
Tagpfauenaugen überall! "Haben Sie es auch bemerkt?", fragen die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie in ihrem wöchentlichen Gartentipp. Die hübschen, rostroten Schmetterlinge sind in diesem Herbst aber auch auffällig oft zu sehen auf Astern und Efeublüten. Offenbar, sagen die Gartenspezialisten aus Veitshöchheim, gehören die Tagpfauenaugen zu den Gewinnern des Klimawandels. Fraß sich früher nur eine Generation von Raupen pro Jahr durch Brennnesseln, um dann zum Falter zu werden, sind es im wärmer werdenden Deutschland jetzt zwei. Und offenbar finden sie in Gärten und Blühstreifen auch genügend Nektar . . .
Wie schön. Weniger schön sind die Nachrichten aus dem chinesischen Kunming. Die Weltnaturschutzkonferenz fand in dieser Woche dort (und digital) statt, 196 Staaten nahmen teil. Das Ziel: das Artensterben stoppen, die biologische Vielfalt unserer Erde retten. Eine schriftliche Garantie soll im Mai 2022 abschließend verhandelt werden. Jetzt wurden erst mal ein paar Eckpunkte des Abkommens besprochen. Nur leider: Aus ihnen ist wenig hoffnungsvoller Nektar zu saugen.
Bei der biologischen Vielfalt geht es um uns – und unsere Gesundheit
Die Fakten sind seit geraumer Zeit ja (fast) unbestritten: Biologische Vielfalt ist unsere Lebensgrundlage, ohne sie sind Ernährungssicherheit, Gesundheit, auch unser Wohlstand gefährdet. Doch geschätzt mindestens eine Million Pflanzen und Tiere sind weltweit vom Aussterben bedroht – bis zu ein Viertel aller Lebewesen. Ein Artensterben, das es in solcher Dimension seit den Dinosauriern nicht gab.
Die Ursachen sind vielfältig und eigentlich klar: Umweltverschmutzung, Landnutzung, Land-Übernutzung, Überfischung, Versiegelung, das Abholzen großer (tropischer) Wälder. Der Klimawandel kommt dazu, auch wenn die Tagfalter mit den vier bunten Augen hier in der Region gerade davon profitieren.
Sicher ist, es geht bei der Weltnaturschutzkonferenz eben nicht nur um exotische Falter, Nashörner und den fernen Regenwald. Auch bei uns hat der Artenschwund beunruhigende Ausmaße angenommen. Natürlicher Lebensraum schwindet, Nahrungsketten und ganze Ökosysteme geraten aus dem Gleichgewicht oder drohen, vollständig verloren zu gehen.
Was tun? An Absichtsbekundungen mangelte es schon bislang nicht. Man sollte mal, man könnte ja, man müsste doch. Die Erklärung von Kunming ist erneut gespickt mit Konjunktiven und Hülsenworten. Die 196 Staaten äußern da ihre Sorgen, begrüßen Aufrufe, bekunden Willen und fordern – natürlich – dringendes Handeln.
Bis 2030 soll ein knappes Drittel der Landflächen und der Meere unter Schutz gestellt und mindestens ein Fünftel der schon zerstörten Ökosysteme renaturiert werden. Der Einsatz von Pestiziden soll um zwei Drittel reduziert werden. Doch verbindliche Selbstverpflichtungen? Greifbare Zielvorgaben? Ankündigungen von Strafen für verfehlte Ziele? Fehlanzeige. Die 196 Unterzeichner der UN-Konvention zur biologischen Vielfalt belegten in dieser Woche wortreich-vollmundig ihre - ja was eigentlich? Hilflosigkeit? Unfähigkeit? Scheinheiligkeit?
Ob auf die Phrasen die notwendige Finanzierung folgt?
Der Artenschwund geht weiter, ungebremst. Schon jetzt ist klar, dass das Rahmenabkommen, das die Staaten dann im Frühjahr unterzeichnen wollen, noch weniger bindend sein wird als das Pariser Klimaschutzabkommen. Und dass den leeren Phrasen kaum dicke Maßnahmenkataloge folgen. Konkrete Finanzierungspläne wohl auch nicht. China hat für die Finanzierung der Biodiversitätsmaßnahmen mit 200 Millionen Euro zwar gerade ein Zeichen gesetzt. Und Deutschland? Schweigt.
Gucken wir aufmerksam auf die bunten Tagpfauenaugen, die gerade durch die Gegend flattern. Aber denken wir nicht, dass alles doch nicht so schlimm ist . . .
Viele Menschen wollen der Wahrheit leider nicht ins Auge sehen und deshalb ihr bisheriges Leben weiterleben und keine wirklichen Einschränkungen hinnehmen.
Verantwortlich dafür, dass jetzt schnellstens Maßnahmen zum Umwelt-, Natur- und Tierschutz umgesetzt werden müssen ist eine jahrzehntelang weltweit verfolgte Politik, die auf Konsumanreize setzte, immerwährendes Wachstum versprach und die Welt ökonomisch in Gewinner und Verlierer spaltete.
Die Reichen werden somit immer reicher, die Armen wurden immer ärmer, d. h. die soziale Ungleichheit nahm weltweit kontinuierlich weiter zu.
Für den Konsumrausch einer reichen Minderheit zahlen die Ärmsten den Preis. Die katastrophalen Folgen der Klimakrise sind schon heute vielerorts spürbar.
Toll ist auch die Nachricht, dass es in der deutschen Ostsee wieder 30.000 Robben gibt.
Vor 50 Jahren waren sie praktisch ausgerottet.
Die Naturschützer schreiben auch, das Robben am liebsten Scholle, Flunder, Kabeljau fressen. 5-7 kg am Tag.
Offizielle Seiten nennen Hering und Dorsch als Hauptnahrung.
Da sind dann am Tag schon mal 150 -200 TONNEN weggefischt.
Das sind 60.000 Tonnen im Jahr. Und die Fischer gehen stempeln.
Ein Erfolg des Naturschutzes.