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WÜRZBURG/GOSLAR
Kommt die Fahrprüfung für Senioren?
Führerschein für Senioren?       -  Ältere Autofahrer verursachen laut Statistik mehr Unfälle als Fahranfänger. Nun fordern Versicherungen eine Pflichtkontrolle für Senioren ab 75 Jahren.
Foto: Wolfram Kastl (dpa) | Ältere Autofahrer verursachen laut Statistik mehr Unfälle als Fahranfänger. Nun fordern Versicherungen eine Pflichtkontrolle für Senioren ab 75 Jahren.
Claudia Kneifel
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:43 Uhr

Erst an diesem Montag hat ein 83-jähriger Autofahrer in Aura (Lkr. Bad Kissingen) eine Schneise der Verwüstung hinterlassen, weil er in einer Kurve von der Straße abkam.

Verletzt wurde zum Glück niemand. Ende September hat eine 82-jährige Autofahrerin beim Ausparken in der Würzburger Innenstadt mehrere Fahrzeuge beschädigt und einen Schaden von über 60 000 Euro verursacht.

Verpflichtende Kontrollfahrt gefordert

Senioren verursachen statistisch mehr Unfälle als die Hochrisikogruppe der Fahranfänger, das bestätigt auch Michael Zimmer, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) fordert, dass ältere Autofahrer ihre Fahrtüchtigkeit testen lassen müssen. Ab dem 75. Lebensjahr sollen sie eine verpflichtende Kontrollfahrt an der Seite eines geschulten Fahrlehrers absolvieren.

„Die Unfallforschung der Versicherer wird in diesem Jahr Standards für eine solche Testfahrt entwickeln“, sagte der Chef der Unfallforschung des Versicherungsverbands GDV, Siegfried Brockmann. Auf dem wichtigsten Treffen von Verkehrsexperten, dem Verkehrsgerichtstag in Goslar, wird das Thema „Senioren im Straßenverkehr“ am heutigen Donnerstag diskutiert.

Seh-, Hör- und Reaktionsvermögen lassen im Alter nach

Im Jahr 2015 waren 2841 ältere Menschen an Verkehrsunfällen in Unterfranken beteiligt. Beim begleiteten Fahren mit 17 Jahren passierten laut Statistik der Polizei im gleichen Zeitraum nur 18 Unfälle. Insgesamt steigen die Unfälle mit Beteiligung von Senioren in Unterfranken in den letzten fünf Jahren (17 Prozent). „Dabei spielt die demographische Entwicklung, also der steigende Anteil der Senioren an der Gesamtbevölkerung eine große Rolle“, sagt Zimmer. Ein weiterer Grund: Die Leistungsfähigkeit bei Seh-, Hör- und Reaktionsvermögen lasse mit zunehmendem Alter nach.

„Die Alten sollen bei einer begleiteten Fahrt von etwa einer Stunde ihre Fahrtauglichkeit testen“, erklärt Brockmann. Anschließend besprechen sie die Ergebnisse vertraulich mit dem sachkundigen Begleiter, der Hinweise geben kann, etwa nicht mehr im Dunkeln zu fahren oder Innenstädte zu meiden. „Aber niemandem wird der Führerschein entzogen“, betont Brockmann.
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Der Verkehrsminister will eine freiwilige Überprüfung

In der großen Koalition in Berlin will sich noch niemand hinter diese Idee stellen. Gerade im Wahljahr 2017 wollen die Parteien ihre älteren Wähler wohl nicht vergraulen. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) mag zum konkreten Vorschlag der Versicherer überhaupt nichts sagen. Man setze auf eine freiwillige Überprüfung der älteren Verkehrsteilnehmer, erklärt ein Ministeriumssprecher nur ganz allgemein. Pflichttests seien jedenfalls nicht geplant.

Ralf Steinbacher, Inhaber zweier Fahrschulen in Würzburg und Waldbüttelbrunn bietet als Sicherheitstrainer und zertifizierter Kraftfahreignungsberater bereits seit 25 Jahren Fahrtest für Ältere an. Pro Jahr kommen etwa 15 bis 20 Senioren zu einem solchen freiwilligen Test, der zwischen 49 und 69 Euro kostet. „Anlass können Selbstzweifel von älteren Menschen sein oder das Drängen von Angehörigen“, sagt Steinbacher.

