Wenige Tage vor Inkrafttreten des umstrittenen Kreuzerlasses von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) melden sich bayernweit Vertreter aus Kirche und Gesellschaft mit teils scharfer Kritik zu Wort. In einem Offenen Brief und einer Online-Petition fordern sie, christliche Werte nicht in „Symbolpolitik“ oder Parteiprogrammen enden zu lassen. Vielmehr müssten sie sich in konkreter christlich-sozialer Tagespolitik niederschlagen. Was zu solcher gehört, das ist in dem Schreiben formuliert– adressiert an Söder, den CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer, die CSU-Mitglieder und an die bayerischen Wähler.
Würzburger Hochschulpfarrer als einer von drei Initiatoren
Am Montagvormittag wurden bei einer Pressekonferenz in Nürnberg die Motivation und die Inhalte der ökumenischen Aktion erläutert. Initiatoren sind Jörg Alt, Sozialwissenschaftler und -ethiker von der Jesuitenmission Nürnberg, der katholische Würzburger Hochschulpfarrer Burkhard Hose sowie die Juristin und Publizistin Beatrice von Weizsäcker, Mitglied des Präsidiums des Evangelischen Kirchentags.
Eine „christliche und soziale Politik“ muss sich nach Ansicht der Autoren und Unterzeichner des Briefes „verantwortungsvoll an den Realitäten einer zunehmend globalisierten Welt“ orientieren und diese den Wählern vermitteln. Gefordert wird eine Politik gesellschaftlicher Solidarität und des sozialen Zusammenhalts, die nicht an nationalen Grenzen enden dürfe.
Forderungen nach Menschenwürde, Gerechtigkeit und Armutsverringerung
Statt Obergrenzen festzulegen, sollten Fluchtursachen bekämpft werden. Schutzsuchende sollten nicht in Krisengebiete abgeschoben werden. Statt plakativer Verallgemeinerung wie „Der Islam gehört nicht zu Deutschland“ erwarten die Unterzeichner von der Politik differenzierende Aussagen.
Zentrale Aspekte in dem Offenen Brief und in den Stellungnahmen der Initiatoren sind Gerechtigkeit, Armutsverringerung und: Menschenwürde. Beatrice von Weizsäcker sieht sie verletzt, wenn Geflüchtete in Krisengebiete abgeschoben werden, sie ihre Familien nicht nachholen dürfen oder in „Ankerzentren“ untergebracht werden. Hier würde Aggression geschürt und Integration verhindert. „Ich möchte nicht, dass der Staat das Kreuz für sich vereinnahmt“, so die evangelische Publizistin. Gleichwohl war Söders Kreuzerlass nicht Gegenstand, sondern nur Anlass für den Offenen Brief.
„Laute Stimmungsmache gegen schutzbedürftige Menschen“
Hochschulpfarrer Burkhard Hose bedauert, dass gerade die CSU die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung gegenüber Geflüchteten als „positive Kraft“ nicht verstärkt habe, sondern der Logik fremdenfeindlicher und nationalistischer Rechtspopulisten folge: „Laute Stimmungsmache gegen schutzbedürftige Menschen äußert sich zunehmend in einer pauschalen Ablehnung des Islam.“
Freiwillige Helfer sähen sich in ihrer praktizierten Nächstenliebe von der Politik sabotiert. Eine christliche Politik müsse sich an den Taten messen lassen. Das Kreuz, so Hose, dürfe nicht staatlich als Macht- oder Überlegenheitssymbol missbraucht werden: „Das pervertiert alles, wofür für uns Christen das Kreuz steht.“
Dass sich die Kirchenvertreter mit der Aktion zu stark in die Parteipolitik einmischen, weist der Seelsorger zurück. "Die christliche Botschaft hat per se eine gesellschaftliche und politische Relevanz", sagte er gegenüber der Redaktion. Und warum gerade die CSU als Zielscheibe? "Weil die Partei das C in ihrem Namen trägt." Außerdem habe die CSU zuletzt gezielt das Christentum politisch benutzt - aus Sicht Hoses vor allem ausgrenzend gegenüber Anders- oder Nichtgläubigen.
