Im neuen Baugebiet "Sandäcker" geht die Gemeindeverwaltung davon aus, dass von den 192 Wohneinheiten 100 mit Familien bewohnt werden. Sie rechnet deshalb hier mit einem Bedarf von 36 Krippenplätzen und 75 Plätzen für Kindergartenkinder, der nur durch einen Neubau befriedigt werden kann. Als weitere Möglichkeit für einen Kindergarten brachte nun die Grünen-Fraktion bei der Haushaltsvorberatung einen Waldkindergarten ins Gespräch, was eine kontroverse Diskussion im Gremium auslöste.
Grünen-Sprecherin Christina Feiler: "Als einer der größten Gemeinden im Landkreis würde es Veitshöchheim gut stehen, mit einem solchen Waldkindergarten eine Alternative zu schaffen für Leute, die etwas anderes wollen." Die Investitionskosten für einen Waldkindergarten würden zudem nur ein Viertel eines herkömmlichen Kindergartenneubaus betragen. Auch sei es hier schneller möglich, mit einer Gruppe zu starten, da weniger Vorgaben als bei einem normalen Kindergarten bestehen würden.
Verkehrssicherungspflicht sei ein Problem
Bürgermeister Jürgen Götz sagte, die Verkehrssicherungspflicht im Wald sei ein großes Problem für die Gemeinde, denn sie trage die Verantwortung, wenn Kinder dauerhaft in den Wald geschickt werden. Es sei durch die Trockenheit der vergangenen Jahre im Gemeindewald vermehrt zu umstürzenden Bäumen und Trockenastbrüchen gekommen. Mitarbeiter des Bauhofes könnten nicht jeden Tag oder jede Woche den Aufwand betreiben, sich die Örtlichkeiten im Wald anzuschauen, damit hier nach menschlichem Ermessen nichts passieren kann. Zum Sicherheitsaspekt entgegnete Feiler, dass ja trotz solcher Bedenken reihum Waldkindergärten betrieben werden, wie in Güntersleben, Reichenberg, Höchberg und Helmstadt.
Der Bürgermeister gab weiter zu bedenken, dass die Größe eines Waldkindergartens bei weitem nicht das sei, was die Gemeinde für ihren Bedarf brauche. Es sei auch nicht so einfach, hierfür einen Betreiber zu finden. Es müsste auch noch zusätzlich ein herkömmlicher Kindergarten gebaut werden. Zusätzlich Projekte zu planen und auszuführen, sei vom Sachgebiet Hochbau der Gemeinde nicht zu leisten.
Waldkindergarten wird den Bedarf nicht decken
Für CSU/VM-Sprecher Marc Zenner ist eine Waldgruppe mit 15 Kindern ein Nischenprodukt, das der Gemeinde zur Bedarfsbefriedigung nicht helfen würde. Zenner: "Eine solche Gruppe wird nur noch mehr Druck in unsere Waldflächen, in die Natur, die Flora, die Fauna und die Tiere hineintragen, wie dies ohnehin schon durch die Erholungssuchenden erfolgt, die jetzt wegen Corona verständlicherweise herausgehen wollen." Er lehne deshalb grundsätzlich einen Waldkindergarten ab. Sein Fraktionskollege Simon Kneitz bezog sich auf seinen beruflichen Kontext als Anwalt im Arbeitsrecht und sagte, der Arbeitsschutz von Mitarbeitern eines Waldkindergartens sei nicht unproblematisch. Steffen Mucha (CSU/VM) plädierte für einen neuen Kindergarten, der breit aufgestellt ist und auch die Belange des Waldes mitberücksichtigt. Ein Waldkindergarten, der diese komplette Bildungs-Bandbreite abdecke, ist nach seiner Meinung nicht zu verwirklichen.
Grünensprecherin Feiler widersprach ihm. In vielen Waldkindergärten werde sehr wohl die ganze Bildungsbandbreite vermittelt.
Verwaltung werde sich mit dem Thema auseinandersetzen
SPD-Sprecherin Ute Schnapp empfahl in bestehenden Waldkindergärten mögliche Größen, Flächen, Personal, Kosten und Sicherheitsaspekte für die Schaffung von zwei Gruppen zu recherchieren. Dem schloss sich auch Winfried Knötgen (UWG) an. Wichtig sei auch in Erfahrung zu bringen, so Knötgen, ob es überhaupt genügend Familien im Ort gibt, die sich einen solchen Waldkindergarten wünschen.
Abschließend sicherte der Bürgermeister zu, dass sich die Verwaltung im Zuge der Planung für den neuen Kindergarten auch mit dem Thema Waldkindergarten auseinandersetzen und Brainstorming in diese Richtung betreiben werde. Auch zu einem möglichen Standort und ob in Frage kommende Betreiber Interesse haben, werde man sich Gedanken machen. Es bestand schließlich Konsens, im Haushalt 2021 keinen Ansatz für Planungskosten einzustellen.