"Zahl der Infektionen sprunghaft gestiegen" - "Virus-Angst sorgt für erste Hamsterkäufe" - "Virologe: Sars-CoV-2 bleibt dauerhaft" - "Die Uhr tickt im Kampf gegen das Coronavirus - Krisenstab in Berlin". Das ist nur eine kleine Auswahl von Schlagzeilen, die im Laufe des Freitags die Nachrichtenportale im Internet dominierten.
Sie alle belegen: Das Coronavirus bestimmt mittlerweile auch in Deutschland zunehmend den Alltag. Viele Menschen sind angesichts dieser Entwicklung beunruhigt. Zumal etliche Fragen noch nicht eindeutig beantwortet werden können und Experten sich in ihren Aussagen gelegentlich widersprechen.
In einer solchen Situation kommt den Medien eine besondere Verantwortung zu. Sie müssen ihre Leserinnen und Leser mit seriösen Informationen aufklären und Tatsachen offen benennen, ohne dadurch Panik zu verbreiten. Dieser Grat zwischen Verharmlosung und alarmistischer Berichterstattung ist oft schmal.
"Es wird schlimm werden"
So sieht beispielsweise Professor Alexander Kekulé, Leiter der medizinischen Mikrobiologie an der Universität Halle, "keinen Grund", Angst zu haben. "Wir Virologen sind eigentlich sehr glücklich, dass es Patienten in Deutschland gibt, weil die können wir dann wirklich genau untersuchen. Und wir haben ein viel besseres Bild als von diesen doch zum Teil politisch überlagerten Meldungen aus China", sagte der Fachmann für Seuchenbekämpfung dem MDR.
Dagegen hat Christian Drosten, Professor und Institutsdirektor der Virologie an der Charité Berlin, am Donnerstagabend in der Talkshow "Maybritt IIllner" prophezeit: "Es wird schlimm werden." Der Experte hält es sogar für möglich, dass sich 60 bis 70 Prozent der Deutschen infizieren könnten. Trotzdem sei Panik unangebracht.
Zwei renommierte Wissenschaftler, zwei durchaus unterschiedliche Einschätzungen. Wer von beiden am Ende Recht hat, wird sich erst zeigen. Im Sinne einer ausgewogenen Darstellung informiert unsere Redaktion selbstverständlich über beide Positionen - ohne sie zu bewerten. Denn dazu sind wir fachlich gar nicht in der Lage. "Was gute Berichterstattung auszeichnet, ist vor allem, dass darin seriöse Quellen zitiert werden und immer wieder offen eingeräumt wird, wenn es Unsicherheiten gibt", beschreibt Volker Stollorz vom Science Media Center Germany die Aufgabe der Medien sehr treffend.
Experte rät zu einem "gesunden Fatalismus"
In diesem Sinne halten wir uns an das, was Behörden, anerkannte Forscher oder das Robert-Koch-Institut über Sars-CoV-2 mitteilen. Wir werden weiterhin sämtliche Informationen sorgfältig prüfen, einordnen und uns nicht an Spekulationen beteiligen - schon gar nicht an all den unsäglichen Verschwörungstheorien in den sozialen Netzwerken.
Ungeachtet aller derzeitigen Unsicherheiten rund um das Coronavirus täten wir gut daran, der Empfehlung des Göttinger Angstforschers Borwin Bandelow zu folgen. Er rät im Umgang mit der Ausbreitung des Sars-CoV-2 zu einem "gesunden Fatalismus".