Keine Götter, kein Krieg, kein Sex, keine Schulden! Ein hochrelevantes Themenbündel schnürte Michael Jansky mit dem Team des Theater Ensemble aus drei Aristophanes-Komödien (5. Jh. v. Chr.) zusammen: aus der meistgespielten „Lysistrate“, in der die Frauen ihren Kriegermännchen den Sex verweigern, bis die Frieden machen; aus „Die Wolken“ mit der Schlüsselszene, in der sich ein junger Mann zwischen Tugend und Hedonismus, Lüge u. dgl. entscheiden soll; und aus „Die Vögel“, Tiere, die dazu angestachelt werden, den Olymp auszuhungern.
Die Konflikte der drei Dramen sind gleichermaßen essenziell, die Stoßrichtungen überall satirisch, die Texte durch ihr Alter ähnlich verfremdet. „Wolken“ und „Vögel“ haben außerdem handlungsantreibende Figurenpaare, die sich leicht verschmelzen lassen. Trotzdem setzt sich solch eine Collage zum „Aristophanes Menü“, so der Titel der Freilichtaufführung auf dem Bürgerbräu, nicht von allein zusammen. Es brauchte Ideen und Wagemut für derart geschmeidige Übergänge zwischen den Szenen.
Schauspieler kommen mit Wiesen-Akustik gut zurecht
Die Darreichung als „Menü“ betreibt leichtes Understatement. Weil: Hier wurde nicht das Leckerste aus den alten Griechen rausgepickt, hier wurde vielmehr mit einer Kunstfertigkeit komponiert, die die Möglichkeiten einer Poseidonplatte beim Sufflacki-Griechen bei weitem übersteigt.
Die sieben jungen Theaterfreundinnen und Spielbegeisterten kommen stimmlich mit der Wiesen-Akustik gut zurecht. Es kommt ihnen zugute, dass der Schenkelklöpper-Humor der Antike von deutscher Gegenwartskomik gar nicht immer so weit entfernt liegt. Das Septett kostet das gehörig aus. Nach der ersten Tanzeinlage, und als sich die Bühne zusehends mit Figuren füllte, legten bei der Premiere am Donnerstag dieser Woche auch alle Mimen die nötige Energie in sämtliche Moves.
Der Zuschauer kann einiges lernen
Nun haben wir es, um einen anachronistischen Witz aus der Komödienfassung zu zitieren, zu tun mit „der alten Zeit, da die Gummistiefel noch aus Holz waren“. Über diese Zeit kann der Zuschauer einiges lernen, z. B. wie man die Verwechslung von griechischer Antike und Weimarer Klassik vermeidet. Die Alten standen der rohen Archaik deutlich näher als der feine Herr Goethe.
Und das Schlitzohr Aristophanes feierte genau so wie seine attischen Tragödenkollegen die seinerzeit recht taufrische Autoreflexion der Rationalität. Sehr zu Recht erinnern die Künstler des Theater Ensemble an dieses wichtige Kapitel der Menschheitsgeschichte – heute, wo Schrägdenker verständiges Argumentieren verweigern. Dass sie das in fantastischen metallic-glänzenden Vögelkostümen tun, pfeift alle Theaterfreunde in der Zellerau zusammen. Kurzweil lockt: Die eineinviertelstündige Inszenierung beginnt um 18 Uhr.
Gespielt wird bis 13. Juni. Hygieneinformationen und VVK unter www.theater-ensemble.net