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Waldbrunn
Kritischer Blick auf "Naschbäume"
Krischan Cords informiert über den Wert heimischer Streuobstwiesen und sieht Naschbäume kritisch.
Foto: Jochen Diener | Krischan Cords informiert über den Wert heimischer Streuobstwiesen und sieht Naschbäume kritisch.
Bearbeitet von Andreas Köster
 |  aktualisiert: 09.10.2020 02:10 Uhr

Trotz verbreiteter Spätfröste und trockener Sommermonate, tragen zahlreiche Streuobstbäume in diesem Jahr reiche Ernte. Doch so mancher Erntesegen bleibt ungenutzt liegen und die Früchte verfaulen. Einige kommunale und private Obstbaum-Besitzer markieren daher sogenannte Nasch- oder Probierbäume und laden zum kostenlosen Ernten ein. Ob diese Strategie für die Region Waldsassengau im westlichen Landkreis Würzburg geeignet sein könnte, diskutierten jüngst Vertreter der Gemeinde Eisingen sowie mehrere Streuobst-Experten. Eingeladen hatte laut deren Pressemitteilung die Öko-Modellregion Waldsassengau unter Projektmanager Jochen Diener, ebenso die Eisinger Bürgermeisterin Ursula Engert.

Krischan Cords, Geschäftsführer der Main-Streuobst-Bienen eG aus Margetshöchheim, stößt der Trend zum Naschbaum eindeutig sauer auf. Er und andere Streuobst-Initiativen engagierten sich mühevoll für die fachgerechte Pflege der Bäume und ein angemessenes "In-Wert-Setzen" des heimischen Obstes, während teilweise auf den gleichen Flächen Naschbäume zur kostenlosen Ernte freigegeben werden. Nicht immer würden nur markierte Bäume beerntet, sondern auch die angrenzenden Bestände.

Im Laufe der Diskussion wurde deutlich, dass es Initiativen vor Ort gibt, die sich um die Pflege und Ernte bislang ungenutzter Bäume kümmern würden. So gründete Philipp Bayer vor einigen Jahren eine Streuobst-Gruppe im St.-Josefs-Stift, die neben der Baumpflege hochwertige Produkte entwickelt und vermarktet.

Von Unbekannten restlos abgeerntet

Seit langer Zeit engagiert sich die BN-Ortsgruppe unter Thomas Birkholz für eine Streuobstwiese in Eisingen, die in diesem Jahr von Unbekannten restlos abgeerntet wurde. Birkholz zeigte sich an einer Kooperation mit der Streuobst-Genossenschaft interessiert, um die Kräfte zu bündeln und eine größere Öffentlichkeit zu erreichen. Es gelte, über die Sortenvielfalt und Einsatzmöglichkeiten der Äpfel zu informieren. So seien Früh-, Lager-, Most-, Back- oder Tafel-Äpfel zu unterscheiden.

Jessika Tokarek, Kreisfachberaterin für Gartenbau und Landeskultur, erinnert an die Kartierungen und Sortenbestimmungen, die in einigen Landkreisgemeinden durchgeführt wurden. Diese Datengrundlage sei sehr wertvoll und werde noch nicht ausreichend genutzt. Krischan Cords verwies darauf, dass die Main-Streuobst-Bienen eG Obstwiesen pachtet und sich um die Bio-Zertifizierung kümmert, um eine höhere Wertschöpfung sowie einen überregionalen Absatz zu ermöglichen. Außerdem bildet die Genossenschaft zertifizierte Baumpfleger aus und steht für Pflegemaßnahmen zur Verfügung.

Um das Thema Streuobst weiter in der Öffentlichkeit zu tragen, kann die Organisation eines gemeinsamen Ernte-Tages Interessierte ansprechen. Hier kann Wissen zu Sorten und Verwendungsmöglichkeiten vermittelt werden und es besteht die Möglichkeit der persönlichen Kontaktaufnahme sowie Übernahme einer Baumpatenschaft. Regelmäßige Schnittkurse, Streuobst-Begehungen, Sortenbestimmungen und Verkostungen können das Bewusstsein für ökologische und ökonomische Zusammenhänge rund um das Thema Streuobst schärfen.  

Der markierte Naschbaum vermittele eher den Eindruck, dass hier ungewolltes und wertloses Obst liegt, das sich jeder umsonst holen kann, heißt es in der Mitteilung: Die diskutierten ganzheitlichen Ansätze, die begleiten und informieren, würden der Vielschichtigkeit des Themas eher gerecht. Was eine Streuobstwiese kennzeichnet, hat der Naturschutzbeauftragte von Helmstadt, Holger Linke, auf www.oekomodellregionen.bayern/waldsassengau zusammengestellt.

 
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