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Würzburg
Kritik an drastischer Erhöhung: Uni Würzburg hat die Preise für Deutsch-Kurse mehr als verdreifacht
Es trifft vor allem junge Leute, die noch nicht an der Uni eingeschrieben sind: "Deutsch als Fremdsprache" kostet sie jetzt deutlich mehr. Wie die Universität den Preissprung begründet.
Sprachkurs mit dem Lehrbuch 'Deutsch im Alltag': Am Zentrum für Sprachen der Universität Würzburg haben allein im vergangenen Sommersemester über 1000 Teilnehmende einen Deutsch-Kurs absolviert.  
Foto: Hendrik Schmidt, dpa | Sprachkurs mit dem Lehrbuch "Deutsch im Alltag": Am Zentrum für Sprachen der Universität Würzburg haben allein im vergangenen Sommersemester über 1000 Teilnehmende einen Deutsch-Kurs absolviert.  
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 03.03.2025 02:34 Uhr

Die Würzburger Julius-Maximilians-Universität (JMU) will internationaler werden, das versichert die Hochschulleitung immer wieder. Es gebe Nachholbedarf. Für Verwunderung sorgt deshalb die drastische Verteuerung der Kurse "Deutsch als Fremdsprache". Die Preise dafür wurden verdreifacht.

Vier Wochenstunden jetzt 380 statt 120 Euro pro Semester

Angeboten werden die Kurse vom universitätseigenen Zentrum für Sprachen. Bis vor kurzem kostete eine Wochenstunde Deutsch noch 30 Euro pro Semester, seit Ende Januar sind es 95 Euro. Rechenbeispiel: Wer vier Deutsch-Stunden pro Woche belegt, zahlte bisher 120 Euro im Semester, jetzt 380 Euro. Wer die deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang absolvieren möchte, wird künftig mit 100 statt 60 Euro zu Kasse gebeten. 

Nicht betroffen sind Studierende, die bereits an der JMU eingeschrieben sind. Für sie bleiben die Kurse kostenlos. Zahlen müssen dagegen Studierende der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt, der Musikhochschule, Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler, sowie Uni-Mitarbeitende und nicht immatrikulierte Doktoranden und "Postdocs".

In einem der Redaktion geschilderten Fall erwischte es eine junge Frau, die an der THWS studiert und an die Uni wechseln möchte. Um ihr Deutsch zu verbessern, hatte sie sich im Wintersemester für den Kurs eingeschrieben – 120 Euro waren für sie machbar. Das sieht mit 380 Euro im Sommersemester anders aus. Sie werde wohl oder übel auf den Kurs verzichten müssen, sagt sie. 

Laut Uni-Pressestelle haben im Sommersemester 2024 insgesamt 1142 Teilnehmende die "Deutsch als Fremdsprache"-Kurse am Zentrum für Sprachen besucht. 102 von ihnen mussten dafür bezahlen. Warum die Preise nun mehr als verdreifacht wurden – dazu bleibt die Erklärung dürftig.

Uni begründet Preiserhöhung mit Inflation

Die Gebührenordnung sei seit 2009 nicht verändert worden. Die jetzige Anpassung sei eine "Folge der allgemeinen Preissteigerung sowie von Gehaltssteigerungen im Öffentlichen Dienst". Außerdem hätten die vorherigen Preise – anders als jetzt – nicht alle Kosten berücksichtigt. Man bedauere diesen Schritt, so ein Sprecher, bitte aber um Verständnis, dass die Anpassung notwendig sei.

Teurer wird es für ausländische Studierende ohne deutsches Abitur auch, weil sich Interessierte seit dem Sommersemester 2024 über das Online-Portal "Uni Assist" um einen Studienplatz bewerben müssen. Dort werden ausländische Schulabschlüsse auf ihre Vergleichbarkeit mit dem deutschen Abitur geprüft. Kosten hier: 75 Euro für jede Erstprüfung.

Grund für die Abwicklung über "Uni Assist" ist laut Uni der starke Anstieg der Bewerbungen ohne deutsche Hochschulzugangsberechtigung bzw. Bachelorabschluss. Angesichts von mehr als 3000 solcher Bewerbungen pro Jahr habe die Universität – wie andere Hochschulen in Deutschland – auch aus personellen Gründen einen externen Dienstleister eingeschaltet.

