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Würzburg
Kommentar zur Aktion #allesdichtmachen: Vielen Dank für nichts!
50 Promis üben "satirische" Kritik an den Corona-Maßnahmen. Die Rechten jubeln, Kollegen sind entsetzt. Dabei gäbe es genügend Gründe, mal so richtig sarkastisch zu werden.
Standbilder der Internetaktion #allesdichtmachen via Youtube. Die Reihen jeweils von links:  (oben) Jan Josef Liefers, Nina Proll, Nadja Uhl, (Mitte) Ulrich Tukur, Wotan Wilke Möhring, Maxim Mehmet,  (unten) Katharina Schlothauer, Peri Baumeister, Richy Müller.
Foto: Internetaktion #allesdichtmachen via Youtube, dpa | Standbilder der Internetaktion #allesdichtmachen via Youtube. Die Reihen jeweils von links:  (oben) Jan Josef Liefers, Nina Proll, Nadja Uhl, (Mitte) Ulrich Tukur, Wotan Wilke Möhring, Maxim Mehmet,  ...
Mathias Wiedemann
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:23 Uhr

Na toll! Als ob nicht alles schon verworren genug wäre. Gut 50 TV- und Kino-Promis üben unter #allesdichtmachen "satirische" Kritik an den Anti-Corona-Maßnahmen, und das Netz steht Kopf. Rechte und "Querdenker" jubeln, gleichzeitig gibt es jede Menge Häme und Kritik - nicht nur von Kollegen. Der Moderator Tobias Schlegl, der auch Notfallsanitäter ist, twittert: "Die Schauspieler*innen von #allesdichtmachen können sich ihre Ironie gerne mal tief ins Beatmungsgerät schieben." Und Nora Tschirner fragt: "Wird's schon boring im Loft und im Brandenburger Landhaus?"

Anzeige für den Anbieter X über den Consent-Anbieter verweigert

Was war geschehen? Stars wie Ulrich Tukur, Meret Becker, Richy Müller, Heike Makatsch, Jan Josef Liefers, Wotan Wilke Möhring oder Ulrike Folkerts hatten am Donnerstagabend kurze Videostatements auf Youtube gestellt, in denen sie mit überdeutlich ironischem Unterton aufrufen, kritiklos die Regierung zu unterstützen, sich weiterhin jede Menge Sorgen zu machen und ansonsten die Klappe zu halten.

Es gäbe genügend Zielscheiben für geharnischten Sarkasmus

Jan Böhmermann, der sich möglicherweise ein wenig besser mit den Wirkmechanismen von Satire auskennt, hat inzwischen den Hashtag #allenichtganzdicht eingeführt. Die Internetseite der Aktion  – www.allesdichtmachen.de – war am Freitag nicht mehr erreichbar, die Seite www.allesdichtmachen.com sehr wohl. Yannick Hahn, Vorsitzender der SPD Berlin Mitte, hatte die Adresse direkt mit der Corona-Dokumentation "Charité intensiv" des RBB verlinkt. Und schreibt dazu: "Mögen sich viele Querdenker*innen und Schaupieler*innen dorthin verlaufen".

Ironie gegen das Corona-Management in diesem Land? Kann man machen. Sollte man sogar öfter machen. Es gäbe genügend Zielscheiben für geharnischten Sarkasmus auch und gerade im Interesse der Kultur. Die konstante Missachtung und Geringschätzung von Kunst und Kunstschaffenden etwa. Unflexibilität da, wo man differenzieren müsste, Inkonsequenz und Wankelmut da, wo klare Vorgaben wichtig wären. Und jede Menge Krisenmanager, die es auch nicht besser wissen als all die Gemanagten da draußen.

Anzeige für den Anbieter YouTube über den Consent-Anbieter verweigert

Aber die als Kunstaktion deklarierte Ironie unter #allesdichtmachen ist überheblich und wohlfeil. Und nicht selten sachlich schlicht falsch. Wenn Jan Josef Liefers den Medien dankt, dass sie dafür sorgen, "dass kein kritischer Disput uns ablenken kann von der Zustimmung zu den sinnvollen und immer angemessenen Maßnahmen", möchte man ihn fragen, wo er denn bitte die letzten 14 Monate verbracht hat? Kein Wunder, dass er dafür von genau denen beklatscht wird, die behaupten, wir lebten in einer Diktatur. Da hilft dann leider auch kein nachträgliches "Ich habe mit Rechts nichts am Hut".

