
Reisen ohne zu posten? An den schönsten Orten der Welt stehen, ohne es selbiger per Facebook, Instagram oder Youtube mitzuteilen? Fast undenkbar. Die Folge: Zahlreiche Menschen suchen mittlerweile ihre Urlaubsziele danach aus, wie viele Likes die dort gemachten Bilder im Netz ergattern könnten. Statt ums Erleben, geht es um die Inszenierung. Das ist absurd. Und es zerstört, was Reisen ausmacht.
Glaubt man einer britischen Studie, wählten schon 2017 rund 40 Prozent der 18- bis 33-Jährigen ihre Reiseziele nach deren "Instagrammability" aus. Also danach, wie erfolgreich die Urlaubsbilder später auf der Fotoplattform Instagram seien könnten. Motive wie Erholung, Fremdes zu entdecken, den eigenen Horizont zu erweitern, waren zweitrangig. Das führt das Reisen ad absurdum. Alles, was Orte ausmacht, die Natur, die Menschen, das wird völlig unwichtig. Es ist nur noch Kulisse.
Beispiele dafür gibt es zuhauf. Das türkisgrüne Wasser des Pragser Wildsees in den Dolomiten. Die Felszunge Trolltunga in Norwegen. Oder das kleine Dorf Lavertezzo im Schweizer Verzascatal mit seinen Malediven-gleichen Badestellen. Sie alle wurden durch Posts in den sozialen Netzwerken berühmt und werden seitdem von Hunderttausenden auf Fotos in Szene gesetzt. Nur: Der Ansturm ist zu viel.
Hohe "Instagrammability" ist für viele Orte fatal, sie sind dem Ansturm nicht gewachsen
Müllberge. Staus. Überfüllte Parkplätze. Genervte Anwohner. "Overtourism", Übertourismus, nennt sich das Phänomen. Das Berggasthaus Aescher, eines der ältesten in der Schweiz, fiel ihm bereits zum Opfer. Der hölzerne Gasthof schmiegt sich an die Wand im Alpstein, ein uriges Motiv, das unzählige Touristen aus aller Welt ablichten wollen. Dem waren weder die Infrastruktur der Hütte, noch die Wirte gewachsen. Sie gaben ihre Pacht 2018 nach Jahrzehnten auf. Und auch wenn das Gasthaus im Mai von neuen Wirten wieder eröffnet wurde: Wie lange es dem Andrang standhält, bleibt offen.
So ist die Masse an Menschen, die diese gekünstelten Fotos nach sich zieht, für viele Orte fatal. Auf den Posts allerdings ist davon nichts zu sehen. Das Echte passt nicht ins Bild. Es zählt einzig die perfekte Inszenierung.
Längst nutzt das die Tourismusbranche. Hotels werden extra so gestaltet, dass sie möglichst spektakulär in sozialen Netzwerken zu präsentieren sind. Reiseportale küren die beliebtesten Instagram-Strände. Eine deutsche Reederei warb damit, dass ihr neues Schiff Instagram-Momente garantiere.
Keine Urlaubsfotos mehr? Doch, wenn sie Echtes zeigen, nicht Inszenierungen.
Die Bilder, die so entstehen, sind makellos und klickbringend. Aber auch verlogen. Sie zeigen nichts individuelles, nichts von den Erlebnissen der Reisenden.
Oft geht es beim Reisen jedoch genau darum: neue Erfahrungen zu machen. Positive, aber unvermeidlich auch negative. Wer wirklich in den Bergen unterwegs ist, schwitz vielleicht auf einer nicht enden wollenden Wanderung. Oder wird von einem Regenschauer gebadet. Oder friert, weil das Thermometer mitten im Sommer zwölf Grad nicht überschreitet. Dann entstehen Fotos mit schweißverklebten Haaren, von im Nebel unsichtbaren Gipfeln genauso wie vom glitzernden Bergsee. Erinnerungen eben.

Das auf Bildern festzuhalten, ist weder falsch noch neu. Auch Eltern und Großeltern hatten auf Reisen die Kamera dabei. Sie bannten besondere Augenblicke auf Film und zeigten das Fotoalbum später stolz Verwandten und Freunden. Aber keiner wäre auf die Idee gekommen, das nächste Urlaubsziel danach auszusuchen, was bei Onkel, Tante oder den Nachbarn die größte Bewunderung auslösen könnte. Der neue Trend meint aber genau das: Es wird die Bewertung anderer über das Erleben gestellt. Damit verliert Reisen seinen Sinn.
Also keine Urlaubsfotos mehr? Doch. Wenn sie Echtes zeigen, nichts Inszeniertes. Viele Instagram-Hotspots würde das schnell entlarven. Denn meist steht der Reisende eben nicht mehr einsam auf der Trolltunga in Norwegen, sondern gemeinsam mit Hunderten Touristen mit gezücktem Smartphone. "Instagrammable" ist das sicher nicht. Und erholsam schon gleich gar nicht. Aber real.
Wer keine Karten lesen kann, blamiert sich im Beruf bis auf die Knochen. Er kann zudem weder eigenständig einen Urlaub noch einen Wochenendausflug planen. Gute Karten gibt es nur auf Papier und nicht im Netz, da die Verlage die Karten verkaufen wollen; z. B. guter Autoatlas, M=1:200.000(!!) für Mitteleuropa.
Wie kam das? Heimatkunde wurde abgeschafft und gibt es nur noch verkürzt. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr. Im Schulzimmer hing früher die große Unterfrankenkarte: Maindreieck, Mainviereck..., die bekannte Welt wurde mit der Karte verbunden. Später in Geografie konnte man diese Grundkenntnisse für Karten von fremden Ländern anwenden.
Auch der Freistaat mit seinem heutigen Heimatministerium schaffte Heimatkunde ab, weil er glaubte, das sei unwichtig.
Die bayerischen Landeskinder wurden zu geografischen Analphabeten!
Kultusministerium & Wissenschaft haben vmtl. bis heute die Zusammenhänge nicht begriffen.
Dank (a)sozialen Medien verblödet die Menschheit immer mehr ...