 
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  • Ralf Eberhardt
    Was hier fehlt ist eine konkrete Erklärung, warum die Preise so drastisch angehoben wurden. Die Inflation ist als Grund nicht ausreichend. Offensichtlich hatte hier in der Vergangenheit die Kalkulation Fehler bzw. bestimmte Kosten nicht eingeschlossen. So steht es ja auch im Beitrag, aber ohne Begründung durch die Uni.
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  • Thomas Hemmerich
    Also ich weiß nicht, was in den letzten 16 Jahren nicht erhöht wurde, im Gegenteil, vieles wird jährlich oder sogar noch öfter erhöht. Ich denke, da ist eine Erhöhung 16 Jahre später mehr als gerechtfertigt, auch wenn sie so "krass" ausfällt wie hier beschrieben. Jahrelang haben somit viele einen Kurs besucht, der mit den Gebühren nicht gegenfinanziert wurde, was sich halt nun abrupt geändert hat. Einziger Kritikpunkt meinerseits wäre, warum man den Preis nicht schon all die Jahre vorher und jährlich angepasst hat.
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  • Martin Deeg
    Wenn einen die Kosten selbst nicht betreffen, kann man leicht sein OK geben.
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  • Hans-Martin Hoffmann
    Ich weiß was - @ Thomas Hemmerich -

    was in den letzten 15 Jahren nicht verdreifacht wurde und ### auf die Inflation: nämlich das Bafög. Laut Bundesamt für Statistik waren es in 2009 pro Studi 434 € im Monat, 2023 doch tatsächlich schon gnadenlose 50% mehr, nämlich 663 €. Da kann man natürlich locker alles bezahlen, was teurer wurde...

    Und weiter geht das Gejammer über den so genannten Bildungsnotstand in Deutschland.
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  • Martin Deeg
    ...."120 Euro waren für sie machbar. Das sieht mit 380 Euro im Sommersemester anders aus. Sie werde wohl oder übel auf den Kurs verzichten müssen, sagt sie."....

    Klare Fall von Ursache-Wirkung.

    Man sollte hier dringend "zurückrudern", wie es so schön heißt - ansonsten braucht man sich über die negativen Folgen auch nicht zu beklagen.
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  • Christof Bretscher
    Die THWS sollte bzgl. der gebührenfreien Sprachkurse für Eingeschriebene gleichgestellt werden zur JMU. Kommt wohl aus unterschiedlichen Geldtöpfen.
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  • Frank Duckstein
    Interessant wäre noch ein Vergleich mit dem, was das BAMF für Deutschkurse von Zuwanderern zahlt. Und Selbstzahler gibt es an VHSen auch. Das Geld ist auf jeden Fall gut angelegt!
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  • Manfred Englert
    Herr Jungbauer, in der Artikel- Überschrift steht das Wort Kritik.
    Sie berichten aber nicht, wer diese Erhöhung kritisiert.
    Oder sind Sie es, der dieser Erhöhung mißliebig gegenüber steht?
    Bedenken Sie, die Uni lebt vom Geld des Steuerzahlers. Weshalb sollten die Gebühren, die seit 16 Jahren nicht angepaßt wurden, der Allgemeinheit aufgebürdet werden?
    Eigentlich sollten die ausländischen Studenten ihr Studium hier in D mit Kenntnissen der dt Sprache antreten. Dies kann im Heimatland bei Göthe-Instituten etc erlernt werden.
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  • Peter Koch
    Es gibt kein einziges Göthe Institut auf diesem Planeten.
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  • Manfred Englert
    Gut, wenn Sie meinen, dann halt Goethe Institute, die es meines Wissens in 151 Standorten in 98 Ländern weltweit gibt.
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  • Johannes Metzger
    Ich vermute mal, Sie sind Pensionär. Was halten Sie davon, wenn man Ihre Pension um 2/3 kürzt, weil ja wir Steuerzahler Sie durchfüttern.
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  • Martin Arold
    Vielleicht will man keine Migranten mehr an der Uni, denn wie sonst sollte man eine Verdreifachung der Preise für Deutschkurse verstehen? Wenn die Preise von 2007 sind, dann ist es doch unmöglich diesen Preis auf einmal hoch zu setzen. Warum nicht in jährlichen Stufen?
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  • Dietmar Eberth
    "Vielleicht will man keine Migranten mehr an der Uni"

    Das ist Quatsch. Es geistert nur noch das Thema Migration in den Köpfen der Menschen. Das ist ein ganz anderes Niveau in den Deutschkursen der Uni und spricht auch eindeutig ein anderes Klientel an.

    https://www.bamf.de/SharedDocs/FAQ/DE/Integrationskurse/006-was-kostet-ein-integrationskurs.html?nn=282388
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