
Die allgemeine Lebenserwartung steigt, in Deutschland sogar jeden Tag um knapp sechs Stunden, das sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Ein Grund zur Freude? Jein. Denn nun wird über eine noch höhere Altersgrenze bei der Rente diskutiert: bis 70 Jahre und noch länger. Die Debatte ist lebensfern.
Denn um arbeiten zu können, muss man nicht nur lange am Leben sein, sondern körperlich und geistig fit. Aktuell gehen nur acht Prozent der 64-Jährigen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach. Wie soll jemand bis 70 arbeiten, der schon mit 64 Jahren keinen Job mehr hat?
Außerdem: Wichtiger als die reine Lebenserwartung ist die beschwerdefreie Lebenserwartung und die lag 2015 bei 63,3 Jahre für Frauen und 62,6 Jahre für Männer. Danach kommen oft die ersten Gesundheitsbeschwerden - oder sogar ernsthafte Erkrankungen.
Natürlich soll es für die fitten Älteren Möglichkeiten geben, neben ihrer Rente noch zu arbeiten. Die Regelaltersgrenze muss aber auch für Schichtarbeiter, Altenpfleger, Busfahrer erreichbar bleiben. Viele Menschen können heute schon nicht bis zum regulären Renteneintrittsalter arbeiten, sondern gehen früher - mit Abschlägen - in Rente. Die Debatte ist also lebensfern und bedeutet nichts anderes als Rentenkürzungen.