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OCHSENFURT-HOHESTADT
Kneipp stockt den Standort auf
Arzneimittel und Pflegeprodukte: Kneipp-Mitarbeiterin Annette Stumpf packt Baldrian-Dragees für den französischsprachigen Markt in Kartons. 600 Produkte stellen die Kneippwerke in Ochsenfurt her, sagt Werkleiter Dr. Harald Reger (rechts). Jedes Jahr kommen 30 neue hinzu.
Foto: GERHARD Meissner | Arzneimittel und Pflegeprodukte: Kneipp-Mitarbeiterin Annette Stumpf packt Baldrian-Dragees für den französischsprachigen Markt in Kartons. 600 Produkte stellen die Kneippwerke in Ochsenfurt her, sagt Werkleiter Dr.
Von unserem Redaktionsmitglied Gerhard Meissner
 |  aktualisiert: 11.12.2019 20:24 Uhr

Die Kneipp-Werke konzentrieren Produktion und Verwaltung auf ihr 2001 errichtetes „Werk Oberhäußer“ im Gewerbegebiet Ochsenfurt-Hohestadt. Der traditionsreiche Hersteller von Arzneimitteln und Pflegeprodukten sieht darin die Voraussetzung für eine langfristige Sicherung und ein weiteres Wachstum des Unternehmens, wie Kneipp vor wenigen Tagen in einer Pressemitteilung bekannt gab.

Verbunden mit dem Schritt ist die Schließung des Werks im ehemaligen Wirkungsort von Namensgeber Sebastian Kneipp in Bad Wörishofen. Die „Kneipp-Villa“ im Würzburger Steinbachtal gibt das Unternehmen ebenfalls auf. Lediglich die Außenstelle in Heidingsfeld soll im Zuge der Umstrukturierung erhalten und sogar noch ausgebaut werden, so Unternehmenssprecherin Angela Kreipl und Werkleiter Dr. Harald Reger in einem Gespräch mit der Main-Post.

„Der Ursprung der Kneipp-Werke lag hier in der Region.“

Angela Kreipl Unternehmenssprecherin

Die Standortkonzentration steht am Ende eine langen Konsolidierungsprozesses. 2001 hatte die Hartmann-Gruppe, ein führender Hersteller von Medizin- und Hygieneprodukten, die Mehrheit der wirtschaftlich angeschlagenen Kneipp-Werke übernommen. 2008 gingen die gesamten Anteile an Hartmann über.

Eine eingehende Untersuchung des Produktportfolios hatte ergeben, dass die Marke Kneipp zwar hohes Ansehen genießt, aber als antiquiert und verstaubt angesehen wird, erinnert sich Produktionsleiter Harald Reger. Das Ergebnis waren ein neues Marketingkonzept und eine Produktpalette, die jüngere Kunden besser erreichen sollte.

Dem steigenden Preisdruck im Wettbewerb stellt sich Kneipp mit einer großen Zahl neuer Produkte, die jedes Jahr zu festen Terminen im März und im September auf den Markt kommen. „Diese Termine haben sich bei unseren Kunden eingeprägt“, sagt Angela Kreipl, „viele warten schon drauf, was es Neues von uns gibt.“

Im Schnitt 30 Neuprodukte bringt Kneipp pro Jahr heraus und lässt damit die Konkurrenz weit hinter sich. Vor allem aus dem Bereich der Badeprodukte kommen in den letzten Jahren die Zuwächse, sagt Werkleiter Reger. Möglich sei dies nur durch die enge Verzahnung zwischen Entwicklung, Produkt-Management und Produktion. Das sei auch ein wesentlicher Grund für die Zusammenfassung der Abteilungen im Hohestadter Werk gewesen. Produkt-Management und Vertrieb waren bisher am Standort in Würzburger Steinbachtal angesiedelt.

Als weiteren Punkt nennt Unternehmenssprecherin Kreipl die bauliche Situation des langjährigen Hauptverwaltung. Die Villa, in die Kneipp-Werke Anfang der 1950er Jahre einzogen, gehört dem Würzburger Verschönerungsverein und muss dringend grundsaniert werden. Dafür hätte die Firma ohnehin in ein Zwischenquartier umziehen müssen.

Stattdessen soll nun der Verwaltungstrakt im Ochsenfurter Werk aufgestockt werden und Platz für die 50 Mitarbeiter geschaffen werden, die derzeit noch im Steinbachtal tätig sind.

Schwerer wiegt die Entscheidung, den Standort an der früheren Wirkungsstätte von Pfarrer Sebastian Kneipp in Bad Wörishofen aufzugeben. Harsche öffentliche Kritik hatte sich das Kneipp-Management dafür eingehandelt. Von einem Verrat an der Idee des Namensgebers war dabei sogar die Rede.

Angela Kreipl widerspricht dieser Darstellung. 1891 habe Sebastian Kneipp die exklusiven Rechte an der Nutzung seiner Studien und seines Namens an seinen Freund und Mitstreiter, dem Würzburger Apotheker Leonhard Oberhäußer übergeben. Das erste Produkt, das unter dem Namen Kneipps hergestellt wurde, entstand in der Würzburger Engelapotheke.

„Der Ursprung der Kneipp-Werke lag hier in der Region“, so die Sprecherin. Erst 1981 habe man in Reminiszenz an den Namensgeber in Bad Wörishofen eine Produktionsstätte für Tees gegründet. 2004 sei die Herstellung von Badesalzen hinzugekommen, in der Hoffnung, den Stadtort zu stabilisieren. Jetzt stehen die 35 Arbeitsplätze dort zur Disposition. Den Mitarbeitern mit unbefristeten Arbeitsverträgen habe man ein Angebot im 200 Kilometer entfernten Ochsenfurt gemacht.

Lediglich der Standort in Heidingsfeld soll erhalten bleiben. Dort ist man auf den Umgang mit gefährlichen Stoffen, wie den leicht entzündlichen ätherischen Ölen, eingerichtet. Deshalb werden in Heidingsfeld weiterhin Vorprodukte für Ochsenfurt hergestellt.

Außerdem will Kneipp die Fertigwaren-Logistik und Konfektionierung in den Würzburger Stadtteil verlagern. Am Hohestadter Werk Oberhäußer wird dadurch Platz geschaffen. „Das ist Grundlage für die Investition in neue Maschinen, für die bisher kein Platz war“, sagt Werkleiter Harald Reger. Ein kleiner Wermuttropfen aus Ochsenfurter Sicht: Formell soll der Sitz der Kneipp-Werke voraussichtlich in Würzburg bleiben.

Bis Mitte 2013 haben sich die Kneipp-Werke Zeit für Umsetzung ihres neuen Standort-Konzepts gegeben. Unter dem Strich bleibt die Summe der Arbeitsplätze durch die Umstrukturierung bei rund 240, davon 25 bis 30 in Heidingsfeld. Die Voraussetzungen für weiteres Wachstum seien aber geschaffen, so Harald Reger. Bisher waren im Ochsenfurter Werk Oberhäußer 170 Mitarbeiter beschäftigt. Weltweit beträgt die Zahl der Mitarbeiter rund 350.

Die Abfüllung von Pflegeprodukten bei Kneipp in Hohestadt: die Umstrukturierung der Standorte soll auch Platz schaffen für neue, leistungsfähigere Anlagen.
Foto: Thomas Obermeier | Die Abfüllung von Pflegeprodukten bei Kneipp in Hohestadt: die Umstrukturierung der Standorte soll auch Platz schaffen für neue, leistungsfähigere Anlagen.
 
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