Schon am Eingang des Wöllrieder Hofs begrüßte die Schulband der Musikschule Rottendorf die Gäste mit fetzigem Rock. Als Florian Meierott schließlich mit seiner Geige zwischen den Zuschauern hindurchlief und ihr feine Töne entlockte, war klar: Es ist wieder Zeit, Tür und Tor für Kunst und Kultur weit zu öffnen. Mit einem unterhaltsamen Kulturabend eröffnete der Landkreis Würzburg den 29. Kulturherbst. Bis zum 14. Oktober sind in 41 Gemeinden rund 170 Veranstaltungen zu sehen. "Wir erleben zahlreiche Künstler voller Leidenschaft", freute sich Landrat Eberhard Nuß bei der Eröffnung. Er erwartet ein abwechslungsreiches Programm, bei dem kommerzielle Motive nicht im Vordergrund stehen.
Einen Vorgeschmack gaben drei Schüler aus der Geigenschule von Meierott. Im Ulrichssaal des denkmalgeschützten Hofguts, benannt nach Professor Philipp Adam Ulrich, der im 18. Jahrhundert in Franken den Kartoffel- und Kleeanbau einführte, zeigten Gudrun Müller, die Künstlergruppe WeibsBilder und Florian Meierott Gemälde. Unter dem Titel "Alles oder Nichts" stellte der Syrer Rabee Darwish seine Holz- und Gipsskulpturen vor, in denen er Menschen in Grenzsituationen zeigt.
Wolfgang Roth, der den Wöllrieder Hof vor wenigen Jahren in einem Bieterverfahren erworben hat, und Geschäftsführer Oliver Ponnath nutzten die Gelegenheit den neuen, im Landkreis einmaligen Veranstaltungsort vorzustellen. Roth hat inzwischen große Teile des weitläufigen, denkmalgeschützten Gutshofs renoviert und noch einiges mehr damit vor: Es sollen noch ein Hotel mit 80 Betten und ein Restaurant entstehen, eine Vinothek, eine kleine Brauerei und nicht zuletzt eine Kapelle.
Beim Kulturherbst ist der Wöllrieder Hof jedoch nur einer von vielen Veranstaltungsorten, die mit besonderen Veranstaltungen Kulturinteressierte anlocken. Vielerorts wird gefeiert und gelacht: Sei es beim Backhäuslesfest in Greußenheim, beim Thüngersheimer Federweißenfest oder beim Genussspaziergang durch Obereisenheim. Drei Wochen lang gibt es jeden Tag gleich mehrere Höhepunkte, aus denen auszuwählen nicht ganz leicht fällt. Ein Muss ist sicher der Auftritt von Giora Feidmann, der mit seiner Klezmer-Klarinette im Kloster Bronnbach die Zuhörer verzaubert. Auch die Warnung der beiden Sängerinnen Elke Kottmair und Michaela Schlotter "Nimm Dich in Acht vor blonden Frau'n" im Eibelstädter Rathauskeller, die in die Welt der Diven der 1920er Jahre entführt, sollte man ernst nehmen.
Außerdem steht eine ganz Reihe kleiner, aber feiner Veranstaltungen auf dem Programm. Bei "Schreiben und bewahren" zeigt die Galerie am Maintor in Sommerhausen fein gearbeitete Schreibgeräte und Schmuckdosen. Bei einem Kammerkonzert stellt Bernhard Böhm bei Ars Musica in Aub die Geschichte der Holzblasinstrumente vor, die mit steinzeitlichen Knochenflöten bis in die Zeit vor 35.000 Jahren zurückreicht.
Ausschließlich im Keller bei künstlichem Licht entstanden
Ernst wird es bei Hans-Jürgen Schreckling, der im Erlabrunner Meisnerhof seine Kellerbilder ausstellt. Das Besondere: Sie sind ausschließlich im Keller bei künstlichem Licht entstanden. Auch die Veitshöchheimer Schriftstellerin Sophie Brandes widmet sich der menschlichen Seele und ihrer verborgenen Seite: "Aus einem dunklen Garten" heißt ihre Lesung, die sich mit der Aufarbeitung von Kriegstraumata, Vater- und Heimatlosigkeit befasst.
Nicht ganz so wörtlich dagegen sollte man die Aufforderung des bekannten Reisebuchautors Andreas Altmann nehmen, der im Benediktushof in seinem Buch "Triffst Du Buddha, töte ihn" über seine nicht immer angenehmen Erfahrungen mit der indischen Meditation berichtet.