Die Stadt Würzburg hat eine Kommission zur Überprüfung ihrer Straßennamen und Ehrungen eingesetzt. Anlass waren Recherchen unserer Redaktion, die vor einem Jahr die Nazi-Vergangenheit des früheren Würzburger Oberbürgermeisters Helmuth Zimmerer ans Licht brachten.
Auftrag der Kommission ist, die öffentliche Würdigung von Personen zu untersuchen, deren aktive Lebensphase in die NS-Zeit fällt „und von denen anzunehmen ist, dass sie sich in dieser Zeit diskreditierende Handlungen zuschulden kommen ließen“.
Die Kommission soll Verfehlungen und Verdienste zusammenstellen und das Ergebnis binnen zweier Jahre dem Stadtrat präsentieren.
"Zu gegebener Zeit" werden die Bürger informiert
Die konstituierende Sitzung fand am Montag, 20. Juni, unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Elf Mitglieder hat die Kommission, unter ihnen der Lehrstuhlinhaber für Neueste Geschichte an der Uni Würzburg, Professor Peter Hoeres, Niels Weise vom Institut für Zeitgeschichte in München, Ingrid Heeg-Engelhart vom Staatsarchiv und Mitglieder der Stadtverwaltung und des Stadtrates.
Einer Pressemitteilung der Stadt Würzburg zufolge wurden bislang 122 Straßen identifiziert, die nach Personen benannt wurden, die zwischen 1933 und 1945 „im Erwachsenenalter standen“, unter ihnen Unverdächtige wie Willy Brandt und der israelische Dichter und gebürtige Würzburg Jehuda Amichai.
Nun würden zu einzelnen Personen genauere Recherchen unternommen. Die Stadt gehe davon aus, dass am Ende eine „überschaubare Anzahl von Fällen“ kritisch diskutiert werden müsste.
„Zu gegebener Zeit“ werde die Kommission ihre Ergebnisse mit den Bürgerinnen und Bürgern diskutieren.
Entscheiden müsse der Stadtrat, „ob und gegebenenfalls in welchen Fällen eine Straße umbenannt oder eine Ehrung aberkannt werden soll“.