Orden, Pfarrer und Wissenschaftler aus Mainfranken bei Unterzeichnern
Mit dem Offenen Brief rufen die Initiatoren die CSU zur Kurskorrektur auf, "er soll auch der parteiinternen Opposition den Rücken stärken", so Jörg Alt. Als Begründung der Online-Petition heißt es: "Es gilt zu verhindern, dass die CSU weiterhin Parteien am rechten Rand des Spektrums entgegenkommt." Man müsse sich von Populisten, Rassisten und Nationalisten abgrenzen und ihnen entgegentreten.
Bis Montagvormittag hatten die ersten 100 Personen, Verbände und Einrichtungen die Online-Petition mit dem Offenen Brief unterschrieben. Neben dem engagierten Flüchtlingshelfer Hose gehören zu den Unterstützern aus Mainfranken: die Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz (Gemünden), die Erlöserschwestern (Würzburg), die Oberzeller Franziskanerinnen, Pastoralreferent Hermann Nickel (Würzburg), Abt Michael Reepen (Münsterschwarzach), Pfarrer Werner Schindelin (Würzburg), Jonas Hermes („Willkommen mit Musik“, Würzburg), Christiane und Michael Koch (Würzburg), August Stich und Michael Kuhnert (beide Missionsärztliches Institut Würzburg), Sozialethikerin Michelle Becka (Uni Würzburg), Ulrich Sinn (Prof. em. Altertumswissenschaft, Uni Würzburg) und Jürgen Heß (Würzburger Flüchtlingsrat).
Die CSU-Landesleitung wollte am Montag den Offenen Brief nicht kommentieren.
Innenministerium plant keine Überwachung
Der von Ministerpräsident Markus Söder Ende April bekanntgegebene Kreuzerlass tritt zum 1. Juni in Kraft und gilt für Behörden des Freistaats. Danach ist "im Eingangsbereich eines jeden Dienstgebäudes als Ausdruck der geschichtlichen und kulturellen Prägung Bayerns gut sichtbar ein Kreuz anzubringen." Wie ein Sprecher des Innenministeriums vergangene Woche der "Augsburger Allgemeinen" bestätigte, soll die Umsetzung aber nicht überprüft werden.
Das ist also die Demokratie, die diese Leute ständig einfordern. In meinem Namen brauchen diese Möchtegernoberchristen nicht zu sprechen oder Petitionen einzureichen.
Und demokratisch wäre es gewesen, falls ein Volksentscheid dazu stattgefunden hätte …
Es ist gut, dass sich ein Ministerpräsident zu den christlich prägenden Werten bekennt und dem durch den Erlass auch Ausdruck verleiht. Dazu steht die schweigende Mehrheit in Bayern auch ganz klar.
Wenn in der katholischen Fakultät an der Uni Würzburg bisher keine Kreuze hingen, hat wohl der Kirchenvertreter Hose ein Problem damit.
Viele katholische Priester im Bistum Würzburg finden den Kreuzerlass gut, trauen sich das nur wenig in der Öffentlichkeit zu sagen. Soll Hose oder die Mainpost doch mit vielen Muslimen die in zweiter oder dritter Generation hier leben sprechen - die haben alle kein Problem mit dem Kreuzerlass. Nur Herr Hose spielt den "Rächer der Enterbten" und hetzt gegen die CSU.
Vielleicht liegt es auch an der Bischofsvakanz in Unterfranken, dass Hose im Moment hetzen darf - oder ist es sein Hass gegen die CSU? Seis drum - der Wähler ist nicht blöd - der Wähler ist mündig!
Ein Kreuz ist kein „Wert“, es ist ein Symbol – so weit, so richtig. Aber in Söders Fall stellt sich doch die Frage, wofür?