Der Kandidat fährt mit seinem Auto und dem Fahrlehrer als Beifahrer etwa 45 Minuten, danach werde die Fahrt ausgewertet. „In den meisten Fällen ist alles okay“, verrät Steinbacher. Doch was passiert, wenn jemand nicht mehr so sicher fährt? „Wir nehmen niemandem den Führerschein weg. Wir geben nur Empfehlungen und appellieren an die Vernunft der älteren Verkehrsteilnehmer.“

In vielen Ländern gibt es bereits Altersbestimmungen

Natürlich sei es wichtig, die Mobilität so lange wie möglich zu erhalten. „Um Unfälle zu vermeiden, sollte die Politik endlich handeln“, denkt Steinbacher, denn die meisten der 28 EU-Staaten haben bereits Altersbestimmungen – allerdings sehr unterschiedliche: In Spanien müssen bereits 45-Jährige zum Gesundheitstest, der danach alle fünf Jahre zur wiederholt wird, ab dem 70. Lebensjahr sogar alle zwei Jahre.

Auch in Italien wird ab 50 Jahren die Fahrerlaubnis nur nach einer medizinischen Untersuchung verlängert. Alle fünf Jahre folgt ein weiterer Test, ab dem 70. Lebensjahr dann alle zwei Jahre. In der Tschechischen Republik müssen Fahrer ab 60 Jahren eine ärztliche Fahreignungsbestätigung mit sich führen. In den Niederlanden, in Norwegen und in Schweden ist die Arztuntersuchung ab 70 Jahren Pflicht. In Slowenien darf man ohne Gesundheits-Check bis zum 80. Lebensjahr hinterm Steuer sitzen, danach wird eine Verlängerung der Fahrerlaubnis nur nach ärztlicher Untersuchung ausgestellt.

 
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  • C. B.
    Eine selten schwache Darstellung des komplexen Themas und statistischer Werte des Artikels. Die genannten Zahlen sind zusammenhanglos und ohne Vergleichbarkeit im Gesamtrahmen nur irgendwie hingeschrieben, die Graphik bringt überhaupt keinen Bezug zum eigentlichen Thema der Autorin. Allerdings puscht sie damit eine einseitige Sicht und erscheint damit wie eine Sprecherin der Versicherungswirtschaft, die vermutlich höhere altersabhängige Beiträge anvisiert, um damit den Schadensfreiheitsrabatt wieder reinzuholen, der in der Regel ja altersabhängig steigt.
    Eine regelmäßige Überprüfung aller Führerscheinbesitzer wäre in meinen Augen allerdings tatsächlich eine überfällige Maßnahme.
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  • W. K.
    Glaube grundsätzlich nur der Statistik, die du selbst kreativ bearbeitet hast. Aus einer Gesamtzahl von Daten läßt sich durch geschickte Auswahl jedes gewünschtes Ergebnis herausarbeiten.

    Wenn ich im Artikel lese: "Im Jahr 2015 waren 2841 ältere Menschen ... beteiligt. Beim begleiteten Fahren mit 17 Jahren ... nur 18 Unfälle." sieht das als super Argument aus. Nur wird hier vergessen, dass die Gesamtzahl der 17jährigen begleiteten Fahrer um mehrere Größenordnungen kleiner ist als die Zahl der Senioren, die 2841 Unfälle verursacht haben.

    Ich bin eher davon überzeugt, dass die Versicherungswirtschaft und andere Lobbyisten einen neuen rapide wachsenden Klientenkreis identifiziert haben, den es gilt in Zukunft für eine sichere Einnahmequelle zu erschließen. Ärzte, Fahrschulen, Versicherungen, TÜV/DEKRA (MPU) und auch die Führerscheinbehörden werden da gerne kräftig zulangen und dem Bürger das Geld aus der Tasche ziehen.
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  • I. F.
    ...ist ein uralter Hut zwinkern

    Den hat man schon zu meiner Schulzeit (ist schon etliche Jährchen her...) genannt.

    Sie teilen aber mit diesem Kommentar nicht mit, ob Sie für oder gegen eine solche Fahrprüfung für Senioren sind - also Thema verfehlt... siehe Überschrift des Artikels.
    Und wenn Sie - wie ich vermute - dagegen sind, dürfen Sie das hier ruhig mit einer sachlichen Begründung sagen grinsen

    MfG
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  • I. F.
    ...Personenkreis zugehörig, ist m.M.n schon länger eine solche Forderung vollkommen berechtigt.

