Krimi bei Bürgermeisterwahl: Marion Schäfer-Blake nach Losentscheid zweite Stellvertreterin
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| 15 neue Stadtratsmitglieder vereidigt
Andreas Jungbauer
| aktualisiert: 26.04.2023 21:40 Uhr
Adolf Bauer bleibt für weitere sechs Jahre als zweiter Bürgermeister im Amt. Ein Krimi war die Wahl des dritten Bürgermeisters. Marion Schäfer-Blake (SPD) wurde per Los "gewählt", weil zuvor zwei Wahlgänge zwischen ihr und Joachim Spatz (FDP) mit einem Patt geendet hatten.
Die CSU hatte am Wochenende ihre Unterstützung für den liberalen Gefährten Spatz im OB-Wahlkampf angekündigt. Im Stadtrat äußerte sie sich nicht mehr.
Während Adolf Bauer als einziger Bewerber für den zweiten Bürgermeister mit 29 von 51 Stimmen nur eine knappe Mehrheit errang, kam es bei der Wahl zum dritten Bürgermeister zu einem Krimi: 25:25 Stimmen lautete das Ergebnis nach dem ersten Wahlgang zwischen Marion Schäfer-Blake (SPD) und Joachim Spatz (FDP), bei einer Stimme für Erich Felgenhauer. Bei der folgenden Stichwahl das gleiche Bild: wieder 25:25 Stimmen, bei einer ungültigen. Laut Kommunalgesetz musste das Los entscheiden. Hochspannung im Ratssaal, mucksmäuschenstill ist es, als gegen 17 Uhr Matthias Pilz (Grüne) adas Los mit dem Namen Schäfer-Blake aus dem Topf zog. Als Wahlvorstand hatte Jürgen Weber (WL) die Lose vorbereitet.
Als zweiten Bürgermeister hatte für die CSU deren Fraktionsvorsitzende Christine Bötsch Adolf Bauer vorgeschlagen. Er sei kompetent und nah am Menschen. Alexander Kolbow fordert für die SPD eine politische Beteiligung, so wie dies den Gepflogenheiten entspreche. Deshalb stelle die Partei keinen Bewerber für das Amt des zweiten Bürgermeisters, er stehe der stärksten Fraktion zu. Sein Blick richtet sich unausgesprochen auf den dritten Bürgermeister, wo die SPD Marion Schäfer-Blake behalten wollte.
Energischer Matthias Pilz (Grüne): Er war sauer, dass das bürgerlich-konservative Lager beide Bürgermeisterposten beanspruchte. "Ein Lager, das diese Wahl nicht gewonnen hat." Erster Stadtratsbeitrag von Wolfgang Baumann (ZfW): Er selbst trete trotz einiger "Unkenrufe" nicht zur Wahl um ein Bürgermeisteramt an. Baumann hatte vor wenigen Tagen gegenüber der Main-Post eine Kandidatur nicht ausgeschlossen.
| Bürgermeisterwahl Würzburg
Es blieb beim einzigen Kandidaten für das Amt des zweiten Bürgermeisters: Adolf Bauer. Er schaffte es mit einer Mehrheit von 29 von 51 Stimmen. Neun Stimmen gehen an Barbara Lehrieder, vier an Christine Bötsch und einzelne Stimmen an weitere Stadträte. Drei Stimmen mehr als nötig, Adolf Bauer ist an einer Pleite vorbeigeschrammt. Dann die Wahl zum dritten Bürgermeister.
Alexander Kolbow schlug für die SPD Marion Schäfer-Blake vor - auch, damit Frauen in der Führungsriege vertreten sind. Für WL, FDP und Würzburger Liste schlug Alt-OB Joachim Spatz vor. Die Grünen stellten sich hinter Marion Schäfer-Blake. Fraktionschef Matthias Pilz: "Sie repräsentiert deutlich mehr das Wahlergebnis und steht für das Zusammenführen im Stadtrat, für breiten Mehrheiten statt Misstrauen." Die CSU äußerte sich zu den beiden Vorschlägen nicht.
Eröffnet worden war die Sitzung mit einem Kammermusikstück. Das Interesse war enorm. An die 300 Besucher verfolgten die Vereidigung und die in Kürze erfolgenden Bürgermeisterwahlen. Den Kandidaten Bauer, Schäfer-Blake und Spatz war die (An-)Spannung in den Gesichtern abzulesen.
In seiner Eröffnungsrede präsentierte OB Christian Schuchardt zunächst das Ergebnis der Stadtratswahlen und die entsprechende Sitzverteilung. Mit Blick auf die kommenden Wahlperiode zog er eine große Linie an Aufgaben und Zielen der Stadt, die er mit sozialer, ökonomischer und ökologischer Nachhaltigkeit überschreibt. Schuchardt ließ kein Thema unerwähnt: Familien, Senioren, Studenten - Nautiland, Mainfranken Theater, CCW, Mozartareal, Straßenbahn, Bahnhof... Ein Schnelldurchlauf durch Würzburger Dauerbrenner.
Und dies alles sei nur durch ein vertrauensvolles Miteinander zu leisten. Der OB: "Ich sehe es als meine Aufgabe an, zusammenzuführen und die Kräfte zu bündeln. Ich strebe eine Zusammenarbeit an, die auf Offenheit, Transparenz und Verlässlichkeit gegründet ist."
