Nicht nur die Eltern und Mitarbeiter der Kindertagesstätten, in denen der Logopäde tätig war, der Buben für den Dreh von Kinderpornografie misshandelt haben soll, stehen unter Schock. Die furchtbaren Taten haben in allen Einrichtungen in der Region, in denen Kinder betreut werden, für Unruhe gesorgt. Und tun es noch immer.
Am schlimmsten ist die Verunsicherung im Alltag. Betreuer berichten, dass sie nicht mehr unbefangen Kinder auf den Schoß nehmen. Andere erzählen, selbst bei einfachen Umarmungen zuckten sie zurück, jeder Körperkontakt zu Mädchen und Buben falle ihnen schwer. Männliche Erzieher sagen, sie trauten sich nicht mehr, kleine Kinder zu wickeln. Sie fürchten, da könnte schnell ein Verdacht mitschwingen. Es gibt erste Fälle von jungen Männern, die den Erzieher-Job kündigen. Welch ein fatales Signal.
Hundert Prozent Sicherheit gibt es nicht
Es ist ebenso richtig und wichtig, dass Aufsichtsbehörden wie die Stadt Würzburg die mutmaßlichen Verbrechen zum Anlass nehmen, einmal mehr ganz genau hinzuschauen. Dass sie die baulichen Gegebenheiten in den Kitas checken, die Vereinbarungen zum Umgang mit Handys und Kameras verschärfen, aber eben auch die pädagogischen Konzepte, die Regelungen für den Umgang mit Konflikten und Verdächtigungen, überprüfen. Ob ein generelles Verbot von Einzeltherapie dabei zielführend ist, das müssen die Experten entscheiden.
Eine hundertprozentige Sicherheit vor Übergriffen gibt es nicht, vor hoher krimineller Energie ist im Zweifelsfall kein Kindergarten, keine Krippe, kein Hort gewappnet. Erhöhte Aufmerksamkeit ist gut, vernünftige Auflagen sind nötig, am Ende funktionieren pädagogische Einrichtungen aber nicht ohne ein Höchstmaß an Vertrauen. Dieses zu sichern oder wieder zu gewinnen, dort wo es verloren gegangen ist, bleibt eine gemeinsame Herausforderung – für Eltern, Erzieher und Behörden.