Die 53 Promis bedienen aufs Feinste die rechte Opfer-Rhetorik

Die 53 Promis kommen rüber wie beleidigte Leberwürste und bedienen dabei aufs Feinste die rechte Opfer-Rhetorik. Dabei zeigen sie einen eklatanten Mangel an Mitgefühl für all jene, die sich tatsächlich Sorgen machen, und diffamieren all jene auch und gerade aus ihrer Branche, die die Maßnahmen mittragen – obwohl es sie möglicherweise an den Rand der Existenz bringt. Und obwohl sie nicht so komfortabel untergebracht sind wie die Herrschaften der ersten Liga der deutschen Film- und Fernsehunterhaltung. Gar nicht zu reden von denen, die selbst erkrankt sind, jemanden verloren haben oder gestorben sind.

Heike Makatsch hat ihr Video inzwischen zurückgezogen und eine Art Entschuldigung gepostet: "Wenn ich damit rechten Demagogen in die Hände gespielt habe, so bereue ich das zutiefst." Auch Meret Becker und Ken Duken haben sich distanziert. Was als nächstes kommt, ist leider vorhersehbar: Es wird einen genüsslichen Aufschrei geben, von wegen Meinungsdiktatur des Mainstreams. Allein schon deshalb hier ein klares Fazit: Danke für gar nichts!

 
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  • S. G.
    Dieser Kommentar ist einfach lächerlich. Meinungen (wie z.B. die der Schauspieler in ihrer Satire), die auch nur minimal von der kaum noch zu ertragenden Schwarz-Weiß-Propaganda der Mehrzahl der Medien in diesem Land abweichen, werden von eben diesen Staatsmedien und ihren Erfüllungsgehilfen leider sehr oft als (rechts)radikal diffamiert. Das ist widerlich und zeigt, auf welchem Weg dieses Land inzwischen ist.....
    Demnächst verhängen unsere von purer Panik getriebenen Politiker ja vielleicht noch ein paar andere sinnfreie Maßnahmen wie das tägliche Tragen von Windeln für alle Erwachsenen, Maskenpflicht zuhause, etc. Ein Vorschlag für die Politiker: #Niemehraufmachenundnochlangsamerimpfen.....
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  • J. G.
    Ein gewaltiges Problem während Corona in Deutschland ist, dass andere Meinungen nicht mehr akzeptiert werden und mit allen möglichen Mitteln auch unter der Gürtellinie niedergemacht werden. Da geht ein großes Stück Kultur in der Gesellschaft verloren. Wenn man eine andere Meinung hat, dann kann man das sachlich äußern und nicht gleich die Leute wie die Künstler in die Schublade "Querdenker" stecken. Auch Satire kann böse Züge haben.
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  • M. Z.
    Wo wird denn hier jemand in eine Schublade gesteckt?
    Eine Meinung zu akzeptieren heißt nicht, sie teilen zu müssen.
    Wenn Herr Wiedemann berichtet, wie gewisse Kreise auf diese "Satire" reagieren und er dann das ganze kommentiert (es ist ja klar als Kommentar gekennzeichnet), ist das doch OK.
    Ca. 50 Künstler haben ihre Meinung "satirisch" geäußert. Manche Leute veröffentlichen, daß sie das gut finden, manche veröffentlichen, daß sie das nicht gut finden.
    Eben freie Meinungsäußerung.
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  • H. H.
    Weil die Leute Angst haben, eigenen Angst zu hinterfragen und einfach denken, selbst denken anzufangen.

    Tolle Performance, danke, hoffentlich werden Menschen trotzdem etwas selbstsicherer.