Zu den bevorstehenden Bürgermeisterwahlen versuchte Schuchardt, den sich abzeichnenden Kamf um den Posten des dritten Bürgermeisters als Normalfall einzuordnen: "Es ist in einer Demokratie so, dass man sich einer Wahl stellen muss, um ein politisches Amt zu erlangen. Auch ich hatte zahlreiche Gegenkandidaten." Ohne die Namen von Bauer und Schäfer zu nennen, hielt er beide für "befähigt und kompetent". Es handele sich wie bei der OB-Wahl um eine Persönlichkeitswahl. "Mit meiner Stimme kann ich dabei auch nicht auf zwei Leitern balancieren."
15 neue Stadtratsmitglieder wurden mit dem kommunalen Amtseid vereidigt.
und das ist gut so. Herzlichen Glückwusch. So wurde dem Wählerwillen gerecht. Die 25 Stadtratsmitglieder, die Herrn Spatz gewählt haben betreiben Klientelpolitik. Eigentlich schade.
H. F.
.... denn nicht noch gleich Herrn Weber als zweiten Bürgermeister vorgeschlagen, schließlich hat die WL doch auch ein Dankeschön für die Hilfe bei der OB-Wahl verdient? Oder gibt es das in anderer Form? Verhinderung der Linie 6 etwa ....
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aus dem Bundestag geflogen, braucht Herr Spatz wohl irgendeinen Job. Dafür mit einem Wahlergebnis von nicht einmal 4% einen Bürgermeisterposten anzutreben ist unverschämt, verdeutlicht aber eindeutig, warum diese FDP überflüssig ist.
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Für die CSU und den neuen OB allerdings die erste Schlappe; In der Kommunalpolitik gehts halt nicht mit dem Kopf durch die Wand. Das haben übrigens auch schon andere erfahren. Schuchardt hätte wohl besser daran getan, "seine" Fraktion zum Konsens zu motivieren als nach dem Motto zu verfahren: "Ich halt mich da raus." Wenn er so schwach weiter macht, dann schade um Würzburg
W. K.
Es gibt doch noch etwas Gerechtigkeit, irgendwann wird die CSU mal lernen müssen ihre Arroganz abzulegen. Im Landkreis kam schon der erste Warnschuß bei den Landratsstellvertretern
R. M.
Die CSU und ihre Mandatsträger werden nie bürgernah werden, denn aus ihrer Historie ist sie Arroganz pur. Nur der Wähler kann sie abstrafen . . .
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Die rechtskonservative Mauschelei über den Köpfen der Wählerschaft ist gescheitert - prima! Aber leider nicht aus Einsicht, sondern aus Zufall. Versuche einer positiven Deutung: die CSU hat damit die Rechnung für die Unterstützung von WL / FDP für Schuchardt bezahlt, ist wieder frei und die Megapeinlichkeit eines Bürgermeisters Spatz bleibt uns trotzdem erspart. Wenn es so ist - ok; dann muss Schuchardt jetzt zeigen, dass er wirklich der ist, als den er sich selbst beschreibt. Gelingen wird das nur mit breit getragenen Entscheidungsvorlagen auf der Basis des Wahlergebnisses und nicht mit Ein-Stimmen-Mehrheiten, für die irgendwelche Splittergrüppchen aus ewig Gestrigen und begnadeten Selbstdarstellern dann den Preis vorgeben - bei Bedarf und Gelegenheit gerne auch mit traditioneller Fraktionswechselei. Auch wenn sich ein Teil der CSU noch schwer tun wird: wir haben jetzt erstmals eine Mehrheit für zukunftsorientierte Politik. Die heisst aber nicht CSU-WL-FDP-Büfo, sondern CSU-SPD-Grün.
R. M.
. . . ist der Losentscheid für Frau Schäfer-Blake. Sie hat sich in den Jahren stets am Bürger orientiert und dies volksnahe. Der Versuch des "bürgerlichen" Lagers, einen abgehalfterten MdB von einer unbedeutenden Klientelpartei noch einen Posten zu verschaffen, ist gescheitert! Glückauf für Frau Schäfer-Blake!!!
N. R.
Freut mich ebenfalls sehr, dass diese schaurige Provinznummer dank eines gnädigen Schicksals nicht durchgegangen ist. Ich beglückwünsche Frau Schäfer-Blake sehr zu ihrem Bürgermeisteramt und wünsche ihr viel Glück, Freude an ihrer Arbeit und guten Erfolg für die kommende Amtsperiode.
mfG rebnik
P. M.
Konnte jetzt, wohlgemerkt im 21. Jahrhundert, wirklich erst der Zufall beim Losentscheid dafür sorgen, dass nicht alle drei Bürgermeister-Ämter mit Herren aus dem sogenannten "bürgerlich-konservativen Lager" besetzt werden? Das Wahlverhalten der Stadträte lässt Lagerdenken wie im Wahlkampf vermuten und stimmt mich derzeit nicht allzu optimistisch für die beginnende Amtszeit. Aber ich lasse mich gerne positiv überraschen...
R. R.
Leistung soll zählen,die wurde verdiend und zum Glück für Marion gezogen.
I. F.
...zum verdienten glücklichen Ausgang der (Los-) Wahl zum dritten Bürgermeister. Trotz frecher, den Bürgerwillen nicht beachtenden Verhaltensweise seitens des konservativen Lagers ist es dem in Berlin gescheitertem Herrn nicht gelungen hier in Würzburg unverdient einen solchen Posten zu erhalten.
Ich beglückwünsche Frau Schäfer-Blake sehr zu ihrem Bürgermeisteramt und wünsche ihr viel Glück, Freude an ihrer Arbeit und guten Erfolg für die kommende Amtsperiode.
mfG rebnik
Trotz frecher, den Bürgerwillen nicht beachtenden Verhaltensweise seitens des konservativen Lagers ist es dem in Berlin gescheitertem Herrn nicht gelungen hier in Würzburg unverdient einen solchen Posten zu erhalten.
MfG