    Wahrscheinlich ist man in D (wider besserem Wissen) noch nicht zu einer adäquaten Regelung gekommen, da die wirklichen Entscheidungsträger
    a) selbst dieser Altersgruppe angehören und
    b) für eine solche Einschränkung der persönlichen Freiheit nicht von ihren Wählern verantwortlich gemacht werden wollen.

    Ich finde eine Regelung wie in Spanien -
    Zitat: "In Spanien müssen bereits 45-Jährige zum Gesundheitstest, der danach alle fünf Jahre * wiederholt wird, ab dem 70. Lebensjahr sogar alle zwei Jahre."
    - oder auch Italien, vollkommen richtig.

    Um entsprechenden Kommentaren zuvor zu kommen: Als Berufskraftfahrer musste ich bereits alle 5 Jahre zum Gesundheitstest, war für mich selbstverständlich!

    Sollte ich nochmals in ein Auto steigen, werde ich auf jeden Fall einen Test mit Ges.-Prüfung machen.

    MfG

    *@MP: das flüchtig vergessene unpassende "zur" habe ich eigenmächtig im Zitat gelöscht zwinkern
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  • G. S.
    Es ist in Ordnung, wenn ältere Menschen ihre Fahrtauglichkeit checken lassen. Die zwingende Tauglichkeitsprüfung mit Gesundheitsprüfung für ein politisches Amt vom Gemeinderat bis zum Bundespräsidenten, ist auch notwendig. Mir fallen nämlich seit Jahren Politikerinnen und Politiker aller Altersgruppen mit Ernährungs-, Gesundheits- und vor allem auch psychischen Defiziten auf.
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  • I. F.
    ...gabs da nicht auch mal einen bayerischen Verkehrsminister,

    (1993?) der mit Alkohol am Steuer einen Menschen totgefahren hat?

    MfG
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  • E. V.
    Hier spricht der pure Egoismus.
    Ich bin sicher, dass alle Leute es gut finden, dass Busfahrer, Piloten und Zugführer reglmäßig auf ihre Eignung getestet werden, sie tragen ja Verantwortung für ihre Passagiere (also uns). Nun ist es aber so, dass auch jeder Autofahrer nicht nur für sich und seine Insassen verantwortlich ist, sondern auch eine potentielle Gefahr für alle anderen Verkehrsteilnehmer darstellt. Meiner Meinung nach sollte spätestens nach 20 Jahren Führerschein eine regelmäßige Kontrollfahrt inklusive Theorietest sowie eine kurze Gesundheitsprüfung Pflicht sein. Und Nein, ich bin kein Fahrlehrer... Sofern die Politik sich nicht traut, vielleicht führen dann die Versicherungen diese (Pflicht-)Tests durch die Hintertür ein, wer keinen macht oder nicht besteht wird gekündigt oder muss einen massiven Aufpreis zahlen.
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  • A. H.
    Der, den Sie meinen, ist der LOKführer. Der ZUGführer ist "hinten" im Zug tätig - z.B. auch bei der Fahscheinkontrolle und heute überwiegend auch im Servicebereich
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  • U. S.
    Die Stunde begleitetes Fahren ist bestimmt nicht umsonst. Drängt sich doch glatt der Gedanke auf, dass eine neue Einnahmequelle nicht ungelegen kommt....
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  • H. S.
    aber dafür gleich eine ganze Altersgruppe pauschal zu verurteilen, geht eindeutig zu weit. Wir Alten zahlen eh schon höhere Sozialbeiräge, meine Unfallversicherung hat mich rausgeworgen, weil alle Unfälle von über 65-jährigen immer auf Bewusstseinstörungen zurückzuführen sind (Originaltext Versicherung) und sie sowieso nicht zahlen würden.
    Aber vielleicht sollte man auch die Autos der Jungen beschränken? 1 Jahr nach Führerschein nur max. 80km schnell, dann 100 usw? Die fahren doch sowieso alle zu schnell oder nicht? Auch dies ist eine pauschale Verurteilung, weil es eben ein paar jugendliche Raser gibt. Versicherungen haben nicht unser Wohl im Auge, sondern ihres. Sie suchen immer Gründe, nicht zahlen zu müssen. Und wenn sie keine mehr finden, erfinden sie welche. Wenn der Fahrlehrer empfiehlt, nicht mehr zu fahren und man tut es trotzdem, gibt es folglich keinen Versicherungsschutz mehr. Und ohne versicherung zu fahren ist eine Straftat.
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