    Nur wer lernt, mit Gefahren umzugehen, wird überleben, wie lange will mann noch sich verstecken und aussitzen?
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  • U. L.
    Wir erleben wieder den Mechanismus, den Sahra Wagenknecht in ihrem Buch „Die Selbstgerechten“ brilliant und sachlich präzise beschreibt: Wer sich aus dem Framing der bundesdeutschen Selbstgerechtigkeit begibt, wird persönlich angegriffen und in die rechte Ecke gestellt. Am Ende hat keiner mehr den Mut, seine Meinung zu äußern. Angesichts der geballten Inkompetenz der Regierenden, die wir seit Monaten erleben, haben viele bei allem Ernst der Lage nur noch Spott übrig. Dysfunktional, behäbig und selbstgerecht, so bezeichnete der SPIEGEL das Land kürzlich. Das ist gleichermaßen betrüblich wie zutreffend. Und Qualitativ sind die Videos besser als alles, was Böhmermann zu leisten in der Lage ist.
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  • R. S.
    Vielen Dank an die Schauspieler die hier E..r zeigen! Viele werden leider nicht mehr gebucht werden..... und das ist genau der Grund warum keiner sich mehr traut aufzustehen! Egal um welches Thema es geht... —— Also danke für SEHRVIEL und den Mut—- UND NICHT, DANKE FÜR NICHTS!!!
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  • K. F.
    einige können und dürfen halt immer e bisserle mehr, oder?
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  • A. G.
    Jan Josef Lieferts und Ulrike Volkers, immer gern eure Tatort's gesehen.... Verstand und Vernunft von Euch für immer verloren 😳
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  • S. K.
    Die Aktion erinnert irgendwie an die "Superliga"...
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  • J. H.
    Bullshit! Meinungsfreiheit heiẞt aber auch zu akzeptieren, dass andere die eigene hinausposaunte Meinung auch kritisieren dürfen! Das hat mit "nicht tolerieren" nichts zu tun.
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  • E. H.
    diese 50 Top-Verdiener sind ein Hohn - gegen+ber den vielen vielen Künstlern und Kulturschaffenden, die sich mit Auftritten in kleinen Bühnen, in regionalen kirchlichen und ehrenamtlich geführten Häusern ihr Geld verdienen müssen.
    Diese 50 Künstler werden sich keinen Kopf machen müssen, ob Sie ihre Miete bezahlen, am Samstag beim Bäcker und Metzger was zum essen für ihre Kinder was einkaufen können und das ÖNPV-Ticket leisten können.
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  • P. K.
    Endlich mal ein Kommentar den ich nicht kommentieren muss.
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    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • R. E.
    Sicherlich sehr überzogen und provokant. ABER: warum wird diese Aktion SOFORT mit Rechts und Querdenkern parallelisiert? UND: vielleicht ist die Inzidenz in der Zielgruppe Schauspieler höher. Die sind von den Maßnahmen auch stark betroffen. Wenn Schauspielerkolleginnen und -Kollegen das anders sehen, ist das ihr gutes Recht und ihre Meinung - Meinungsfreiheit eben!
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    Dieser Kommentar ist nicht gelungen. Nicht mutig. Ätzend. Hetzend. Geht gar nicht. Andere Meinungen werden nicht mehr toleriert. Nein sie werden kriminalisiert. MP nie wieder.
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  • W. S.
    Bleiben Sie bitte unbedingt! Selbst das Springerblatt Welt ist inzwischen besser als seine Leser(briefschreiberlinge). Verwehren Sie diesen wundervollen Status doch bitte nicht der braven Mainpost!
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  • U. A.
    Dieser Kommentar trägt nicht zur Diskussion bei und wurde daher gesperrt.
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  • F. H.
    Dann müssen Sie kaufen: kleine Zeitung, große Schrift. Und nix kaufen: große Zeitung, kleine Schrift.

    Nebenbei, niemand wird hier kriminalisiert. Eine Hetze kann ich ebenfalls nicht erkennen. Vielleicht sollten Sie die Meinung, die hier geäußert wird, tolerieren. Das prangern Sie ja an. Keiner verlangt von Ihnen, dass Sie derselben sein sollen. MP, gerne wieder!
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  • M. Z.
    Was verstehen Sie unter "tolerieren"?
    Etwas zu tolerieren heißt nicht, dem zustimmen zu müssen.
    Soll Herr Wiedemann in einem Kommentar nicht sein Meinung sagen dürfen?
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