Nichts von dem, was Söder tut oder sagt, zeugt jetzt von einer tiefen Verwurzelung in den „christlich prägenden Werten“. Für ihn lässt sich der „Wert“ des Kreuzes direkt in Wählerstimmen umrechnen. Mehr ist da nicht …
Und es ist von ihm durchaus gewollt, gerade auch diejenigen zu erreichen, die das öffentlich zur Schau gestellte Kreuz als Symbol der Ablehnung (oder zumindest der Abwertung) religiös und kulturell abweichender Anschauungen begrüßen. Nicht vergessen, der Mann befindet sich auf einem persönlichen Kreuzzug, seine an die AfD verlorenen Schafe wieder einzusammeln – um jeden Preis!
Hose und Co. dagegen unterstelle ich deutlich mehr Kernkompetenz in Fragen christlicher Werte …
Das darf auch gerne jeder sehen!
Nur ist es auch immer eine Frage des WIE (das war sehr plakativ und nicht gut!) und dann auch eine Frage der Umsetzung - in CHRISTLICHER POLITIK - und da hapert es in Bayern im Moment massiv! Wenn ich irgendwo CHRISTLICH drauf schreibe, muss auch CHRISTLICH drin stecken!
Das Gebot des Grundgesetzes (Art. 140), welches unserem Staat Neutralität im Hinblick auf die unterschiedlichen Religionen in unserem Land auferlegt, ist Ihrer Ansicht nach also irrelevant und darf nach eigenem Ermessen von den Ländern beliebig ignoriert werden?
Ich bin froh, dass sich, mehr als nur eine Handvoll aufrechter Christen gegen diesen unsäglichen CSU Kurs stemmt. Wer der AfD wie ein ein
Schoßhündchen hinterherläuft, darf sich nicht wundern, wenn er sowohl am rechten
Rand Wähler verliert, aber auch im bürgerlich-Liberalen Lager mit massiven Verlusten rechnen muss.
Nein, nicht die der Kreuze..... ; sondern die der Menschen.
Eine Hand voll sg. " Anderer lässt ich leicht.er "im christlichen Sinne händeln !
Schiffsladungen aus Nordafrika, mit Menschen anderer Interessen, jedoch nicht mehr so leicht im " christlichen Sinne. Mit und ohne Kreuz. Darum geht es, vor und nach der Bayerischen Wahl; in den nächsten Jahren. Das muss man sehen und sich darauf vorbereiten. Mit und ohne Kreuz auf der Porzellankiste !
Wer aus wirtschaftlicher Not kommt ist im Sinne des Gesetzen nicht Asylberechtigt. Das sind Einwanderer. Genau genommen dürften die nicht einen einzigen Cent aus unserem Steuersäckel bekommen - gehen Sie mal in das Land Ihrer Träume und sagen "hier bin ich nun versorgt mich". Was meinen Sie was dann passiert?
Hier die Gesamtschutzquoten der vergangenen Jahre nach der offiziellen Asylgeschäftsstatistik des BAMF:
2015: 49,8%,
2016: 62,4%,
2017: 44,7%
„Einige wenige Prozente […]“ – naja, weshalb sollte man sich auch das eigene Weltbild von blöden Fakten zerstören lassen … ?
Es ist richtig, dass nicht alle Migranten einen Schutzstatus zugesprochen bekommen. Es ist daher anzunehmen, dass ein nicht unbeträchtlicher Anteil der Zuwanderer aus wirtschaftlichen (oder sonstigen) Gründen zu uns kommt.
Die Behauptung, das würde auf so ziemlich alle Zuwanderer zutreffen und die tatsächlich Schutzbedürftigen wären eine verschwindend kleine – und daher vernachlässigbare – Minderheit, ist jedoch schlicht und einfach komplett falsch!
Sobald ein Kriegsflüchtling die Grenze seines Landes überschreitet, wird er in der Regel schon nicht mehr verfolgt!
Wieviele Länder durchquert der Migrant bis er ins gelobte Land kommt? 1, 2, 3, oder gar 10 Länder. Aber da fliesen nicht Milch und Honig!
Wsieviele Migranten haben sie eigentlich schon aufgenommen?
Werter simonhard, bei allem Respekt vor der Jugend – aber diese Frage ist einfach nur kindisch-doof!