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Waldbrunn
Kommunen kontra Knauf
Herbert Ehehalt
 |  aktualisiert: 30.01.2025 02:41 Uhr

Gravierende Fehleinschätzungen: Landkreisgemeinden kritisieren Genehmigungsverfahren für geplantes Bergwerk.

Stellungnahmen, insbesondere damit verbundene Gutachten, kommen eine entscheidende Bedeutung zu im bergrechtlichen Genehmigungsverfahren zu dem vom Gips-Konzern Knauf geplanten Bergwerk bei Altertheim. In den Landkreisgemeinden Greußenheim, Hettstadt und Waldbrunn stand die Thematik in der vergangenen Woche jeweils auf der Tagesordnung der Gemeinderatssitzungen. Mit völlig unterschiedlichen Bewertungen wie sich dabei zeigte.

Aufgrund der geographischen Lage und mit entsprechendem räumlichen Abstand zum geplanten Bergwerk sieht der Gemeinderat in Greußenheim die Planung eher gelassen - obwohl ein eigenes Wasserschutzgebiet besteht zur Eigenwasserversorgung. Die Beurteilung des Vorhabens orientierte sich ausschließlich an den damit verbundenen Transportwegen, eventuell ursächlichen Verkehrsaufkommen und daraus resultierendem möglichen Ausweichverkehr. Die Beratung in Greußenheim ergab übereinstimmend "kaum, bis keine befürchteten Auswirkungen für die Gemeinde." Eine Stellungnahme wurde deshalb für nicht notwendig erachtet.

Waldbrunn befürchtet Gefährdung der Wasserversorgung

Kontroverse Einschätzungen hingegen kristallisierten sich bei der Beratung des Themas innerhalb des Gemeinderates in Hettstadt heraus. Dennoch wurde eine gemeindliche Stellungnahme mehrheitlich bei 14 zu 2 Stimmen ebenfalls für nicht notwendig erachtet. Die von Klaus Gottschlich (UBH) geäußerten Befürchtungen hinsichtlich einer Belastung durch das Bergwerk für Landwirtschaft, Trinkwasser und Grundwasser fanden im Gremium kaum Gehör. "Im schlimmsten Fall ergibt sich für die Zeller Quellen eine um 20 Prozent niedrigere Schüttung", entgegnete Sebastian Zorn (CSU).

Die Stellungnahme der Gemeinde Waldbrunn im bergrechtlichen Verfahren nahm wesentlichen Raum der Gemeinderatssitzung ein. Der Anlass dafür: Vor dem Hintergrund der Nähe zu dem geplanten Bergwerk und dadurch befürchteter Gefährdung für die örtliche Eigenwasserversorgung gab die Gemeinde Waldbrunn ein eigenes geowissenschaftliches Gutachten in Auftrag. Das im Vorfeld der Sitzung an die Ratsmitglieder versandte umfassende Ergebnis wurde durch eine Mitarbeiterin des beauftragten Fachbüros stark komprimiert dem Gremium und den Gästen vorgestellt. Es veranlasste Bürgermeister Markus Haberstumpf (CSU) zu einer Erklärung. "Eine Beeinträchtigung der Wasserversorgung in Qualität und Quantität ist nicht hinnehmbar, egal durch welches Vorhaben. Nach vorliegendem Kenntnisstand kann dies nicht ausgeschlossen werden." Daher seien alle notwendigen verwaltungstechnischen und juristischen Mittel angebracht, um die Trinkwasserversorgung bestmöglich zu schützen, deutete Haberstumpf entschlossenes Vorgehen an. Aufgrund der spektakulären Erkenntnisse lehnte das Gremium geschlossen eine Zustimmung zur Errichtung des Bergwerks kategorisch ab.

Gutachten belegt mangelhafte Datenlage

Das Abbaugebiet des Bergwerks "Altertheimer Mulde" liegt zu einem großen Teil im Bereich des Trinkwassereinzugsgebiet der Gemeinde Waldbrunn. Nach dem Gutachten der Gemeinde gehen jedoch die Genehmigungsunterlagen von Knauf von teilweise gravierenden Fehleinschätzungen aus. Laut Gutachten nimmt der geplante Gipsabbau 30 Prozent mehr Einzugsfläche der gemeindlichen Brunnen 2 und 3 ein. Dies habe somit deutlich größere Auswirkungen auf Waldbrunns Brunnen als auf die Zeller Quellen der TWV Würzburg. Darin sah Martin Schaut (SPD) "einen von vorneherein groben Fehler." Darüber hinaus belegt das Gutachten der Gemeinde eine grundsätzlich mangelhafte Datenlage, uneinheitliche Modellansätze, ein für Karst- /Kluft-Grundwasserleiter ungeeignetes Grundwassermodell, zu gering angesetzte Zusickerungsraten, nicht ausreichend behandelte Setzungserscheinungen, ein nicht ausreichend betrachtetes Havarie-Szenario, keine "worst-case"-Betrachtung, zu erwartende größere Beeinträchtigungen in der Nachbergwerksphase und allgemein eine nicht auszuschließende qualitative Beeinflussung des Trinkwassers.

 
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Kommentare
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  • Andrea Angenvoort-Baier
    Der Bürgermeister von Waldbrunn scheint sich in das komplexe Thema gut eingelesen zu haben. Was die Bürgermeister der anderen beiden Gemeinden wohl sträflich vernachlässigt haben.
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  • Armin Genser
    Da freut sich Knauf, wenn Herr Zorn kein Problem darin sieht, dass sich das Trinkwasser für Würzburg "schlimmstenfalls " um 20% verringert. Da fragt man sich schon, wie ausführlich hat man sich mit dem Gutachten beschäftigt, wenn man in Waldbrunn zu einem völlig anderen Ergebnis kommt und etliche Fehleinschätzungen aufzeigt.
    Wenns nicht meine Wasserversorgung ist, was kümmert es mich.
    Hoffentlich geht man mit dem Wasserschutzgebiet für Hettstadts Wasserversorgung (Fernwasser Mittelmain) sorgfältiger um.
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