 29. und 30. Juni geöffnet. Modifizierte Varianten werden am 13. und 14. Juli unter dem Titel "La Fiesta de Frida" im Kunstverein in Bad Neustadt, Bauerngasse 7a, und am 19., 20. und 26. Juli im Atelierhaus Altes Gut in Herbstadt zu sehen sein.