
Omikron sei es gedankt - nach langer Pause war es endlich wieder einmal möglich, dass vier international preisgekrönte asiatische Musikschaffende im Sieboldmuseum vor einem größeren Publikum gastieren durften. Angereist aus Tokyo und Wien war es neben Frankfurt und Boppard die dritte deutsche Station von Herrn Akihito Obama (Bambusflöte), Frau Miao Yu Hung (Violine), Herrn Michael Luginbühl (Violoncello) und Herrn Yasuhito Watanabe (Klavier).
Es ist das Verdienst der Künstler und ihrer technischen Brillanz, dass dank der zur Aufführung gebrachten Stücke während des 90-minütigen Konzerts der von andauernden Schreckensmeldungen gepeinigten Zuhörerseele eine lang ersehnte Auszeit gegönnt wurde. Mit Stücken, wie die "Geborgenheit der Kraniche" (für Bambusflöte), Mendelssohns beliebtem "Klaviertrio d-Moll Op. 49" (für Violine, Violoncello und Klavier) oder einer Loreley-Paraphrase (für Shakuhachi, Violoncello und Klavier) begab man sich gemeinsam auf eine gelungene musikalische Gratwanderung zwischen der Musiktradition Japans und der abendländischen Musik der Romantik. Dabei in der Tonfolge bzw. Modulation mal eher meditativ getragen, mal mehr leidenschaftlich dynamisch und mit dem Stück "Mond über der Ruine" (Flötensolo) befand man sich näher an der Realität, als man sich es bis vor kurzem noch hätte vorstellen können.
Passend zum Konzerttitel "Fließende Identitäten" wurde das begeisterte Publikum noch mit einer Erstaufführung (Liedkomposition, die ein schweizerisches und ein japanisches Volkslied vereint) des auch anwesenden Komponisten Walter Luginbühl belohnt! Wäre die Welt sich doch immer so nah!
Von: Barbara Lohoff (Vorstandsassistenz, Siebold-Gesellschaft)