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Kontakte mit möglicher Partnerstadt Bibbiena vertieft
Ochsenfurter in Bibbiena Mit dem Privatjet ist eine Delegation der Stadt in die Toskana geflogen, um den Weg zu einer Partnerschaft zu ebnen.
Von unserem Redaktionsmitglied Gerhard Meissner
 |  aktualisiert: 28.09.2012 12:03 Uhr

Durch die grünen Hügel im Nordosten der Toskana schlängelt sich ein staubiger Pfad – vorbei an mageren Wiesen und alten Eichen verbindet er kleine Weiler, fernab der nächsten größeren Straße. Dass einst Kaiser und Kirchenfürsten auf diesem Weg – der Via Romea – nach Rom und zurück nach Deutschland zogen, ist ihm nicht mehr anzusehen.

Jetzt ist eine Wandergruppe aus Ochsenfurt auf den Spuren der Geschichte unterwegs durch das karge Hügelland des Casentino, geführt von Professor Giovanni Caselli. Der Archäologe kennt die Historie der Landschaft am Oberlauf des Arno wie kaum ein zweiter. Und er will Interesse wecken unter den Gästen.

Die Landschaft gehört zur Gemeinde Bibbiena, eine Kleinstadt nördlich von Arezzo, die gerne die nächste Partnerstadt Ochsenfurts werden möchte. Der Besuch einer Delegation, angeführt von Bürgermeister Rainer Friedrich und Vertretern des Stadtrats, soll den Weg dorthin ebnen.

Kontakte vertieft

Der Ochsenfurter Städtepartnerschaftsverein hatte im vergangenen Jahr die Initiative ergriffen und der Stadt die Gründung einer weiteren Partnerschaft vorgeschlagen, neben den bestehenden Verbindungen mit Coutance in Frankreich, Wimborne in England und Colditz in Sachsen. Auch einen wesentlichen Teil der Arbeit, der mit dem regelmäßigen Austausch zwischen den Bürgern der beiden Partnerstädte verbunden ist, will der Verein schultern.

In Bibbiena war die Idee zuvor schon auf fruchtbaren Boden gefallen. Im Mai waren erstmals Vertreter der Kommune in offizieller Mission in Ochsenfurt zu Gast, angeführt vom Vice-Bürgermeister Luca Conticini. Der Ochsenfurter Stadtrat hatte damals ebenfalls seine grundsätzlich Bereitschaft signalisiert.

Der Gegenbesuch sollte dazu dienen, die Kontakt zu vertiefen. Neben Bürgermeister Rainer Friedrich gehörten Ingrid Stryjski, Manfred Singer und Peter Liczewski als Vertreter des Stadtrats der Delegation an. Eine Wandergruppe des Partnerschaftsvereins hatte sich außerdem auf den Weg nach Bibbiena gemacht, um gemeinsam mit italienischen Freunden eine Woche lang ein weiteres Teilstück der Via Romea zu erkunden.

Neben Streifzügen durch den kulturellen Reichtum der Region standen dabei auch Besuche in mittelständische Firmen auf dem Programm, das die Gastgeber in Bibbiena vorbereitet hatten. Seit dem Altertum gilt die Region als Zentrum der Metallverarbeitung. Etrusker und Römer nutzten dabei die Kraft der zahlreichen Flüsse, die in Hügeln entspringen. Heute sind mittelständische Metallbetriebe neben der Textilindustrie das wichtigste Standbein der Stadt.

Mit rund 12 000 Einwohnern und 4000 Arbeitsplätzen ist Bibbiena das wirtschaftliche Zentrum des Casentino. Fünf Ortsteile bilden die Großgemeinde, wesentlich zahlreicher sind die zugehörigen Weiler und Kleinsiedlungen in den weiten Hügeln des Hinterlandes.

Zu ihnen zählt die Wallfahrtskirche S. Maria del Sasso. Im Jahr 1347 war dort der Legende nach die Gottesmutter, auf einem Felsen stehend, einem jungen Mädchen erschienen. Im Jahr danach, so die Überlieferung, blieb die Stadt wie durch ein Wunder vor einer Pestepidemie verschont. Über dem Felsen wurde später eine Kirche errichtet.

Auf einem Hügel thront der historische Hauptort, überragt vom Turm des mittelalterlichen Kastells. Adelspaläste aus der Renaissance bilden den historischen Stadtkern. In einem davon ist ein historisches Theater untergebracht, benannt nach Kardinal Bernardo Dovizi da Bibbiena (1470 - 1520), ein Freund des Malers Raffael und Verfasser einer recht zügellosen Komödie.

Unterwegs mit dem Privatjet

Die Geschichte ihrer Stadt halten die Mitglieder der „Musici Sbandierato“ lebendig – Fahnenschwinger in farbenprächtigen historischen Kostümen, begleitet von Trommlern und Fanfarenbläsern. Ein Kostprobe ihres akrobatischen Könnens gaben sie auch den Gästen aus Ochsenfurt. Zuvor hatte Bürgermeister Daniele Bernardini zum Empfang im Rathaus geladen, gemeinsam mit Mea, der Symbolfigur der Stadt.

Die Wandergruppe des Partnerschaftsvereins setzte nach dem Kurzbesuch in Bibbiena ihre Wanderung in Richtung Süden fort. Eine Woche lang sind sie auf einem etwa 100 Kilometer langen Teilstück der Via Romea in Richtung Rom unterwegs. Die Delegation des Stadtrats trat ihren Heimweg per Flugzeug an. Der Ochsenfurter Zahnarzt und Pilot Wolfgang Rees hatte sich bereit erklärt, die Gruppe im Sportflugzeug nach Italien zu bringen. Wie es weitergeht müsse nun der Stadtrat entscheiden, sagt Bürgermeister Rainer Friedrich. Sein Interesse daran sei groß, aber die Beziehung müsse wachsen. Spätestens im nächsten Jahr wollen sich beide wiedersehen.

Historisch: Die „Musici Sbandierato“ – Fahnenschwenker, begleitet von Trommeln und Fanfaren – halten die Stadtgeschichte Bibbienas lebendig.
| Historisch: Die „Musici Sbandierato“ – Fahnenschwenker, begleitet von Trommeln und Fanfaren – halten die Stadtgeschichte Bibbienas lebendig.
Musentempel: Das Teatro Dovizi aus dem 19. Jahrhundert in einem Renaissance-Palazzo im Altort von Bibbiena ist nach einem Kardimal benannt, der als Verfasser einer recht zügellosen Komödie bekannt wurde.
Foto: Gerhard Meissner | Musentempel: Das Teatro Dovizi aus dem 19. Jahrhundert in einem Renaissance-Palazzo im Altort von Bibbiena ist nach einem Kardimal benannt, der als Verfasser einer recht zügellosen Komödie bekannt wurde.
 
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