Mit Rucksäcken und dem unter Wallfahrern üblichen strammen Schritt, marschierte am Montagnachmittag eine kleine Menschengruppe durch die Würzburger Innenstadt in Richtung Kiliansdom. Von Arnstein aus hatten sie sich auf den Weg gemacht zur üblichen letzten Tagesetappe, um wenigstens nicht auf das für Pilger seit 1647 bekannte Ritual der Rückkehr der Würzburger Kreuzbergwallfahrer am 24. August in diesem Corona-Jahr verzichten zu müssen.
Unter Beachtung der Abstandsregeln zog die Gruppe unter Glockengeläut pünktlich in den Dom ein zur traditionellen Abschlussfeier. Dort hatte die Bruderschaft zum Heiligen Kreuz Würzburg als Veranstalter der Würzburger Kreuzbergwallfahrt unter dem Leitgedanken "Habt keine Angst!" statt des wegen der Pandemie nicht möglichen Pilgermarsches auf den Kreuzberg mit der "Dom-Wallfahrt 2020" ein fünftägiges Alternativprogramm kreiert.
Die Resonanz bei den täglich bis zu drei Gottesdiensten und Andachten war groß: An allen drei Tagen war die höchst mögliche zulässige Anzahl an Besuchern ausgeschöpft. Auf die als Livestream angebotenen Übertragungen gab es bis Dienstagmittag mehr als 10 000 Zugriffe. Präses Pater Maximilian A. Bauer war beim feierlichen Abschluss "gegenüber Liturgie-Referent Stephan Steger dankbar dafür, dass sich die Kreuzbergwallfahrer in den zurückliegenden fünf Tagen im Dom zuhause fühlen konnten". Auch dankte Pater Maximilian Präfektin Barbara Schebler und Markus Ewald "als Vorbeter die beste Lösung für die stationäre, alternative Wallfahrt gefunden zu haben".
Die Vorbereitung der Alternative zur traditionellen Würzburger Kreuzbergwallfahrt begann im Mai nach der Absage der klassischen Wallfahrt. Beginnend mit dem üblichen Vorbereitungsgottesdienst am Vorabend des ersten Wallfahrtstages sollten der Ablauf der Dom-Wallfahrt trotzdem größtmögliche Parallelen zur Normalität haben. Hierzu gehörte neben der inhaltlichen Gestaltung durch Meditationstexte, Gebete und Beteiligung der Würzburger Kreuzbergmusik auch der übliche zeitliche Rahmen vom 20. bis 24. August.
Dennoch hatten sich während der bekannten Wallfahrtstage auch zahlreiche Pilger eigenverantwortlich zu Fuß, auf Rädern oder sogar per Fuhrwerk auf den Weg zum Kreuzberg begeben. Das zeigten viele Meldungen in den sozialen Medien.
Auch viele ehemalige Pilger waren heuer dabei
Wie von den Verantwortlichen beabsichtigt, wurde die "Dom-Wallfahrt" auch von vielen ehemaligen Pilgern genutzt, die altersbedingt nicht mehr die Strapazen eines 176 Kilometer langen Fußmarsches bewältigen können. Zur "Normalität" der Wallfahrtstage gehörte auch eine Kollekte anstelle des einmaligen Opfergangs der Pilger auf dem Kreuzberg. An allen Tagen standen bei den Gottesdiensten Spendenkörbchen bereit. Der Erlös wird in diesem Jahr an das Medizinische Zentrum zur Behandlung von Menschen mit Behinderung (MZEB) in Würzburg gehen.
Schon im Verlauf des außergewöhnlichen Projektes waren bei Präfektin Barbara Schebler und Wallfahrtsleiter Michael Seufert viele positive Rückmeldungen eingegangen. Das Duo war stolz, mit der "Dom-Wallfahrt" aus der besonderen Situation das beste gemacht zu haben. Alle 15 Veranstaltungen sind über die Mediathek des Bistums Würzburg noch bis zur Kreuzbergwallfahrt im nächsten Jahr abrufbar.
Spenden mit dem Verwendungszweck "MZEB" zur Weitergabe an das Medizinische Zentrum zur Behandlung erwachsener Menschen mit Behinderung können auf das Konto der Kreuzbruderschaft überwiesen werden: Bruderschaft zum Heiligen Kreuz Würzburg, IBAN DE31 7509 0300 0003 0058 87, BIC GENODEF1M05, Liga Bank Würzburg.